Ehemaliger Ministerpräsident Ringstorff gestorben
Der ehemalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD), ist tot. Er starb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Das teilte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mit.
Fraktionsvorsitzender, Wirtschaftsminister, Regierungschef - der Sozialdemokrat Harald Ringstorff gehörte zu den Politikern der ersten Stunde nach der friedlichen Revolution in der DDR und er prägte fast zwei Jahrzehnte lang maßgeblich die Landespolitik in Mecklenburg-Vorpommern. Wie jetzt bekannt wurde, ist Harald Ringstorf bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
Debatte up platt
Wenn Harald Ringstorff allein hätte entscheiden können, dann wäre im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern viel öfter up platt diskutiert worden. Als Ministerpräsident tat er das einmal im Bundesrat: "Tauierst hebben's doch n' bäten käken: Wat is dor los? In wecke Spraak schnackt hei? Oewer naher fünnen dat doch de meisten ganz lustig, dat ick mal 'n bäten Platt dortwüschen schaben heff."
Gründungsmitglied der Sozialdemokratischen Partei in der DDR
Den Politiker Harald Ringstoff - den gab es erst mit dem Ende der DDR, er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR und gehörte der letzten Volkskammer an. Als der erste Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde, verzichtete Ringstorff auf die Spitzenkandidatur - der SPD-Landeschef trat zur Seite für einen Westimport aus Schleswig-Holstein - den damaligen Justizminister Klaus Klingner. "Es ist ja nicht automatisch so, dass der Landesvorsitzende auch der Spitzenkandidat ist. Wir haben das besprochen und ich war sicherlich auch noch nicht so profiliert wie in späteren Jahren", so Ringstorff.
Zehn Jahre im Amt
Vier Jahre lang führte Harald Ringstorff die Opposition, nach der Wahl 1994 hätte er bereits eine Koalition mit der damaligen PDS bilden können, doch er übernahm zunächst das Amt des Wirtschaftsministers in einer CDU-geführten Regierung. Um einen Koalitionsbruch zu verhindern, wechselte Ringstorff 1996 zunächst wieder als SPD-Fraktionschef in den Landtag, zwei Jahre später dann bildete er aber die bundesweit erste rot-rote Landesregierung. Insgesamt gewann die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Harald Ringstorff dreimal die Landtagswahlen. "Ich kann Ihnen nur sagen, es bleibt dabei, was ich immer gesagt habe: Ich werde nicht so lange wie Konrad Adenauer im Amt bleiben", scherzte Ringstorff damals. Nach zehn Jahren im Amt kündigte der Regierungschef dann seinen Rücktritt zum Oktober 2008 an. Sein Nachfolger wurde Erwin Sellering.
Ringstorff blieb Heimat treu
Vor dem Politiker gab es den Chemiker. 1939 in der westmecklenburgischen Kleinstadt Wittenburg geboren, studierte Harald Ringstorff in den 1960er Jahren an der Rostocker Universität und arbeitete nach seiner Promotion als Chemiker in zwei Kombinaten in der Hansestadt. Seiner mecklenburgischen Heimat blieb er sein ganzes Leben treu und auch der niederdeutschen Sprache: "Also wenn ein von mi secht, ick wier 'n in ollen Voß, ick würd mi nich grad doroewer argern."
Prägend für Geschichte des Landes
Dieser "schlaue Fuchs" Harald Ringstorff gehörte zweifellos zu den Politikern, die Mecklenburg-Vorpommern in der jüngeren Geschichte am meisten geprägt haben und dabei ist bis heute nicht bekannt, wie er sich bei einer der wichtigsten politischen Entscheidungen - nämlich der nach dem Sitz der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern - entschieden hat. Er sagte damals: "Ich konnte natürlich keinem sagen, wofür ich stimmen würde oder ob ich mich der Stimme enthalte. Und ich werde es wohl auch als Geheimnis ins Grab nehmen, wofür ich gestimmt habe."
Aus der Politik zurückgezogen
In den vergangenen Jahren hatte sich Harald Ringstorff aus der Politik weitgehend zurückgezogen, der Kultur- und Kunstliebhaber war aber trotz fortgeschrittener Erkrankung immer wieder gemeinsam mit seiner Ehefrau unter anderem Gast bei Konzerten der Festspiele Mecklenbug-Vorpommern.
