Windhose in Kiel schleudert Menschen ins Wasser und zerstört Dächer
Großeinsatz an der Kieler Förde: Am Mittwochabend zog nach Angaben der Polizei gegen 18 Uhr ein Tornado über die Kiellinie. Es gab Verletzte.
Mehrere Ruderer waren am Steg auf Höhe des Instituts für Meereskunde mit ihren Booten beschäftigt, als die Windhose sie erfasste und in die Förde schleuderte. Nach Angaben der Feuerwehr konnten alle gerettet werden. "Sie sind vollständig durcheinander gewirbelt worden und dabei sind auch Leute ins Wasser gefallen", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Einige hätten umherfliegende Gegenstände an den Kopf bekommen. Ersthelfer sprangen laut Augenzeugen ins Wasser, um die Menschen an Land zu ziehen. Drei Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr schwer verletzt, einige weitere mittelschwer sowie leicht. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Windhose zerstört Hausdächer
Zuvor hatte die Windhose Dächer in Kiel-Meimersdorf teilweise abgedeckt. Auch im Stadtteil Gaarden wurden anschließend noch mehrere Dachziegel von Häusern gerissen. Feuerwehr und Rettungsdienst waren mit einem Großaufgebot ausgerückt. Etwa 60 Kräfte waren rund zwei Stunden im Einsatz. Insgesamt löste der Tornado rund zwei Dutzend Feuerwehreinsätze aus. Noch konnte laut Polizei nicht abschließend geklärt werden, ob es eine oder gar zwei Windhosen gab. Einer Augenzeugin zufolge könnten es sogar noch mehr gewesen sein. Sie war zu dem Zeitpunkt in Kiel-Schilksee in einem Segelboot auf dem Wasser und berichtete NDR Schleswig-Holstein, dass sich viermal hintereinander Tornados gebildet hätten.
Augenzeugin: Windhose war schnell unterwegs
Eine Augenzeugin sagte NDR Schleswig-Holstein, dass sie sich gerade noch in Sicherheit bringen konnte. Kurze Zeit später stürzte in ihrer Nähe beim Seehundbecken eine Birke um. Die Windhose habe sich sehr schnell über die Kieler Förde der Kiellinie genährt, die Promenade sei zum Zeitpunkt des Unglücks aber relativ leer gewesen, da es zuvor geregnet hatte. Bei Barbara Wittich wurde in Kiel-Meimersdorf das Dach vom Haus gerissen: "Das war ein riesengroßer Schreck. Oben bebte das. Dann habe ich geschrien. Ich habe keine Luft mehr gekriegt. Dann kam mein Mann nach oben und sagte: 'Was ist los?'"
Ruderer Johannsen: "Böe fegte die Leute ins Wasser"
Auch der Ruderer Uwe Johannsen hat das Wetterphänomen hautnah miterlebt. Der 91-Jährige ist Mitglied des Ersten Ruder-Clubs von 1862, und unmittelbar vor dem Ablegen mit seinem Boot kam die Windhose: "Da kam eine riesige Böe und fegte die Leute vom Steg ins Wasser, zwei waren besinnungslos", schildert Johannsen. "Die Leute wurden nur so ins Wasser gerissen, schlimm." Der Ruderer stieg dennoch am Folgetag wieder ins Boot in die Förde.
Meteorologe: "So etwas ist nicht vorherzusagen"
Zuvor waren vom Deutschen Wetterdienst Sturmböen und Starkregen angekündigt worden. Dass sich Windhosen bilden könnten, war nicht abzusehen. "So etwas ist absolut nicht vorherzusagen", sagte der Kieler Diplom-Meteorologe Sebastian Wache von WetterWelt. Entstanden sei der Tornado am Rande Kiels im Stadtteil Meimersdorf.
War es ein Tornado?
"Auf Grundlage von Bildern gehen wir davon aus, dass es sich um einen Tornado handelte", sagte Meteorologe Michael Bauditz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) der Deutschen Presse-Agentur. Endgültig könne er es noch nicht sagen. Tornados sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen mit Gewittern auf. Dabei reicht aus der Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe.
