Visualisierung des Coronavirus. © NDR Foto: NDR

Corona-Studie am UKSH: Viele berichten von Langzeitfolgen

Stand: 18.07.2022 17:55 Uhr

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) mit Sitz in Kiel und Lübeck hat erste Ergebnisse zu Langzeitfolgen von Covid-19 veröffentlicht. Demnach klagte die Hälfte der teilnehmenden Infizierten über länger anhaltende Beschwerden.

In der sogenannten COVIDOM-Studie haben Forscher 1.400 Menschen analysiert, die eine Corona-Infektion überstanden hatten. Die meisten Probanden hatten laut UKSH einen leichten bis moderaten Krankheitsverlauf. Weniger als zehn Prozent mussten im Krankenhaus behandelt werden. Dennoch berichtete jeder zweite Teilnehmende der Studie über Beschwerden, die auch nach der akuten Erkrankungsphase anhielten. Klinisch relevante Langzeitfolgen konnten die Autoren der Studie bei rund 10 bis 20 Prozent der Probanden feststellen. Je nach Studienstandort bezeichneten sich nur 15 bis 30 Prozent der Personen neun Monate nach der Infektion als gesundheitlich vollständig unbeeinträchtigt. Beim Rest bleibt jedoch offen, ob ihre Corona-Infektion tatsächlich ursächlich für die immer noch wahrgenommenen Symptome war.

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Zwei symbolische Darstellungen des Coronavirus in unterschiedlichen Farben. © imago images/Alexander Limbach Foto: Alexander Limbach

Die COVIDOM-Studie zu COVID-19 (auf Englisch)

Die ersten Ergebnisse der COVIDOM-Studie wurden in der Fachzeitschrift eClinicalMedicine publiziert. Hier finden Sie die Originalpublikation (auf englisch). extern

Studie: Auch die Psyche spielt eine Rolle

Noch zwei weitere Dinge fanden die Wissenschaftler heraus. "Wie erwartet erhöhten schwere Erkrankungssymptome in der Akutphase das Risiko für ein Post-Covid-Syndrom.", sagte der Leiter der Kieler Forschungsgruppe, Internist und Pneumologe Thomas Bahmer. Überraschend war für Bahmer und sein Team jedoch, dass auch eine geringe psychosoziale Belastbarkeit und niedrige psychische Widerstandskraft zu Post Covid führen können. Damit sind insbesondere Menschen gemeint, die ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen als gering einschätzen und daher mit der Viruserkrankung möglicherweise schlecht zurecht kamen.

Neues Klassifikationssystem angewendet

Die Forschenden haben ein neues Klassifikationssystem erarbeitet. Mit diesem System ist es möglich zu erfassen, wie schwer das Post-Covid-Syndrom (PCS) ist. Der sogenannte PSC-Score beruht auf zwölf Fragen, die auf unterschiedliche Symptombereiche abzielen. Die Fragen wurden den Probanden nach der Akutphase ihrer Infektion gestellt, um möglichst alle Aspekte eines vermuteten Post-Covid-Syndroms zu erfassen. Der Vorstandsvorsitzende des UKSH, Jens Scholz, nennt den Score einen "Fortschritt der Wissenschaft" und ergänzt: "Es hat auch als Steuerungselement im praktischen Alltag bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten eine große Bedeutung."

Eine Studie - viele Forscher

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein © NDR Foto: Lisa Kaltenbach
Bei der COVIDOM-Studie hat das UKSH mit anderen Instituten zusammengearbeitet.

Bei der Studie war neben dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein unter anderem auch das Universitätsklinikum Würzburg, die Charité Berlin und die Christian-Albrechts-Universität beteiligt. Start der Forschung war im März 2020. Die Probanden kamen aus Schleswig-Holstein, Unterfranken und Berlin (Neukölln). Derzeit werden sie ein zweites Mal befragt - etwa ein Jahr nach ihrem ersten Besuch in den Studienzentren.

"Long Covid" und "Post Covid"

Der Begriff "Long Covid" beschreibt ursprünglich Symptome, die jenseits der akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder neu auftreten. Als "Post-Covid-Syndrom" werden Beschwerden bezeichnet, die noch drei Monate nach der COVID-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 18.07.2022 | 15:00 Uhr

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