Silvesterbilanz: Brände und Verletzte trotz Corona-Regeln
Der Jahreswechsel ist aufgrund der Corona-Pandemie viel ruhiger verlaufen als sonst. Auch in Norddeutschland verzeichneten Polizei und Feuerwehr im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich weniger Einsätze.
Ein Sprecher des Lagedienstes in Hamburg erklärte, die Straßen seien sehr leer gewesen. Nur vereinzelt hätten Beamte Feuerwerkskörper einsammeln müssen. Auch aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern meldete die Polizei meist nur kleinere Verstöße gegen die geltenden Auflagen. Dennoch gab es einige schwere Unfälle mit Böllern und durch Raketen ausgelöste Brände.
Zahlreiche Städte hatten es untersagt, in der Silvesternacht auf zentralen Straßen und Plätzen Feuerwerk abzubrennen. Das bundesweite Versammlungsverbot galt auch noch am Neujahrstag.
Niedersachsen: "Deutlich ruhiger als sonst"
In Niedersachsen gab es etwa in Hannover, Göttingen, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg deutlich weniger Einsätze als in den Vorjahren, wie die örtlichen Polizeidienststellen berichteten. "Es ist deutlich ruhiger als sonst", sagte ein Polizeisprecher in Hannover um 1 Uhr nachts. "In der Innenstadt ist so gut wie nichts los." Die Feuerwehr Hannover musste zwischen 18 Uhr und 6 Uhr zu elf Einsätzen ausrücken. Das sei nur rund ein Zehntel der Einsätze im Vergleich zum letzten Jahreswechsel gewesen, teilte die Feuerwehr mit. Der Rettungsdienst hatte im selben Zeitraum insgesamt 103 Einsätze. In der Silvesternacht vor einem Jahr waren es noch etwa doppelt so viele, hieß es.
Unfall beim Böllerbau
Im Landkreis Osnabrück gab es jedoch einen Unfall, bei dem ein Mann lebensgefährlich verletzt wurde. Er hatte nach ersten Erkenntnissen gemeinsam mit zwei weiteren Männern in einem Haus in Hilter mit Chemikalien hantiert, um einen Knallkörper herzustellen. Dabei kam es zu einer Explosion. Auch die anderen beiden wurden verletzt. Laut Polizei entstand an dem Wohnhaus ein Schaden von rund 100.000 Euro.
Oldenburg: Silvesterparty mit 18 Gästen aufgelöst
In Oldenburg beendete die Polizei eine Silvesterparty in einer Wohnung mit 18 Feiernden wegen Verstößen gegen die Corona-Regelungen. Die Wohnungstür wurde zwangsweise geöffnet, weil niemand auf Klopfen und Klingeln der Einsatzkräfte reagierte, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Die Partygäste im Alter von 18 bis 25 Jahren hätten sich "uneinsichtig gezeigt". Gegen sie seien Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden.
In der Grafschaft Bentheim registrierte die Polizei 70 Verstöße gegen die dort geltenden nächtlichen Ausgangsbeschränkungen. Auch in Salzgitter, Peine und Wolfenbüttel war es offenbar nicht ganz so ruhig: Polizei-Angaben zufolge gab es ähnlich viele Einsätze wie in den Vorjahren. Größere Vorfälle blieben aber auch dort aus.
Schleswig-Holstein: "Ruhigste Silvesternacht seit ewigen Zeiten"
In Schleswig-Holstein beschrieben die Feuerwehren den Jahreswechsel zu 2021 als "die ruhigste Silvesternacht seit ewigen Zeiten". Nach Auswertung der ersten Berichte der Leitstellen in SH seien im ganzen Land rund 67 Feuerwehreinsätze gezählt worden. Im Vorjahr habe die Zahl bei rund 300 gelegen.
