Dürre-Sommer in SH: Experten befürchten anhaltende Trockenheit

Stand: 14.05.2025 13:04 Uhr

Seit Februar hat es in Schleswig-Holstein kaum geregnet. Böden sind vielerorts stark ausgetrocknet. Wassermangel in der Landwirtschaft sorgt für erste Ernteschäden. Auch Gärten leiden unter der Dürre.

von Eike Köhler

In Schleswig-Holstein herrscht eine der längsten Trockenphasen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Seit Februar hat es kaum geregnet - vielerorts fielen nur rund 15 Prozent des üblichen Niederschlags. Zwar war der Januar noch vergleichsweise nass, doch seitdem bleibt der Regen weitgehend aus. Ein so trockener Frühling ist selbst im Mai - der als eher regenarm gilt - ungewöhnlich. Meteorologe Sebastian Wache zieht den Vergleich zum Extremjahr 2018 und stellt fest: "Im Vergleich zu 2018 sind wir jetzt schon trockener."

Vier Monate Trockenheit setzen Landwirten zu

Eine Drohnenaufnahme eines Feldes in Schleswig-Holstein. © NDR
Wenn die Geest ins Hügelland übergeht, kann Wasser nur schlecht gespeichert werden. Die Auswirkungen sieht man deutlich.

Die Trockenheit trifft vor allem die Landwirtschaft. Besonders auf leichten, sandigen Böden wie bei Wittenborn im (Kreis Segeberg) machen sich erste Auswirkungen bemerkbar. Landwirt Thorsten Lange bewirtschaftet hier Flächen am Übergang von der Geest ins Hügelland. Wasser kann dort nur schlecht gespeichert werden, was in regenarmen Zeiten schnell zum Problem wird.

Beim Blick auf seine Felder schwingt derzeit viel Unsicherheit mit. "Ich fahre immer mit ein bisschen Hoffnung hin, dass es noch nicht katastrophal aussieht." Doch auf kleinen Anhöhen zeigen sich bereits erste Trockenschäden - dort, wo das Wasser am schnellsten verschwindet, bleiben nur kümmerliche Ähren zurück.

Trotz allem gibt es vereinzelt positive Beobachtungen: "Die Wurzeln sind im Frühjahr vor allem in die Breite gegangen, nicht in die Tiefe. Das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass die Pflanzen bis jetzt noch so gut aussehen", sagt Lange. Doch die Lage ist und bleibt angespannt.

Wasserbedarf steigt - aber der Regen bleibt aus

Laut Landwirtschaftskammer ist die Situation auf den Äckern zwar angespannt, aber noch nicht dramatisch. Insbesondere Raps, der während und nach der Blüte viel Biomasse bildet, ist jetzt auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen. Die Vegetation schreitet voran und der Wasserbedarf der Pflanzen steigt entsprechend. Gleichzeitig nimmt durch die höheren Temperaturen die Verdunstung zu - ein kritischer Faktor, der das Risiko von Trockenschäden deutlich erhöht.

Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wird das Thema Wassermanagement in der Landwirtschaft, im Forst und im Gartenbau immer wichtiger. Besonders der klassische Hausgarten oder Schrebergarten benötigt dringend ergiebige Niederschläge.

Prognose: Trockenheit könnte sich noch verschärfen

NDR-Reporter Sebastian Wache steht im Studio des Schleswig-Holstein Magazins. © NDR
Metereologe Sebastian Wache sieht in den Prognosen wenig Hoffnung auf eine regenreiche Zeit.

Die Wettermodelle geben wenig Anlass zur Hoffnung. "In den nächsten zehn Tagen sehen wir keine nennenswerten Niederschläge", sagt Meteorologe Wache. Ein stabiles Hochdruckgebiet blockiert weiterhin die Regenfronten. Stattdessen verlagern sich Tiefdruckgebiete ins Mittelmeer - und bringen dort zum Teil heftige Niederschläge, während es in Norddeutschland trocken bleibt.

Meteorologe: Trockenheit Folge der Klimakrise

Auch längerfristige Prognosen zeichnen kein optimistisches Bild. Im letzten Drittel des Mais könnten zwar Niederschläge auftreten, diese reichen laut Wache aber kaum aus, um die bestehenden Defizite auszugleichen. Die anhaltende Trockenheit ist aus Sicht des Meteorologen ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen der Klimakrise. "Das ist im Moment auch ein Sinnbild dafür, dass sich das Klima mittlerweile verschärft auf's Wetter auswirkt", so Wache. Noch beunruhigender ist die Aussicht, dass sich dieses Wettermuster bis weit in den Sommer hinein fortsetzen könnte.

"Es gibt im Moment Berechnungen vom EU Joint Research Centre, die sehen, dass diese Wettermuster, die wir im Moment haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit bis in den Sommer hineingehen. Von daher verschärft sich die Situation mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter." Sebastian Wache, Meterologe

Auf dem Feld: Zwischen Warten und Hoffen

Für Landwirte und Gärtner bedeutet das: Wassersparen, Strategien anpassen - und auf jeden Tropfen hoffen. In Wittenborn fielen vor wenigen Tagen immerhin 3,6 Millimeter Regen. Thorsten Lange nimmt es mit Humor: "Im Nachbarort waren es acht, da wird man dann schon neidisch. Gut, aber bei der nächsten Verlosung sind wir dann mal wieder dran."

 

Weitere Informationen
Trockenheit in Schleswig-Holstein. © NDR Foto: Marian Schäfer

Trockenheit: Wenn der "Feind" Wasser plötzlich zum Freund wird

Das Leben der Menschen an der Westküste in SH war lange Zeit geprägt vom Kampf gegen das Wasser. Doch nun ist ein Umdenken notwendig. mehr

Ein Eichhörnchen wird gefüttert. © NDR Foto: Leslie Hodam

Eichhörnchen brauchen Hilfe wegen Trockenheit

Durstige und abgemagerte Tiere landen aktuell in der Schutzstation Eckernförde. So kann jeder von uns helfen. mehr

Ein Blaukehlchen sitzt auf einem Halm in einem Rapsfeld. © Rainer Heidenreich Foto: Rainer Heidenreich

Der Raps blüht in SH: Landwirte hoffen auf besonders gute Ernte

Der milde Winter und das Wetter der vergangenen Wochen könnten der Landwirtschaft in SH hohe Erträge bei der Rapsernte bringen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.05.2025 | 11:00 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Karussel wird aufgebaut. © NDR Foto: Natalie Beck

Politik trifft Schausteller: Wie gelingt weniger Bürokratie?

Anträge, Vorschriften, Gebühren: Schausteller suchen im Wirtschaftsausschuss Auswege aus der wachsenden Bürokratielast. mehr

Videos