VIDEO: Beschäftigte im öffentlichen Dienst streiken (2 Min)

Tarifkonflikt: Schwerpunkt der Warnstreiks dieses Mal in Hamburg

Stand: 23.03.2023 20:04 Uhr

Der Schwerpunkt bei den erneuten Warnstreiks im öffentlichen Dienst in Norddeutschland lag am Donnerstag in Hamburg, aber auch in anderen Nordländern gab es wieder Arbeitsniederlegungen. In Schleswig-Holstein soll es am Freitag massive Warnstreiks geben, bundesweit kommt es zudem am Montag zu großflächigen Streikaktionen.

Der Warnstreik im öffentlichen Dienst hat am Donnerstag in Hamburg zu erheblichen Einschränkungen geführt. Kitas blieben geschlossen, Recyclinghöfe nahmen keinen Abfall an und auch die Müllabfuhr setzte teilweise aus. Betroffen waren zudem Krankenhäuser und die Staatsoper. "Rund 6.000 Menschen haben die Arbeit niedergelegt. Das hat unsere Erwartungen übertroffen", sagte der stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiter Ole Borgard. Wie viele Kitas dicht blieben oder nur Notdienst anboten, sagte er nicht.

An einer Kundgebung vor dem Rathausmarkt und an einem Aufzug bis zum Gewerkschaftshaus in der Besenbinderstraße waren der Polizei zufolge rund 5.000 Menschen beteiligt.

Bundesweiter Warnstreik am Montag - Fernverkehr wird eingestellt

Für Montag haben die Gewerkschaft ver.di und die Eisenbahn Verkehrsgewerkschaft (EVG) bundesweit zu umfangreichen Warnstreiks aufgerufen, von denen auch Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg betroffen sein werden. Die Deutsche Bahn hat bereits angekündigt, dass der gesamte Fernverkehr bundesweit eingestellt wird. Auch im Regionalverkehr werde "größtenteils kein Zug fahren", teilte der Konzern am Donnerstag mit. Betroffen ist auch der Regional- und S-Bahnverkehr anderer Eisenbahn-Unternehmen sowie teilweise der Nahverkehr. Bestreikt werden auch viele Flughäfen, auch Straßentunnel und Schleusen von Wasserstraßen können betroffen sein.

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Ein Mann steigt in eine Regionalbahn. © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt Foto: Hendrik Schmidt

Zug und Flug: Verkehr läuft nach Warnstreik wieder weitgehend normal

Im Norden fahren die Regionalzüge wieder planmäßig, im Fernverkehr gab es am Morgen noch einzelne Ausfälle. Auch an den Flughäfen läuft der Betrieb wieder. mehr

Streik am Hamburger Flughafen: Auswirkungen nicht besonders gravierend

Am Hamburger Flughafen gab es am Donnerstag trotz Warnstreiks offenbar nur geringe Einschränkungen. "Der Betrieb ist ganz normal angelaufen", sagte eine Flughafensprecherin am Donnerstagmorgen. Am Airport Helmut Schmidt hatten Beschäftigte bereits am Mittwochabend die Arbeit niedergelegt, darunter Mitarbeitende der Parkraumbewirtschaftung, der IT, für die Bordkartenkontrollen und der Wartungs- und Instandhaltungsteams. Auch am Montag vor einer Woche hatte es dort einen 24-stündigen Warnstreik gegeben.

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Flugreisende gehen im Flughafen Hamburg zu einem Check-In Schalter. © Markus Scholz/dpa

Streik am Hamburger Flughafen ohne gravierende Folgen

Auch am Airport in Hamburg wurde am Donnerstag gestreikt. Doch der Betrieb konnte offenbar aufrecht erhalten werden. mehr

Hamburger Hafen für große Schiffe gesperrt

Die Auswirkungen auf der Elbe waren dagegen deutlich zu sehen. Im Hafen hatten am Mittwochabend die Besatzungen der Versetzboote, die die Lotsen von und an Bord der Containerschiffe bringen, ihre Arbeit niedergelegt. Der Streik soll noch bis Freitagmorgen dauern. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) hat die Elbe für große Schiffe vorerst gesperrt, der Hafen steht zum Teil still.

VIDEO: NDR Info Redezeit: Ist die Streik-Welle gerechtfertigt? (87 Min)

Ausstand in Kliniken am Freitag

Die Kitas in Hamburg sollen am Freitag wieder normal geöffnet sein. Dann wollen allerdings Beschäftigte der Asklepios-Kliniken und des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Arbeit niederlegen, um im Tarifstreit Druck auf die Arbeitgebenden zu machen. Bereits am vergangenen Dienstag hatten in der Hansestadt Tausende Klinikärzte für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt und demonstriert. Der Warnstreik der Stadtreinigung läuft noch bis Sonntag.