In einigen Fällen sei Silvesterfeuerwerk allerdings die Ursache für Brände in Häusern und Wohnungen gewesen. In Kiel musste die Feuerwehr zu einem Dachstuhlbrand ausrücken. Eine Rakete hatte das Feuer ausgelöst. Um den Brand und alle Glutnester auch von außen löschen zu können, öffnete die Feuerwehr das Dach von zwei Seiten. Verletzt wurde niemand. In Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) verletzte sich ein 37 Jahre alter Mann schwer: Er musste ins Krankenhaus, weil in seiner Hand ein Böller explodierte. Auch Schleswig-Holsteins Polizei teilte mit, die Einsatzzahlen seien in allen Polizeidirektionen rückläufig gewesen. "Nur sehr vereinzelt mussten private Feiern reduziert oder beendet werden, weil die Corona-Beschränkungen nicht eingehalten worden waren."
Mecklenburg-Vorpommern: "Zeitintensive Kontrollen des Böllerverbots"
Weitgehend ruhig schlossen auch die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern das Jahr 2020 ab. Laut Rostocker Polizei war die Lage bis Mitternacht entspannter als sonst zu Silvester. Dagegen hatten die Beamten in Neubrandenburg nach eigenen Angaben einiges zu tun. Neben kleineren Körperverletzungsdelikten habe es sich dabei meist um das unerlaubte Abbrennen von Feuerwerk an öffentlichen Orten gehandelt.
Die Kontrolle des Böllerverbots sei besonders zeitintensiv, da jeder Einzelfall geprüft werde, erklärte ein Sprecher. Auf öffentlichen Straßen und Plätzen war das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk im Nordosten verboten. Auf dem eigenen Grundstück durfte aber grundsätzlich Feuerwerk gezündet werden.
Wismar: Frau bewirft Polizisten mit Böllern
Eine 45 Jahre alte Frau soll in Wismar (Landkreis Nordwestmecklenburg) Böller von einer Wohnung auf zwei Polizisten geworfen haben. Laut Polizei erlitten die Beamten Knalltraumata. Es habe sich um Böller gehandelt, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Die Polizisten hätten die Wohnung kontrolliert, in der sich die 45-Jährige mit vier weiteren Personen aus unterschiedlichen Haushalten aufgehalten habe. Es seien Anzeigen unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen die Corona-Verordnungen aufgenommen worden.
Auch in Heringsdorf (Vorpommern-Greifswald) wurden Polizisten mit Pyrotechnik beworfen. Ein 33-Jähriger habe aus einer feiernden Gruppe heraus zunächst Böller auf einen Streifenwagen geworfen, wie die Polizei mitteilte. Bei der anschließenden Kontrolle habe er mehrfach einen Hitlergruß angedeutet. Auch gegen ihn wurde Anzeige erstattet.
Hamburg: "Keine nennenswerten Notfalleinsätze wegen Feuerwerk"
Im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr rückte die Feuerwehr Hamburg nach eigenen Angaben zu 89 gemeldeten Bränden aus. Dabei habe es sich meistens um kleine Feuer gehandelt, wie brennende Müllcontainer. Die Polizei rückte im gleichen Zeitraum zu rund 1.300 Einsätzen aus. Es seien knapp 400 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden, 76 davon wegen Verstoßes gegen das Abbrennverbot für Feuerwerkskörper. Vereinzelt löste die Polizei nicht Corona-konforme Zusammenkünfte auf. Größere Partys seien aber nicht festgestellt worden. An den Landungsbrücken sammelten sich zum Jahreswechsel zwischenzeitlich etwa tausend Menschen an. Mit Lautsprechern wies die Polizei auf die Abstandsgebote hin.
Nur vereinzelt fielen in Hamburg Böllerschüsse und einige Schreckschusspistolen wurden abgefeuert. Es gab aber auch zwei größere Brände: Im Stadtteil Winterhude setzte ein Weihnachtsbaum eine Wohnung in Brand - zwei Menschen wurden verletzt. Im Stadtteil Sasel musste die Feuerwehr einen brennenden Elektro-Verteilerkasten in einem Keller löschen - es gab keine Verletzten. Der Rettungsdienst der Feuerwehr war 339 mal im Einsatz: "Erfreulicherweise gab es nach derzeitigem Stand keine nennenswerten oder erheblichen Notfalleinsätze im Zusammenhang mit der Verwendung von Silvester-Feuerwerk", teilte die Feuerwehr mit.
