Die Gefahr im Filter: Wie Kippen Meer und Umwelt kontaminieren
Zigarettenkippen kontaminieren das Wasser, vergiften Tiere - und sind auch für Menschen gefährlich. Trotzdem werden täglich 100 Millionen Zigarettenkippen achtlos in die Natur geworfen.
Bis zu 1.000 Liter Wasser kann der Filter einer einzelnen Zigarette kontaminieren. Und es liegen Unmengen Zigarettenkippen an den Stränden. Marcus Bade, Strandkorbvermieter in Timmendorfer Strand und Scharbeutz (Kreis Ostholstein) sammelt jährlich mehr als 2.500 Zigarettenkippen ein - nur zwischen seinen Strandkörben. Immer morgens, bevor die Strandbesucher kommen, ist er unterwegs. "Wenn es so eine Ansammlung von mehreren Kippen ist, dann haben oft Leute nachts hier gesessen, haben vielleicht noch ein Bierchen getrunken, und die Kippen dann leider nicht mitgenommen", erklärt er, während er die Kippen mit einer langen Zange in einen Plastikeimer befördert.
Bundesweit 100 Millionen Kippen täglich
Die Kippen sehen nicht nur hässlich aus, sie sind extrem schädlich - warnt Professor Edmund Maser, Toxikologe an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. "Der Zigarettenfilter ist ja eigentlich dafür da, die Schadstoffe vom Körper fern zu halten. Dementsprechend sammeln sich natürlich da auch die Schadstoffe an. Es werden in Deutschland täglich etwa 200 Millionen Zigaretten geraucht und die Hälfte davon achtlos weggeworfen. Das sind also allein in Deutschland 100 Millionen weggeworfene Kippen", fasst er zusammen.
Celuloseacetat, Nikotin, Formaldehyd, Arsen und Blei
"Die meisten Zigarettenfilter sind aus dem Kunststoff Celuloseacetat, der in der Natur nicht abgebaut werden kann", mahnt der Naturschutzbund NABU. Aufgrund der faserigen Struktur zerfällt ein Zigarettenfilter aber schnell in kleine Teile. "Aktuell wird geschätzt, dass der Abbau in der Natur rund zehn Jahre dauern kann", so der NABU. Zudem enthalten laut dem Naturschutzbund Tabak-Produkte bis zu 7.000 giftige Chemikalien. "Ein Zigarettenstummel besteht in den meisten Fällen nicht nur aus dem Filter, sondern auch aus Tabakresten. Neben dem enthaltenen Nikotin finden sich auch weitere krebserregende Stoffe und Schwermetalle wie Formaldehyd, Arsen und Blei in den Zigarettenstummeln", heißt es.
Kostenlose Aschenbecher gegen Kippenflut
Tiere können durch die Gifte bleibende Nervenschäden erleiden und an ihnen verenden. Für Kinder, die einen Filter verschlucken, besteht Lebensgefahr. Sie könnten unter anderem Herzrhythmusstörungen bekommen. "Wenn Kinder im Sand buddeln und dann Zigarettenfilter in den Händen haben, ist das nicht so schön. Wir haben ja auch kostenlose Strandaschenbecher. Oder man nimmt die Zigaretten einfach wieder mit. Das wäre natürlich schön", sagt Strandkorbvermieter Bade. Gut 3.000 kostenlose Strandaschenbecher bringt er jedes Jahr unter die Gäste. Außerdem baut er feste Aschenbecher an den Strandübergängen an. In der Hoffnung, dass er künftig weniger Kippen im Sand findet.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, dass laut Professor Edmund Maser pro Tag in Deutschland 100.000 Zigarettenkippen weggeworfen werden. Professor Edmund Maser hat diese Zahlen mittlerweile korrigiert. Wir haben den Artikel entsprechend geändert.