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beim einer Demo. Sie demonstrieren für mehr Gehalt. © picture alliance Foto: Marijan Murat/picture alliance
AUDIO: Kommentar: Warnstreiks sind unangenehm, aber notwendig (3 Min)

Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Lohn

Hintergrund für die Warnstreiks in diesen Tagen sind die festgefahrenen Verhandlungen im Tarifkonflikt zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften im öffentlichen Dienst. Für die bundesweit etwa 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen fordert die Gewerkschaft ver.di 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber ein Plus von 500 Euro pro Monat.

Die Arbeitgeber lehnen diese Forderung als unverhältnismäßig ab. Sie bieten schrittweise fünf Prozent mehr bei zweijähriger Laufzeit sowie eine Einmalzahlung von 2.500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist für kommende Woche in Potsdam geplant.

Weitere Streiks auch in Niedersachsen

Auch in Niedersachsen gingen die Streiks am Donnerstag - nach dem Schwerpunkttag am Mittwoch - teilweise weiter. So wurde etwa in Hannover erneut der Bus- und Stadt-Bahnverkehr bestreikt, auch bei der Müllabfuhr und in kommunalen Krankenhäusern kam es zu Einschränkungen im Betrieb. Schon am Dienstag hatte es in Niedersachsen landesweit Arbeitsniederlegungen von Tausenden Krankenhausärztinnen und -ärzten gegeben.

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Nahaufnahme im Gleisbett der Stadtbahn in Hannover von einer Schiene. Wegen eines Warnstreiks fahren keine Busse und Bahnen. © dpa-Bildfunk / Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Warnstreik: In Hannover standen erneut Busse und Bahnen still

Auch Beschäftigte vieler kommunaler Krankenhäuser in Niedersachsen haben am Donnerstag die Arbeit niedergelegt. mehr

Am Mittwoch waren in mehreren niedersächsischen Städten als Folge des Warnstreiks keine Busse und Bahnen gefahren, auch die Müllabfuhr wurde bestreikt, genauso Kitas und kommunale Klinken. Mehrere Tausend Beschäftigte waren zu zwei zentralen Kundgebungen in Hannover und Bremen gekommen. Auf dem Opernplatz in der niedersächsischen Landeshauptstadt versammelten sich nach Angaben eines ver.di-Sprechers 15.000 Menschen, laut Polizei waren es etwa 9.500. Der ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführer Frank Werneke sagte: "Es geht um Respekt und um Wertschätzung - und freilich ums Geld." Ohne einen Mindestbeitrag von 500 Euro werde man nicht aus der dritten Verhandlungsrunde gehen. Falls nötig werde es weitere Maßnahmen im Tarifkonflikt geben.

Schleswig-Holstein: Warnstreiks am Freitag als "letzte Warnung"

In Schleswig-Holstein ruft die Gewerkschaft ver.di für Freitag zu weiteren Warnstreiks auf - unter anderem in Kiel, Lübeck, Flensburg sowie vielen Kreisen. Betroffen sein werden den Ankündigungen zufolge zum Beispiel Kitas, Krankenhäuser, die Müllabfuhr und Verwaltungen. Auch an den Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel werden Mitarbeitende am Freitag voraussichtlich ihre Arbeit niederlegen.

Ver.di-Landesbezirksleiterin Susanne Schöttke erklärte, dass der NOK bewusst in den Streik eingebunden werde: "Hier kostet den Bund ein Streiktag zwischen Brunsbüttel und Kiel Beträge, die in die Millionen gehen können." Die Streiks zum Ende der Woche sind laut ver.di als "letzte Warnung" an die Arbeitgebenden zu verstehen, in der dritten Verhandlungsrunde "endlich ein ernstzunehmendes Angebot" vorzulegen.

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Teilnehmende mit Banner bei ver.di Warnstreik in Flensburg © NDR Foto: Frank Goldenstein

Tausende Teilnehmende bei Warnstreik im öffentlichen Dienst in SH

Zahlreiche Kitas und Stadtverwaltungen blieben am Freitag geschlossen, Krankenhäuser und Rettungsdienste arbeiteten im Notbetrieb. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Norddeutschland kompakt | 23.03.2023 | 09:00 Uhr

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