Politik trifft Schausteller: Wie gelingt weniger Bürokratie?
Mit den Frühjahrsmärkten ist die Jahrmarktsaison in Schleswig-Holstein bereits in vollem Gange. 2025 soll es für die Schausteller bürokratieärmer werden - doch wie viel Entlastung kommt wirklich an?
Bratwurst, Riesenrad und gebrannte Mandeln - das macht Jahrmarkt aus. Für viele ist er aber auch mehr als das. Die schleswig-holsteinische Schaustellerbranche sei "ein bedeutender Teil des kulturellen Lebens", heißt es in den Anträgen von SPD, CDU und Grünen, die zu einem Gespräch im Wirtschaftsausschuss am Mittwoch (14.5.) geführt haben. Für Schausteller wie Holger Bock, bedeutet Jahrmarkt aber auch zunehmend: sehr viel kleinteilige Bürokratie.
Aktuell baut Holger Bock seinen Wurst- und Getränkestand auf dem Preetzer Frühjahrsmarkt (Kreis Plön) auf. Immer dabei: die Aktentasche mit den Genehmigungen, Prüfberichten, Schulungszertifikaten, Lebensmittelkennzeichnungen und allem, was an Papierkram noch dazu gehört. "Das sind alles Dinge, die kosten Geld, Zeit, Nerven und ehrlich gesagt, so richtig Spaß macht das dadurch nicht mehr", erklärt der 68-Jährige, der sein ganzes Berufsleben in der Schaustellerbranche verbracht hat.
Fachgespräch im Wirtschaftsausschuss
Hohe Gebühren, viele Einzelanträge und immer neue Vorschriften: Am Mittwoch hat sich der Wirtschaftsausschuss im Landtag mit diesen Problemen beschäftigt. Das Hauptthema: Bisher mussten Schausteller für jede Veranstaltung, die sie besuchen und jedes Jahr von neuem eine Erlaubnis beantragen. Bei Holger Bock bedeutete das für die rund 20 Veranstaltungen im Jahr, 20 einzelne Anträge, jedes Mal verbunden mit Behördengängen und Gebühren.
Erleichterungen kommen noch nicht an
Seit Ende 2024 versucht das Land, gegenzusteuern: Wer regelmäßig am selben Standort ist, kann nun eine Dauererlaubnis bekommen. Doch laut Schaustellerverband sorgt das bislang eher für Verwirrung, als Entlastung. Viele Kommunen wüssten nicht genau, wie sie das neue Verfahren umsetzen sollen. Man sei nicht gegen den Erlass, erklärt der Geschäftsführer des Deutschen Schaustellerbunds Frank Hakelberg im Gespräch mit den Politikerinnen und Politikern. Man müsse ihn aber praxistauglicher gestalten: klare Vorgaben für die Kommunen, eine einfache Checkliste für die Schausteller.
Große Hoffnungen bei Schaustellern
Bei den Vorbereitungen für den Preetzer Frühjahrsmarkt ist auch bei Timo Klein die Hoffnung auf weniger Bürokratie groß. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt er, während er sein Kinderkarussel aufbaut. Er ist Schausteller in sechster Generation. Seine Urgroßeltern hatten hier auf dem selben Platz ein Riesenrad stehen. Die Bürokratie ist neben dem Fachkräftemangel und steigenden Kosten zwar nur eines von vielen Problemen, dennoch würden Entlastungen hier auch für ihn vieles erleichtern. Seine große Hoffnung ist, dass auch seine Kinder irgendwann eine Zukunft im Schaustellergeschäft haben.
