Fünf Tage Busfahrer-Streik in SH - nächste Woche neue Verhandlungen

Stand: 11.10.2022 14:16 Uhr

Im laufenden Tarifstreit im privaten Busgewerbe hat die Gewerkschaft ver.di zu einem weiteren Warnstreik aufgerufen. Nachdem deshalb eine Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern am Montag geplatzt war, haben sich beide Seiten auf einen neuen Termin geeinigt.

Es ist der dritte und längste Warnstreik in dem seit mehreren Monaten laufenden Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Omnibus Verband Nord (OVN): Seit Dienstbeginn am Montag bis Dienstende am Freitagabend sollen die Busse der landesweit knapp 90 Betriebe nicht fahren. Die Gewerkschaft will mit dem fünftägigen Streik nach eigenen Angaben den Druck auf die Arbeitgeberseite noch mal deutlich erhöhen.

Neue Verhandlungstermin in der kommenden Woche

Am 18. Oktober wollen Arbeitgeber und Gewerkschaft weiter über den Tarifvertrag verhandeln. Beide Seiten hätten sich auf diesen Termin verständigt, teilte der OVN am Dienstag mit.

Eigentlich sollten die Verhandlungen am Montag in Kiel fortgesetzt werden. Der Termin platzte jedoch, weil die Arbeitgeberseite nicht verhandeln wollte, wenn gleichzeitig gestreikt wird. „Wir bedauern sehr, dass ver.di den Termin zur Fortsetzung der Verhandlungen nicht zielführend genutzt, sondern sich stattdessen für sinnlose Streiks entschieden hat", sagte OVN-Verhandlungsführer und Verbandsvorsitzender Klaus Schmidt am Montag.

Auch an dem neuen Termin werde die Arbeitgeberseite nur teilnehmen, wenn an diesem Tag keine Streiks stattfinden, teilte Geschäftsführer Joachim Schack am Dienstag mit. Er kritisierte ebenfalls das Verhalten der Gewerkschaft, die seiner Meinung nach schon seit dem Auslaufen des Tarifvertrages auf Konfrontation mit den Arbeitgebern geht. .

Beschäftigte demonstrierten in Kiel

Für ver.di-Sprecher Frank Schichefsky war die Gesprächsabsage am Montag eine unnötige Eskalation. "Ich habe so etwas in 30 Jahren Gewerkschaftsarbeit noch nicht erlebt, dass man uns hier schlicht einfach sitzen lässt." Als Reaktion darauf habe die Tarifkommission entschieden, den Warnstreik nun für die angekündigten fünf Tage fortzusetzen.

Außerdem demonstrierten Beschäftigte aus dem privaten Busgewerbe am Montag in der Kieler Innenstadt. Gewerkschaft und Polizei sprachen von 500 Teilnehmern. Sie wollten ihren Unmut deutlich machen: "Wenn man die langen Schichtzeiten sieht und dass es nicht entlohnt wird und die Aussage kommt: 'Du fährst ja nur Bus. Stell dich mal nicht so an.' Irgendwann reicht es", sagte ein Demonstrant. Ein anderer meinte: "Ich fordere genau das, was meine Kollegen einfordern: nämlich die 1,95 Euro die Stunde. Zum einen die Wertschätzung der Kollegen, zum anderen die Entlohnung dahingehend hochzusetzen, dass die Schichtzeiten gewürdigt werden."

Weitere Streiks nach den Ferien möglich

Gleichzeitig zeigt sich ver.di offen für neue Verhandlungstermine. Die Gewerkschaft machte jedoch auch klar: "Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, wird es weitere Streiks nach den Ferien geben müssen." Die Gewerkschaft forderte die Kreise und Kommunen auf, für Streikzeiten die Verkehre bei den Busgesellschaften abzumelden und die Kosten nicht zu übernehmen.

Forderungen gehen weit auseinander

Der Tarifvertrag für knapp 1.900 Beschäftigten im privaten Busgewerbe war bereits Ende Juni ausgelaufen. Die Forderungen von ver.di und die Angebote der Arbeitgeber liegen weit auseinander. Ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung der Tarife von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten, ebenfalls 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter. Der Omnibusverband Nord hat neben 300 Euro Inflationszuschuss bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent zum 1. Oktober angeboten, eine Erhöhung von 2 Prozent zum 1. Oktober 2023 sowie eine weitere Erhöhung zum 1. Oktober 2024. Über die gesamte Laufzeit würde der Lohn damit nach Angaben der Arbeitgeber um 8,5 Prozent steigen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.10.2022 | 12:00 Uhr

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