Fretterode-Prozess: Anklage fordert Haftstrafen für Nazis
Im April 2018 sollen zwei Rechtsextreme im Landkreis Eichsfeld (Thüringen) zwei Fachjournalisten aus Niedersachsen angegriffen und schwer verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafen.
Nordulf H. und Gianluca B., der aus Northeim stammt und Vorsitzender der NPD Göttingen war, sind wegen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung angeklagt. Die beiden Rechtsextremen hätten bei dem Angriff aus menschenfeindlichen Motiven gehandelt, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Mühlhausen. "Es war kein gewöhnlicher Raubüberfall, sondern ein politisch motivierter Raubüberfall", so der Anklagevertreter. Am 2. September wird der Prozess mit den Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt. Die Angeklagten hatten zu Prozessbeginn ausgesagt, selbst von den Journalisten angegriffen worden zu sein. Das Urteil soll am 7. September fallen.
40 Monate Haft für den älteren Angeklagten gefordert
Der Standpunkt der Anklage ist klar: Der zum Tatzeitpunkt volljährige Beschuldigte Gianluca B. soll für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Für den jüngeren Beschuldigten, Nordulf H., damals ein Heranwachsender, beantragte der Staatsanwalt eine Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten, die für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem soll der junge Mann 2.000 Euro an die Organisation Reporter ohne Grenzen zahlen.
Recherche vor dem Haus von NPD-Chef Heise
Die beiden freien Fotografen aus Göttingen hatten am Tattag vor dem Haus des Thüringer NPD-Chefs Thorsten Heise recherchiert. Plötzlich stürmten zwei bewaffnete Männer aus dem Grundstück auf die Reporter zu. Diese flüchteten mit einem Auto - und landeten nach einer Verfolgungsfahrt von etwa acht Kilometern bei Hohengandern in einem Graben. Dort schlugen die Rechtsextremen zu. Der eine Journalist erlitt einen Schädelbruch, der andere einen Stich ins Bein. Einer der beiden Männer ist nicht mehr im Bereich Rechtsextremismus tätig.
