Konstantin Wecker beugt sich über die Tasten eines Klaviers, sein Konterfei spiegelt sich auf der der Außenhülle des Instruments. © picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Konstantin Wecker: "Lasse mich lieber an die Wand stellen"

Stand: 01.08.2022 12:47 Uhr

Im NDR Fernsehen hat der Liedermacher Konstantin Wecker über seine Haltung zu Krieg und Frieden gesprochen. Er tritt vehement für den Pazifismus und gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ein. 

Gerade ist Konstantin Wecker unterwegs auf seiner Tour zum 75. Geburtstag, den er im Juni gefeiert hat. Weil Wecker an Corona erkrankte, mussten mehrere Konzerte Ende Juli ausfallen. Im Herbst kommt Wecker in den Norden, spielt am 17. Oktober in Lübeck, am 18. Oktober in Hannover und am 19. Oktober in Hamburg. 

Konstantin Wecker: "Bin in Macho-Generation groß geworden"

In der Sendung DAS! hat der Jubilar gerade auf sein Leben zurückgeblickt. Eines der Themen dabei: sein Verhältnis zum Feminismus. "Ich bin groß geworden in einer elenden Macho-Generation", so Wecker. "Den Feminismus musste ich mir intellektuell und vor allem durch den Einfluss von vielen tollen Frauen, die ich kennenlernen durfte, erarbeiten." Immerhin: In seinen Songs sei er stets weiter gewesen, auch schon in seiner frühen Karriere. "Meine Lieder waren zärtlich, sie haben etwas von mir zugestanden, was ich mir in meinem Rollenspiel als junger Mann nicht zugestanden habe."

"Seit Tausenden Jahren von männlichen Psychopathen beherrscht"

Letzten Endes wäre es ihm in seinem Schaffen stets um eine herrschaftsfreie Welt ohne Patriarchat gegangen. "Wir sind seit Tausenden von Jahren von männlichen Psychopathen beherrscht, die uns von einem Krieg in den anderen jagen", meint Wecker. "Irgendwann muss sich das doch einmal ändern - und die Chance von Kunst und Kultur ist es, diese Utopie am Leben zu erhalten."

"Entrüstet euch!": Buch mit Margot Käßmann über Pazifismus 

In der Debatte um Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und westliche Waffenlieferungen steht Wecker klar auf der Seite des Pazifismus. Im April gehörte er zu den Erstunterzeichnern eines offenen Briefes an Bundeskanzler Scholz, der fordert, Waffenlieferungen in die Ukraine zu stoppen und "Waffenstillstandsverhandlungen zu beschleunigen". Außerdem ist gerade eine aktualisierte Fassung des Buches "Entrüstet euch!" erschienen, in dem er zusammen mit Co-Autorin Margot Käßmann Gedanken zum Pazifismus ausbreitet. 

Kritik und Beleidigungen für Haltung gegen den Krieg 

Für seine Haltung hat Wecker Kritik einstecken müssen - und Beleidigungen: "Man weiß ja, was in sozialen Netzwerken passiert". Dort seien ihm Dinge geschrieben worden wie "lass doch deine Söhne von russischen Soldaten vergewaltigen und spiele mit der Gitarre vor dem Panzer", erzählt Wecker. Trotz allem Gegenwind: Die Idee, Frieden ohne Waffen zu schaffen, wolle er auf jeden Fall am Leben erhalten. "Ich merke auf meinen Konzerten in den letzten Wochen sehr deutlich, dass sehr viele Menschen weiterhin an dieser Sache festhalten wollen. Es ist vielleicht sogar eine schweigende Mehrheit - die nicht so laut wie das Kriegsgetrommel ist." 

Konstantin Wecker kritisiert Befürworter von Waffenlieferungen 

Wichtig ist Wecker in seiner Haltung zum Krieg: "Man kann den Pazifismus anderen nicht überstülpen. Es ist etwas, das man nur für sich selbst entscheiden kann. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich weiß: Ich lasse mich lieber an die Wand stellen, als eine Waffe zu nehmen und jemanden zu erschießen." Außerdem gibt er zu bedenken: "Ganz viele von den Menschen, die jetzt so laut nach Waffen schreien, ziehen ja selbst nicht einmal in den Krieg." Stattdessen würden "wieder andere zum Morden und ermordet werden" geschickt. 

Dieses Thema im Programm:

DAS! | 13.07.2022 | 18:45 Uhr

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