Eine Frau schreibt eine Bewerbung. (Themenfoto) © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Christin Klose

Bewerbung schreiben: So hat die Jobsuche Erfolg

Stand: 20.04.2022 09:57 Uhr

Wer sich auf eine neue Stelle bewirbt, muss einiges beachten. Die Digitalisierung hat die Anforderungen für Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Vorstellungsgespräch zum Teil sehr verändert.

von Jochen Lambernd

Nach dem Ende der Schul- oder Studienzeit, vor einem beruflichen Wiedereinstieg oder Neuanfang - fast immer führt der Weg in den Job über eine Bewerbung samt Vorstellungsgespräch. Während früher die Bewerbungsmappe per Post üblich war, setzen die meisten Arbeitgeber heutzutage auf Bewerbungen per E-Mail, über Online-Formulare ihrer Website oder von Jobportalen. Dabei gilt es, Folgendes zu beachten.

Anschreiben: Klar, präzise und individuell

Der erste Eindruck zählt: Beim Bewerbungsschreiben ist es zunächst einmal wichtig, dass Sie neben den eigenen Daten Namen und Anschrift des jeweiligen Unternehmens richtig schreiben und vollständig angeben. Ist eine konkrete Kontaktperson genannt, schreiben Sie sie direkt mit Namen an. Ansonsten nachfragen. Diese Eigeninitiative kann bereits positiv vermerkt werden. Falls kein Ansprechpartner zu ermitteln ist, ist die Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" allgemein üblich, wenn auch distanziert. Außerdem findet das dritte Geschlecht (divers) hier keine Berücksichtigung. Die Anrede "Guten Tag" könnte eine Alternative sein, ist in der Praxis womöglich aber noch nicht geläufig.

Eine ansprechende Optik und eine klar gegliederte Textstruktur sind Pluspunkte. Übertreiben Sie es beim Design des Schreibens nicht. Personalverantwortliche sind meist keine Freunde von zu vielen Logos und anderen grafischen Elementen. Der Inhalt ist wichtiger. Das Bewerbungsschreiben sollte nicht mehr als eine DIN-A4-Seite umfassen. Vorlagen aus dem Internet können als inspirierende Quelle dienen, eine schlichte Kopie kommt meist nicht gut an.

Schreiben Sie, wie Sie auf das Jobangebot aufmerksam geworden sind, etwa aufgrund einer Stellenanzeige oder einer persönlichen Empfehlung. Vermeiden Sie Konjunktive wie "würde" und "könnte". Verwenden Sie eine aktive Sprache mit kurzen und treffenden Sätzen. Machen Sie deutlich, warum Sie die richtige Besetzung für die Stelle sind. Nennen Sie Ihre fachlichen und persönlichen Qualifikationen und, wenn gefordert, einen möglichen Eintrittstermin. Gehen Sie auf Gehaltswünsche nur dann ein, wenn danach gefragt wurde. Falls nicht, klären Sie dies in einem Vorstellungsgespräch. Suchen Sie nach einer freundlichen Schlussformulierung mit der Bitte, Sie zum Gespräch einzuladen.

Bei der Online-Bewerbung fügen Sie Ihre gescannte Unterschrift in das Dokument ein. Für die Brief-Bewerbung unterschreiben Sie mit komplettem Vor- und Nachnamen.

Unbedingt auf Rechtschreibung und Grammatik achten! Nutzen Sie die Rechtschreibprüfung Ihres Textverarbeitungsprogramms. Oft ist es auch hilfreich, den Text auszudrucken und auf Papier zu lesen. Lassen Sie Familienmitglieder oder Freunde über Ihr Schreiben schauen. Tipp: Machen Sie sich Gedanken darüber, ob Sie in Ihrem Schreiben gendergerechte Sprache verwenden sollten. Schauen Sie dazu nach, wie es das Unternehmen auf seiner Website handhabt.

