HHC: Wie gefährlich ist die Cannabis-Variante?

Stand: 07.07.2023 13:11 Uhr

Das Cannabinoid HHC gibt es als bunte Gummibärchen oder zum Rauchen in elektronischen Vapes. Ähnlich wie THC bewirkt es einen Rausch, aber auch Entspannung. Ein gesetzliches Schlupfloch ermöglicht das Millionengeschäft.

von Désirée Marie Fehringer

Hexahydrocannabinol, kurz HHC genannt, ist ähnlich wie THC ein Cannabinoid, das an die Cannabinoid-Rezeptoren in unserem Gehirn andockt und dort seine berauschende Wirkung entfaltet. Auf der Social-Media-Plattform TikTok teilen viele junge Menschen ihre Erfahrungen mit HHC. Es soll schnell high machen, cannabisähnliche Wirkungen hervorrufen und wie THC schmecken. Auch unerwünschte Folgen werden beschrieben: Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, ein starker Reizhusten und das Gefühl, nicht mehr richtig bei sich zu sein.

"Natürliches Cannabinoid" meist synthetisch hergestellt

HHC kommt in geringen Mengen in den Blüten der Cannabis-Pflanze vor und lässt sich daraus im Labor extrahieren. Das ist jedoch aufwendig und teuer. Deshalb wird das meiste HHC synthetisch hergestellt. Vermarktet wird HHC aber trotzdem oft als "natürliches Cannabinoid".

HHC: Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen noch unklar

Ob es harmlos oder schädlich ist, lasse sich bislang nicht auf Basis wissenschaftlicher Daten beantworten, erklärt Prof. Dr. Volker Auwärter, Toxikologe des Uniklinikums Freiburg: "Es geht hier ja nicht um ein Medikament, das in klinischen Studien gut erforscht ist, sondern es geht um einen neuen Stoff - ein Rauschmittel - das eben noch nie auf dem Markt gewesen ist." Welche Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von HHC zu erwarten sind, sei ungewiss: "Da wird man erst im Laufe der Zeit sehen, welche Schäden dadurch entstehen können."

HHC ist nicht verboten: Jeder ab 18 Jahren darf es kaufen

HCC ist nicht nur in spezialisierten Geschäften erhältlich, sondern auch an vielen Kiosken und in Online-Shops. Es gibt HHC als sogenannte Aroma-Gummies, quasi wie Gummibärchen, als elektronische Vapes zum Rauchen oder als HHC-Blüten, die man sich zum Rauchen in den Joint bröseln kann. Man muss 18 Jahre alt sein, um HHC in Deutschland zu erwerben. Darüber hinaus gibt es keine Richtlinien und Regeln.

Hersteller nutzen Schlupflöcher in der Gesetzgebung aus

Das Geschäft mit HHC ist ein Wettlauf zwischen Drogenlaboren und Staat. Wie auch bei anderen Drogen nutzen die Hersteller eine rechtliche Grauzone: HHC sei in Deutschland derzeit legal, weil es weder durch das Betäubungsmittelgesetz noch durch das Gesetz für neue psychoaktive Stoffe erfasst werde, erklärt Joachim Lauenburg, Anwalt für Drogenstrafrecht. In letzterem werden nur voll-synthetische Rauschmittel und Betäubungsmittel erfasst, HHC sei aber ein halbsynthetischer Stoff und dadurch greife das Gesetz hier nicht.

HHC: Gesundheitsministerium warnt vor Risiken

Das Bundesgesundheitsministerium schreibt auf Anfrage: "Die Bundesregierung beobachtet generell das Auftreten neuer psychoaktiver Stoffe" und "warnt vor dem Konsum, der mit unkalkulierbaren gesundheitlichen Gefahren verbunden ist". Wie lange HHC in Deutschland noch legal bleiben wird - das bleibt abzuwarten. Bis dahin werden Millionen Menschen den neuen berauschenden Stoff konsumieren, ohne die Risiken und mögliche Langzeitschäden zu kennen.

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