Soziologe: "Spaziergänge" vergiften gesellschaftliches Klima
Regelmäßig treffen sich Corona-Leugner und Impfskeptiker zu sogenannten Spaziergängen, zu unangemeldeten Märschen. Wissenschaftler warnen: Sie halten diese Entwicklung für brandgefährlich.
Der Göttinger Sozialwissenschaftler Berthold Vogel wirft den Teilnehmenden der Zusammenkünfte "organisierte Anti-Solidarität" vor, wie er es nennt. Gemeinsinn und Gesundheitsschutz sei ihnen fremd. Stattdessen wollten sie den Staat gezielt bloßstellen und öffentliche Institutionen attackieren, verächtlich machen.
Vogel: Zögert die Politik, geht die Saat auf
Auf den sogenannten Spaziergängen würden Arroganz und Aggression zur Schau gestellt, so Vogel. Und auch wenn er nicht glaubt, dass sie die Gesellschaft spalten können, so vergifteten sie jedoch das gesellschaftliche Klima. Der Soziologe fürchtet langfristige Schäden für die gesamte Gesellschaft: weil Unfrieden gesät würde, Hass auf demokratische Institutionen, auf die Medien und die Wissenschaft. Und diese Saat drohe besonders dann aufzugehen, wenn die Politik zögerlich und widersprüchlich handelt, meint Vogel.
Angstforscher: Menschen neue Erkenntnisse erklären
Der Göttinger Angstforscher Borwin Bandelow warnt in diesem Zusammenhang davor, dass die Menschen langfristig das Vertrauen in die Corona-Politik verlieren könnten. Es brauche deshalb klare und eindeutige politische Botschaften. Den Menschen müsse zudem viel besser erklärt werden, wenn sich Dinge aufgrund neuer Erkenntnisse ändern. Besonders besorgt den Göttinger Soziologen Vogel, dass Neonazis einige der Demos organisieren. Bedenklich findet er, dass sich Menschen widerspruchslos und sympathisierend einreihen, die eigentlich gar nicht rechtsextrem sind.
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