Lebenslauf: Das ist zu beachten

Ein Personalverantwortlicher sieht sich den Lebenslauf eines Bewerbers an. © picture alliance / Robert Günther/dpa-tmn Foto: Robert Günther
Ein tabellarischer Aufbau ist bei Lebensläufen üblich.

Der Lebenslauf sollte tabellarisch aufgebaut sein und höchstens zwei DIN-A4-Seiten umfassen. Halten Sie sich kurz und erwähnen Sie nur das Wesentliche, das für die angestrebte Position wichtig ist. Die Reihenfolge der bisherigen Positionen ist in der Regel zeitlich absteigend, die aktuelle oder bisher letzte Station wird zuerst genannt. Sie können aber auch thematische Blöcke chronologisch ordnen. Im Internet gibt es viele Musterbeispiele, die als Inspiration oder Vorlage dienen können, oft auch verknüpft mit dem Anschreiben. Achten Sie aber auch hier auf Individualität.

Die persönlichen Angaben (Name, Anschrift, Telefonnummer, Mailadresse, Geburtsdaten) werden normalerweise um ein Bewerbungsfoto ergänzt. In einigen Ländern und internationalen Unternehmen ist das Foto aber keine Pflicht mehr. Nennen Sie Ihren höchsten Schul- oder Hochschulabschluss sowie Ihre Berufsausbildung. Falls Sie einen Freiwilligen- oder Wehrdienst geleistet haben, erwähnen Sie diesen Zeitraum. Auch Praktika, Fort- und Weiterbildungen sollten eintragen werden. Besondere Fähigkeiten wie Fremdsprachen- oder IT-Kenntnisse sowie sogenannte Soft Skills (z.B. Team- und Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative und Empathie) runden die Angaben ab. Hobbys sollten Sie nur erwähnen, wenn diese zusätzlich für die Stelle qualifizieren. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind immer gerne gesehen.

Bei einer E-Mail- oder Online-Bewerbung fügen Sie Ihre gescannte Unterschrift in das Dokument ein und schreiben Ort und das aktuelle Datum dazu. Bei Bewerbungen per Brief unterschreiben Sie mit Vor- und Nachnamen.

Motivationsschreiben: Persönliche Gründe nennen

Einige Arbeitgeber verlangen weitere Anlagen, etwa ein Motivationsschreiben oder eine sogenannte dritte Seite, weil sie nach Anschreiben und Lebenslauf folgt. Machen Sie darin deutlich, was Sie an der ausgeschriebenen Stelle und dem Unternehmen besonders interessiert. Bieten Sie einen interessanten Mehrwert, betonen Sie wichtige Stationen in Ihrem Lebenslauf. Versuchen Sie nachvollziehbar darzulegen, warum Sie genau der richtige Kandidat für die Stelle sind. Anders als im Anschreiben, wo Sie vor allem Ihre fachliche Eignung hervorheben, sollten Sie im Motivationsschreiben vor allem Ihre persönlichen Gründe für eine berufliche Veränderung darlegen. Grenzen Sie die Schreiben deutlich voneinander ab.

Zeugnisse: Möglichst aktuell, nicht zu viele

Bild von einem Arbeitszeugnis © picture-alliance.de
Zeugnisse belegen die Stationen Ihres Arbeitslebens.

Die wichtigsten Stationen Ihres Berufslebens sowie Ihrer Aus- und Weiterbildung müssen Sie mit Arbeitszeugnissen belegen. Beschränken Sie sich in Ihrer Auswahl auf die wesentlichen und relevanten Zeugnisse. So genügt etwa der Nachweis des höchsten Schulabschlusses. Bei langjähriger Berufserfahrung kann er wegfallen. Legen Sie das Zeugnis des Ausbildungs- oder Studienabschlusses bei. Von möglichst jedem ehemaligen Arbeitgeber sollte ein Arbeitszeugnis angegeben werden. Praktikumsnachweise sind nur für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sinnvoll. Zertifikate von relevanten Weiterbildungen sollten Sie aufführen.

