Wegen Coronavirus: Hannover Messe wird verschoben
Die Hannover Messe wird verschoben. Das hat die Deutsche Messe AG am Mittwoch bekannt gegeben. Wegen der anhaltenden Ausbreitung des Coronavirus soll die Messe nicht wie geplant Ende April stattfinden, sondern vom 13. bis 17. Juli. Der Entschluss sei in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt der Region Hannover, dem Ausstellerbeirat der Hannover Messe sowie zwei großen Partnerverbänden getroffen worden. "Mit dem Termin im Juli bieten wir unseren Ausstellern den frühestmöglichen Zeitpunkt, um ihre Innovationen einem Weltpublikum zu präsentieren und Geschäfte anzubahnen", sagte Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. Die Industrieschau in Hannover ist mit rund 6.000 Ausstellern und rund 200.000 Besuchern eine der weltweit größten Messen für Automatisierung und Energietechnik.
"Vorsichtsmaßnahmen nicht realisierbar"
Das Gesundheitsamt der Region Hannover habe der Deutschen Messe AG "dringend empfohlen", die Hinweise des Robert Koch-Instituts zu beachten, so der Veranstalter. Dazu zähle unter anderem, Fiebermessstationen an allen Eingängen einzurichten und Besucher abzuweisen, die aus Risikogebieten kommen oder Kontakt zu Menschen aus diesen Gebieten hatten. Diese Maßnahmen seien jedoch nicht realisierbar und würden darüber hinaus den Ablauf der Messe beeinträchtigen, so die Deutsche Messe AG. "Da die Gesundheit der Aussteller, Besucher, Mitarbeiter und der Bevölkerung für die Deutsche Messe AG höchste Priorität hat, wurde in Abstimmung mit den Ausstellerbeiräten der Hannover Messe entschieden, auf den Juli-Termin auszuweichen."
Wirtschaftsminister hält Entscheidung für richtig
Angesichts der großen Bedeutung für Deutschland, Niedersachsen und die Region Hannover sei es bedauerlich, dass die Hannover Messe auf Juli verschoben werden muss, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Aufgrund der aktuellen Lage sei diese Entscheidung jedoch "absolut richtig und nachvollziehbar". Der Schutz der Gesundheit von Bürgern sowie Hunderttausenden Messebesuchern und Ausstellern geht ganz klar vor", so Althusmann.
Messebauer: Existenzbedrohend für viele Unternehmen
In der Branche der Messebauer bedeutet die Verschiebung einen "heftigen Einschnitt", wie Hartmut Zeissig, Messebauer aus der Region Hannover, dem NDR Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen" sagte. Die Verschiebung kollidiere beispielsweise mit den Urlaubsplänen der Mitarbeiter. Jan Kalbfleisch vom Fachverband Messe- und Ausstellungsbau (Famab) sagte, die Terminverschiebung sei "sehr viel schlimmer als man denkt". So könnten etwa Aufträge, die zu 90 Prozent fertiggestellt seien, nicht einfach irgendwo abgestellt und zwischengelagert werden. Auch Dienstleister, die für den Aufbau, den Betrieb der Messe oder das Catering geordert worden seien, könnten nicht einfach ihre Kapazitäten verschieben. Seiner Einschätzung nach ist die Verschiebung existenzbedrohend für viele Unternehmen. Kalbfleisch rechnet zudem damit, dass weitere Messen abgesagt werden.
Zwei März-Messen verschoben
Bereits in den vergangenen Tagen hatte die Deutsche Messe AG zwei für März geplante Branchentreffen in der Landeshauptstadt verschoben: die Halal-Messe für islamkonforme Produkte, die eigentlich an diesem Freitag beginnen sollte sowie die IT-Messe Twenty2x. Die Twenty2x, die sich als eine Art "Mini-CeBIT" an mittelständische IT-Anbieter und Anwender richtet, soll vom 23. bis 25. Juni nachgeholt werden. Der neue Termin für die Halal-Messe steht noch nicht fest. Dazu liefen derzeit noch Gespräche mit den Ausstellern.
Altenpflege-Messe soll wie geplant stattfinden
Die Leitmesse der Altenpflege-Branche die Altenpflege 2020 soll dagegen wie geplant vom 24. bis zum 26. März in Hannover ausgerichtet werden. Das teilten das Unternehmen Fachausstellungen Heckmann und der Veranstalter Vincentz Network auf einer Internetseite zur Altenpflege-Messe mit. Die Veranstalter begründeten das Festhalten an dem Termin damit, dass es sich um eine nationale Messe mit regionalem Schwerpunkt handele und die Teilnahme von Ausstellern und Besuchern aus aktuellen Risikogebieten nicht zu erwarten sei.
Evangelische Kirche sagt Veranstaltungen ab
Die hannoversche Landeskirche hat dagegen als Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus ihren für den 21. März geplanten "Tag der Kirchenvorstände" auf den 17. April kommenden Jahres verschoben. "Viele Angemeldete und Mitwirkende sind besorgt und möchten in den kommenden Wochen nicht an einer solchen Großveranstaltung teilnehmen", sagte der geistliche Vizepräsident im Landeskirchenamt der evangelischen Landeskirche, Arend de Vries. Zu dem Tag hatte die Landeskirche rund 1.500 Menschen im Congress Centrum Hannover erwartet. Auch die Evangelische Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig lässt ihre Veranstaltungen bis auf Weiteres ausfallen. Die Absagen gälten zunächst bis Ostern, teilte das Zentrum mit. Betroffen sind sieben Tagesveranstaltungen.
Landratswahl im Landkreis Hameln-Pyrmont soll stattfinden
Wie geplant soll aber am Sonntag die Landratswahl im Landkreis Hameln-Pyrmont stattfinden. Das hat ein Krisenstab beschlossen. Den Menschen wird empfohlen, einen möglichst großen Abstand zwischen Wähler und Wahlhelfern einzuhalten. Außerdem sollten die Wahlräume mit ausreichend Frischluft versorgt werden. Wer möchte, könne auch seinen eigenen Kugelschreiber zur Wahl mitbringen.
