Verleger Klaus Wagenbach ist tot
Der Verleger Klaus Wagenbach ist tot. Wie sein Verlag am Montag mitteilte, starb er bereits am Freitag in Berlin im Alter von 91 Jahren.
Er sei "begleitet von seiner Familie und umgeben von seinen Büchern" gestorben, hieß es. "Seinem Lebensmotto entsprechend werden wir seinen Verlag weiterführen: 'Gewonnen kann durch Trübseligkeit nie etwas werden'."
Der in Berlin geborene Wagenbach begann 1949 eine Lehre beim damals noch vereinten Verlag Suhrkamp/Fischer. Der Schriftsteller Frank Kafka wurde zur großen Leidenschaft, Wagenbach promovierte über den Autor. Der Kauf von Fischer durch Holtzbrinck brachte einschneidende Konsequenzen: Die neuen Chefs kündigten Wagenbach, nachdem er sich bei der Staatsanwaltschaft über die Verhaftung eines DDR-Verlegers während der Buchmesse beschwert hatte. 1964 gründete er seinen eigenen Verlag in West-Berlin. Er verlegte die Autoren Günter Grass, Hans Werner Richter oder Ingeborg Bachmann.
Wagenbach galt als Prototyp des politischen Verlegers der 1968er-Bewegung
Wagenbach stand für eine Kultur der Einmischung und des demokratischen Streits. Er galt als Prototyp des politischen Verlegers der 1968er-Bewegung. Bekannte Köpfe der Bewegung gingen im Verlag ein und aus. Immer wieder gab es Hausdurchsuchungen, Prozesse, Verurteilungen. Wagenbach sah sich selbst als den meistangeklagten noch lebenden deutschen Verleger. Der Jurist an seiner Seite hieß Otto Schily, der spätere RAF-Anwalt und noch spätere deutsche Bundesinnenminister.
Kontakte zu Akteuren der RAF
Auch zu Akteuren der RAF hielt er Kontakt. "Vor allem Ulrike Meinhof war mir nahe, aber ich habe nie verstanden, wie sie auf diesen Weg geraten ist", sagte er einmal dem "Spiegel". Wagenbach veröffentlichte Texte der späteren Terroristin, hielt die Rede an ihrem Grab. Gleichzeitig brachte ihm ein Buch Peter Brückners über Meinhof eine Drohung von Gudrun Ensslin ein.
Wagenbach stand auch für aufwendig gemachte Bücher
Wagenbach stand auch für aufwendig gemachte Bücher, sie sollten "hundert Jahre halten", sagte er. 2002 übernahm Susanne Schüssler den Verlag, Wagenbachs dritte Ehefrau. Einer der größten Erfolge wurde 2008 Alan Bennetts "Die souveräne Leserin" - ein Buch ausgerechnet über die Queen. Die "Hundejahre" seines langjährigen Freundes Günter Grass kürzte Wagenbach. Grass bedankte sich per Widmung: "Für die fehlenden Kapitel ist der Setzer verantwortlich."
