Holsten Quartier: Adler Group will wie geplant bauen
Der Bau des Holsten Quartiers in Altona verzögert sich nun schon seit Jahren. Doch die finanziell angeschlagene Adler Group wehrt sich gegen jede Kritik. Beim Hamburger Immobilienforum meinte ein Top-Manager, alles laufe ganz normal.
Kein Bilanzabschluss, ein Stopp des Bebauungsplans für das Holsten-Areal durch die Stadt: Doch der Bereichsleiter fürs Holsten Quartier der von der Adler Group übernommenen Consus Real Estate, Thomas Fründt, zeigte sich völlig unbeeindruckt. "Weil da viel, viel Unsinn in der Zeitung geschrieben wird. Jeder meint, er wisse mehr als wir, die dieses Objekt nahezu fertiggestellt haben im Gebiet der Projektentwicklung", sagte Fründt.
Manager spricht von "Enteignung"
Fertiggestellt sollten die ersten Wohnungen schon im vergangenen Jahr sein. Doch Hamburg legte kürzlich die Baugenehmigung auf Eis und möchte der Adler Group das ehemalige Holsten-Grundstück abkaufen. Manager Fründt sprach von "Enteignung" und unterstellte Hamburgs zuständiger Bau-Staatsrätin Monika Thomas: "Sie suchen noch nach Grundstücken, die sich enteignen lassen. Ich hoffe jetzt nicht, dass sie auf das Holsten Quartier schauen. Dazu gibt es keinen Grund."
Demo an der Alster
Das sahen mehrere Hundert Demonstrantinnen und Demonstranten am Montagabend auf und an der Alster anders. Mieterverein und Linke forderten, Hamburg müsse der Adler Group das Holsten Quartier entziehen.
Mieterverein hält Versprechungen für unglaubwürdig
Der Mieterverein zu Hamburg hält die Versprechungen von Fründt für unglaubwürdig. "Das Versprechen, dass die Bautätigkeit durch den Konzern ohne Störungen abgeschlossen werden kann, würde ich ganz stark bezweifeln", sagte Mieterverein-Chef Rolf Bosse. Er wünscht, dass Hamburg das Holsten-Areal übernimmt und dort sozialen Wohnungsbau betreibt.
Dressel führt Gespräche
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) führt erste Gespräche. Doch er hält allgemein die Preisvorstellungen der Immobilien-Entwickler für überzogen. Experten halten es für ausgeschlossen, dass die Stadt einen Preis von 360 Millionen Euro für das Areal zahlt, wie es Consus getan hatte.
Finanzielle Schwierigkeiten
Die Adler Group ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Investoren warfen dem Unternehmen vor, unseriös zu arbeiten. An der Börse stürzten daraufhin die Aktien ab. Beim 86.000 Quadratmeter großen Holsten-Areal prüft die Stadt, ob sie das Grundstück zurückkaufen kann.
Mehr als 1.200 Wohnungen geplant
Eigentlich sollen im Holsten Quartier mehr als 1.200 Wohnungen entstehen. Etwa ein Drittel sollten geförderte Mietwohnungen mit einer Mietpreis- und Belegungsbindung von 30 Jahren werden, ein Drittel frei finanzierte Mietwohnungen und ein weiteres Drittel Eigentumswohnungen. Daneben sind es unter anderem Kitas, Geschäfte, Büros und einen Handwerkerhof geplant.
Senat hätte Gelände 2016 kaufen können
Das Gelände war 2016 von der Carlsberg-Brauerei ursprünglich an die Düsseldorfer Gerchgroup verkauft worden. Anschließend wurde es mehrfach weiterveräußert, ohne dass auf dem Areal gebaut wurde. Durch die Bodenspekulationen vervielfachte sich der Preis des Grundstücks. Der Hamburger Senat steht in der Kritik, weil er nicht schon 2016 das Areal im Herzen Altonas gekauft hat. Nach Angaben der Bürgerschaftsfraktion der Linken hätte die Stadt das Gelände damals für rund 65 Millionen Euro erwerben können. Stattdessen stehe es nun mit 364 Millionen Euro in den Adler-Bilanzen.