Unwetter im Norden: Umgekippte Bäume und Schäden durch Blitze

Stand: 10.07.2023 22:39 Uhr

Ausgetretenes Chlorgas, in Brand geratene Häuser, ein losgerissenes Transportschiff und umgekippte Bäume: Ein Unwetter hat in Norddeutschland viele Schäden angerichtet.

Seit Sonntagabend waren Gewitter und Schauer vom westlichen Niedersachsen aus über Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gezogen. In Schleswig-Holstein fingen in Moorrege (Landkreis Pinneberg) sowie in Pahlen und in Büsum (Landkreis Dithmarschen) Häuser vermutlich nach Blitzeinschlägen Feuer. Auch in Niedersachsen musste die Feuerwehr ausrücken: In einem Freibad in Bothel (Landkreis Rotenburg) brach in der Nacht ein Feuer aus, wahrscheinlich wegen eines Blitzeinschlags. Zudem trat Chlorgas aus. Bei Hude (Landkreis Oldenburg) wurde eine Frau durch einen auf ihr Auto gestürzten Ast schwer verletzt. Im Emsland fiel in Herzlake ebenfalls ein Ast auf ein Auto. Fahrerin und Beifahrerin wurden leicht verletzt.

Tausende Zeltlager-Teilnehmende in Sicherheit gebracht

Auch Zeltlager waren von dem Gewitter betroffen: In Weyhe im Landkreis Diepholz mussten etwa 1.700 Kinder und Helfer eines Lagers der Jugendfeuerwehr vorübergehend in eine nahe gelegene Schule umziehen. Bei einem Zeltlager in Neustadt am Rübenberge (Region Hannover) wurden mehr als 1.500 Teilnehmende und Betreuer vorsichtshalber in Sporthallen untergebracht. In Großenkneten mussten 500 Personen in Sicherheit gebracht werden. Verletzte gab es in den Zeltlagern nicht.

In Bremerhaven hat ein Transportschiff, das sich womöglich durch das Unwetter losriss, einen Werftkran umgeworfen und einen Schaden im hohen sechsstelligen Bereich verursacht.

Einschränkungen auf Bahnstrecke Bremen-Oldenburg

In Delmenhorst stürzte ein Baum auf die Oberleitung einer Bahnstrecke. Die zwischenzeitlich gesperrte Strecke ist seit Montagvormittag wieder einspurig befahrbar. Laut Nordwestbahn sei es aber zu erheblichen Beeinträchtigungen im Betriebsablauf gekommen.

Letzte Schauer bei überwiegend warmen Temperaturen

Auch am Montag sind laut Deutschem Wetterdienst (DWD) ortsweise teils kräftige Schauer und Gewitter möglich. Besonders betroffen ist demnach der Bereich zwischen Weser, Ostsee und Nordfriesland. Von der Nordsee und der Ems her kam im Verlaufe des Tages das weitgehend trockene Wetter zurück. Zeitweise wehte mäßiger, zum Nachmittag und Abend hin nachlassender West- bis Nordwestwind. Die Höchstwerte lagen am Montag in der Nordwesthälfte Niedersachsens bei 21 bis 28 und im restlichen Bundesland bei 28 bis 33 Grad. In Hamburg und Schleswig-Holstein ist es um die 24 Grad warm gewesen. In Mecklenburg-Vorpommern lag die Höchsttemperatur bei 27 Grad, an der See waren es 22 bis 25 Grad.

Am Dienstag wird es überwiegend sonnig

In Nacht von Montag auf Dienstag herrscht in Norddeutschland überwiegend trockenes Wetter bei schwachem Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Am Dienstag ist es den Meteorologen zufolge oft sonnig mit einigen, meist lockeren Wolken. Der Wind weht schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen, gelegentlich können starke Böen auftreten. Zum Dienstagabend hin lässt der Wind nach.

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Am Sonntagnachmittag bis zu 35 Grad in Osnabrück

Am Sonntagnachmittag war es in Norddeutschland relativ heiß: In Verden wurden zeitweise 35 Grad gemessen. In vielen anderen Regionen Niedersachsens, Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und in Hamburg wurde ebenfalls die 30-Grad-Marke geknackt. Selbst in Torfhaus im Harz waren es 28 Grad Celsius, an den Küsten wurden 30 Grad und mehr erreicht.

Weitere Hitze-Rekorde gut möglich

Der heiße Sommer ist vermutlich noch nicht vorbei. Weitere Hitze-Rekorde seien in den kommenden Wochen durchaus möglich, erklärte Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Im Jahresverlauf würden typischerweise etwa Ende Juli die höchsten Werte erreicht. "Bis dahin könnten die Rekorde der letzten Tage noch übertroffen werden", so Gößling.

Dass es aktuell immer wieder neue Hitze-Rekorde gibt, liegt Experten zufolge an den außergewöhnlich hohen Temperaturen an der Meeresoberfläche des Nordatlantiks. Das sorge dafür, dass die oberflächennahen Lufttemperaturen über Ozean und Kontinenten um ein erhöhtes Hintergrund-Niveau schwanken, erläuterte Gößling. Das wiederum mache neue Temperatur-Rekorde wahrscheinlicher.

Wassernutzung in Niedersachsen wird eingeschränkt

Ungeachtet der jüngsten Regenfälle haben viele Kommunen in Niedersachsen wegen gesunkener Grundwasserstände inzwischen die Wassernutzung eingeschränkt. So darf in einigen Landkreisen Fließgewässern sowie dem Grundwasser kein Wasser entnommen werden. Außerdem dürfen unter anderem in der Region Hannover ab einer Außentemperatur von 24 Grad Celsius Gärten, Wiesen und andere Grünflächen zwischen 11 und 18 Uhr nicht gewässert werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.07.2023 | 19:30 Uhr

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