Interne Aufarbeitung im NDR: Rossbachs Führungsstil belastete Arbeitsalltag
Die interne Aufarbeitung der Vorwürfe gegen die Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg, Sabine Rossbach, ist abgeschlossen. Laut dem am Donnerstag vorgestellten Bericht hat Rossbachs Führungsstil die redaktionelle Atmosphäre im Funkhaus stark belastet. Für einen unzulässigen Eingriff ins Programm fanden die Prüfer keine Belege.
Für ihren Untersuchungsbericht führten zwei NDR Journalisten aus den Landesfunkhäusern Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Wochen mehr als 70 Gespräche mit Mitarbeitenden aus dem Landesfunkhaus Hamburg. Diese beschrieben demnach ein autoritäres Auftreten und einen oft rauen Umgangston Rossbachs sowie das weitgehende Fehlen einer offenen Diskussionskultur.
Die journalistische Arbeit wurde laut dem Bericht durch mangelndes Vertrauen und mangelnden gegenseitigen Respekt beeinträchtigt. Mitarbeitende hätten Rossbachs Ton als ruppig beschrieben, auch klagten sie über mangelnde Wertschätzung.
Prüfer: Unzulässige Eingriffe ins Programm lassen sich nicht belegen
Unzulässige Eingriffe in das Programm und der Vorwurf, Rossbach habe unter anderem die PR-Agentur ihrer Tochter begünstigt, lassen sich laut den Prüfern nicht belegen. Sie wiesen aber darauf hin, dass Rossbach innerhalb der Redaktion ihrer hohen Verantwortung als NDR Führungskraft zur Wahrung von Compliance, also dem internen Regelwerk, nicht gerecht geworden sei. "Sie hätte ihre Beziehung zu der PR-Agentur ihrer Tochter schriftlich transparent machen und sich bei der Weitergabe und Bewertung von Themenangeboten dieser Agentur zurückhalten sollen." Der Anschein einer möglichen Begünstigung hätte durch eine solche Klarheit vermieden werden können, so die Prüfer: "Dieses Versäumnis hat der Glaubwürdigkeit des NDR geschadet." Mehrere Medien hatten berichtet, Events, die medial von der Agentur vermarktet wurden, seien gezielt im Hamburg Journal im NDR Fernsehen platziert worden.
Rossbach stellte auf Anfrage in Aussicht, sich nach einer gründlichen Prüfung des Berichts zu der internen Aufarbeitung zu äußern.
Antikorruptions-Beauftragte: Vorwürfe gegen Rossbach waren falsch
Anfang der Woche hatte der Norddeutsche Rundfunk bereits einen Bericht der Antikorruptions-Beauftragten im NDR zu den Vorwürfen gegen Rossbach vorgelegt. In diesem Zusammenhang wurden demnach keinerlei Korruptions-Tatbestände festgestellt. Die Vorwürfe hätten sich als falsch herausgestellt, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung des NDR.
Intendant Knuth: Klima im gesamten NDR untersuchen
Nach dem Bericht der beiden Redakteure und der Anti-Korruptionsbeauftragten spricht NDR Intendant Joachim Knuth nun von einem Neuanfang - und einer für guten Journalismus notwendigen Streitkultur: "Offensichtlich - das fördert der Bericht zu Tage - hat es dies nicht in dem erforderlichen Maße gegeben und das müssen wir jetzt ändern und nach vorne schauen." Es gehe darum, für den ganzen Norddeutschen Rundfunk herauszubekommen, wie es um das redaktionelle und kulturelle Klima bestellt ist.
Rossbach beendet Dienstverhältnis zwei Jahre früher als vorgesehen
Rossbach hatte bereits angekündigt, wegen des verloren gegangenen Vertrauens zwischen ihr und Teilen der Redaktion den Weg für einen Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg freizumachen und ihren Posten bereits zum 1. April 2023 zur Verfügung zu stellen. Nach einer Freistellung wird sie den NDR dann endgültig zum 31. Oktober 2023 verlassen. Sie beendet damit ihr Dienstverhältnis zwei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen. Die entsprechende Vereinbarung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des NDR Verwaltungsrates.