Achten Sie darauf, dass ein Zeugnis für Ihre derzeitige oder bisher letzte Arbeitsstation nicht älter als drei Jahre alt ist. Tipp: vom aktuellen Arbeitgeber ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen.

Scannen Sie Zeugnisse und Bescheinigungen, die Sie auf Papier bekommen haben, ein. Reichen Sie bei einer Bewerbung per Brief nur Kopien ein, weil nicht jedes Unternehmen die Unterlagen seiner Bewerber zurücksendet. Falls beglaubigte Kopien verlangt werden, können Sie das bei vielen Ämtern gegen eine kleine Gebühr erledigen lassen.

Vorstellungsgespräch: Gut vorbereitet und selbst Fragen stellen

Wenn Sie zu einem Vorstellungsgespräch - vor Ort oder per Videokonferenz - eingeladen werden, sollten Sie sich gründlich vorbereiten. Checken Sie vor Online-Gesprächen Ihre technische Ausrüstung. Ist die Verbindung stabil? Reicht der Akku? Dass Sie in jedem Fall angemessen gekleidet und vor allem pünktlich sind, versteht sich von selbst. Sich über das Unternehmen und dessen Aktivitäten zu informieren, ist unabdingbar.

Drei Frauen sind in einem Büro während eines Bewerbungsgesprächs zu sehen. © dpa/picture-alliance Foto: Christian Klose
Auf ein Bewerbungsgespräch sollte man sich gut vorbereiten.

Aber auch in Bezug auf sich selbst sollten Sie gute Antworten liefern können. Idealerweise schaffen Sie es, sich anhand des Gesprächs von anderen Bewerbern abzuheben. Dabei sollten Sie erklären können, was Sie ausmacht, was Sie bisher getan haben und wie Ihre Ziele aussehen. Üben Sie deshalb vorher zu Hause eine kurze Selbstvorstellung. Die Personalverantwortlichen wollen oft wissen, warum Sie glauben, für die ausgeschriebene Stelle geeignet zu sein oder gerade für dieses Unternehme arbeiten wollen. Darauf sollten Sie gefasst sein und eine erklärende Antwort parat haben.

Fast schon ein Klassiker ist die Frage nach Stärken und Schwächen. Dabei gilt es, sich nicht zu positiv, aber auch nicht zu negativ darzustellen. Arroganz und Abgehobenheit sind nicht gern gesehen. Schwächen sollten Sie moderat beschreiben und schildern, wie Sie diesen entgegenwirken. Generell werden Schlussfolgerungen aus negativen Erlebnissen als wertvolle Erfahrungen angesehen. Vorherige Arbeitgeber und Kollegen sollten Sie hingegen nie negativ darstellen.

Die Frage nach Ihren Gehaltsvorstellungen beantworten Sie am besten, indem Sie sich vorher über die Gehaltsstrukturen der Branche und idealerweise in dem jeweiligen Unternehmen schlau gemacht haben. Im Internet gibt es einige Online-Rechner, die eine ungefähre Orientierung bieten. Auch offen gelegte und öffentlich einsehbare Gehaltssummen von Geschäftsführern können dabei helfen, die eigenen Möglichkeiten auszuloten.

Häufig kann man am Ende des Gesprächs selbst Fragen stellen. Nutzen Sie diese Chance! Sie zeigen damit Interesse an Ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber. Scheuen Sie sich nicht, auch zwischendurch mal Fragen zu stellen, wenn es inhaltlich passt. So wird das Gespräch aufgelockert und Sie bekommen neben neuen Informationen auch ein wenig Zeit zum Verschnaufen. Schließlich ist ein Vorstellungsgespräch eine Stresssituation. Wer authentisch, ehrlich und offen auftritt, kann jedes Bewerbungsgespräch gut meistern.

Nützliche Tipps der Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit bietet für Jobsuchende viele Infos rund um Anschreiben und Lebenslauf sowie das Bewerbungsgespräch und Auswahltests. Auch eine Checkliste für die Bewerbungsunterlagen ist dabei.

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