Album der Woche: Berührende Aufnahme von Brahms' "Requiem"
Der Tod seiner Mutter ist für Johannes Brahms 1865 der Anlass, eine Musik im Gedenken an die Verstorbene zu schreiben. Das Bach Collegium Japan hat nun eine Neueinspielung von "Ein Deutsches Requiem" vorgelegt.
Zu den packendsten Stellen in einem katholischen "Requiem" - etwa bei Mozart oder Verdi - zählt das "Dies irae", "Tag des Zorns". Die Seele des/der Toten muss ein reinigendes Fegefeuer bestehen, um in das Paradies zu kommen. Da entfachen die Komponisten meist ein "höllisches Feuer" voller Dramatik. Johannes Brahms geht in seinem protestantischen "deutschen Requiem" einen anderen Weg.
Brahms will keine Fürbitten oder eine Trauermusik für die Toten schreiben, er sieht sein Requiem als Trost für die Hinterbliebenen. Unter anderem diese tröstende Atmosphäre setzen das Bach Collegium Japan und Masaaki Suzuki sehr überzeugend um.
Der ruhige Fluss der Musik
Sofort fällt der homogene Chorklang des Bach Collegium Japan auf. Die Stimmen mischen sich einfach fantastisch mit exzellenter Textverständlichkeit. Dirigent Masaaki Suzuki setzt ganz auf den ruhigen Fluss der Musik, er forciert nichts, er bereitet dynamische Höhepunkte wirkungsvoll vor, bei den Stellen, wo sich Brahms ein wenig Dramatik erlaubt.
"Denn alles Fleisch, es ist wie Gras" - das Leben vergeht, soll das heißen. Wichtig ist das Gottvertrauen: "Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit."
Überzeugende Solisten
Das Tröstende von Brahms' Requiem wird auch besonders in den solistischen Partien deutlich. Der Sopran scheint wie ein Engel aus dem Himmel zu singen, die Solistin Miku Yasukawa vermittelt die tröstenden Worte mit ihrem schlanken, immer rund und warm klingendem Sopran sehr überzeugend.
Der Solo-Bariton hat eher nachdenkliche, manchmal auch mahnende Texte zu singen. Er bereitet die vielleicht wichtigste und dramatischste Stelle von Brahms Requiem vor.
Das Geheimnis ist, vereinfacht gesagt, dass das menschliche, irdische Leben in ein ewiges, himmlisches Leben verwandelt wird, und der Tod damit besiegt sei. Auch mit der Auswahl dieser Verse spendet Brahms Trost.
Berührende Einspielung mit erstklassiger Besetzung
Genauso wie den Chor des Bach Collegium Japan hält Dirigent Masaaki Suzuki das Orchester sehr homogen und vor allem sehr durchsichtig. Er lässt zum Beispiel die Bläserfarben leuchten und melodische Linien deutlich werden.
Eine Einspielung, die in Chor, Solisten und Orchester hervorragend besetzt ist, und musikalisch berührt.
Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem
- Zusatzinfo:
- Miku Yasukawa, Jochen Kupfer, Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki
- Label:
- BIS
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Klassik
