Eine Frau hält eine Rabattmarke in der Hand. © imago stock&people

Treuepunkte sammeln: Lohnen sich die Rabatte?

Stand: 26.02.2021 14:27 Uhr

"Sammeln Sie Punkte?" Diesen Satz kennen Kunden aus fast jedem Supermarkt oder Discounter. Doch lohnen sich Rabattkarten und Prämienaktionen? In Sachen Datenschutz sind Treuepunkt-Systeme oft problematisch.

von Anneke Müller

Viele Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Tankstellen werben mit Treuepunkten um die Gunst ihrer Kunden. Beim Einkaufen oder Tanken Punkte sammeln und später gegen vermeintlich attraktive Prämien oder Bargeld einlösen - das klingt erst einmal verlockend. Doch häufig entpuppen sich solche Treueaktionen als Verbraucherfalle. Vor allem, wenn das Ersparnis gar nicht so hoch ist wie angegeben.

So funktionieren Prämienaktionen mit Treuepunkten

Treuepunkte erhalten Kunden von Einkaufsketten und Discountern in der Regel beim Bezahlen an der Kasse. Meist gibt es pro 5 Euro Einkaufswert einen Punkt, für ein volles Sammelheft wird in der Regel ein Einkaufswert zwischen 100 und 150 Euro benötigt. Die Produktprämie erhalten Kunden dann allerdings nur gegen eine Zuzahlung. Im Vergleich zum Normalpreis soll die Ersparnis laut den Anbietern dennoch bis zu 90 Prozent betragen.

Rabatte bei Prämienaktionen genau prüfen

Handelsexperten und Verbraucherschützer sind sich einig: Am meisten profitieren die Unternehmen selbst von ihren Treueaktionen - und zwar durch Kundenbindung und einen höheren Umsatz. Mitunter bieten Prämienprogramme zwar tatsächlich lukrative Sonderkonditionen für Markenartikel, häufig handelt es sich aber um Lockangebote, deren Rabatte nicht halten, was sie auf den ersten Blick versprechen. Verbraucher sollten daher folgende Punkte beachten:

  • Unverbindliche Preisempfehlung überprüfen: Als Referenz für die Höhe der Ersparnis geben Unternehmen meist die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers an. Dieser Preis wird im Handel aber oft gar nicht verlangt, viele Geschäfte bieten die Ware deutlich günstiger an. Ein Preisvergleich über Internet-Suchmaschinen lohnt sich.
  • Nicht mehr einkaufen als üblich: Viele Kunden erliegen dem "Sammlerinstinkt", um Ihr Treuepunkte-Heft möglichst schnell voll zu bekommen. So wird das Punktesammeln zum Minusgeschäft, bei dem man letztendlich mehr Geld ausgibt, als sich mit den Punkten einsparen lassen. Kunden sollten außerdem nicht versuchen, bei mehreren Anbietern gleichzeitig Punkte zu sammeln, sondern sich auf eine Treueaktion konzentrieren.
  • Kleine Kontingente: In der Werbung für Prämienaktionen heißt es häufig: "Nur solange der Vorrat reicht". Dieser Hinweis ist durchaus ernst zu nehmen. Beliebte Markenartikel sind oft wenige Tage nach Aktionsbeginn ausverkauft und werden auch nicht nachgeliefert. Kunden, die bis zum Aktionsende kein Glück haben, ihre Wunschprämie zu ergattern, gehen leer aus.
  • Sonderproduktionen: Teilweise handelt es sich bei den Prämienprodukten nicht um die Originalware des Markenherstellers, sondern um Sonderproduktionen, die extra für Treueaktionen in Supermärkten oder Discountern gefertigt werden. Diese Produkte können mitunter eine geringere Qualität haben, als das Original. Kunden sollten sich vorab über das Internet und vor Ort informieren, ob es sich bei der Prämie tatsächlich um Originalware oder eine Sonderanfertigung handelt.

Punkte sammeln mit Kundenkarten und Apps

Viele Unternehmen stellen für das Punktesammeln Kundenkarten aus. Etabliert haben sich zwei Systeme. Mit Karten, die von einem einzigen Unternehmen ausgegeben werden, können Kunden nur beim Einkauf in den Filialen des Anbieters Punkte sammeln. Dann gibt es noch Kundenkarten, mit denen man in unterschiedlichen Geschäften Punkte sammeln kann. Häufig kommen hierbei inzwischen Apps zum Einsatz, die Kunden an der Kasse vorzeigen. Punkte können oft auch online eingelöst werden. Inzwischen gibt es Kartensysteme, die das Einlösen von Treuepunkten in bis zu 400 verschiedenen Unternehmen ermöglichen.

Minirabatte und wenig Punkte bei normalem Einkaufsverhalten

Die überwiegend kostenlosen Rabattkarten gewähren durchschnittlich einen Preisnachlass von einem halben bis zu drei Prozent, angerechnet in Form von Punkten. Meist gibt es pro Euro Einkaufswert einen Punkt. Oft lohnen sich solche Kundenkarten aber nur in Verbindung mit weiteren Rabatt- oder Gewinnaktionen. Die Unternehmen locken zwar mit attraktiven Treueprämien, doch die erforderliche Punkteanzahl erreichen Kunden bei normalem Einkaufsverhalten oft erst nach jahrelangem Sammeln. Außerdem machen Kundenkarten es schwerer, beim Einkauf Rabatte auszuhandeln, da die Händler auf Ihre Treueaktionen verweisen.

Daten dienen zur Erstellung von Kundenprofilen

Unternehmen führen Kundenkarten für ihr Geschäft meist aus einem einzigen Grund ein: Sie wollen Daten über ihre Kunden sammeln und für ihre Zwecke nutzen. Marketing-Experten sprechen vom sogenannten Datengold, von dem die Unternehmen wirtschaftlich profitieren. Zusammen mit den persönlichen Angaben im Kartenantrag und den Umsatzdaten des Kunden können Nutzerprofile erstellt werden. Je öfter der Kunde die Rabattkarte einsetzt, desto genauer kann sein Konsumverhalten beobachtet und analysiert werden. Verbrauchern sollte bewusst sein, dass keiner ihrer Einkaufe anonym bleibt. Wer nicht zum "gläsernen Kunden" werden möchte und Wert auf Datenschutz legt, sollte daher die Finger von Rabattkarten lassen.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 01.03.2021 | 20:15 Uhr

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