Dürre-Sommer in SH: Experten befürchten anhaltende Trockenheit
Seit Februar hat es in Schleswig-Holstein kaum geregnet. Böden sind vielerorts stark ausgetrocknet. Wassermangel in der Landwirtschaft sorgt für erste Ernteschäden. Auch Gärten leiden unter der Dürre.
In Schleswig-Holstein herrscht eine der längsten Trockenphasen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Seit Februar hat es kaum geregnet - vielerorts fielen nur rund 15 Prozent des üblichen Niederschlags. Zwar war der Januar noch vergleichsweise nass, doch seitdem bleibt der Regen weitgehend aus. Ein so trockener Frühling ist selbst im Mai - der als eher regenarm gilt - ungewöhnlich. Meteorologe Sebastian Wache zieht den Vergleich zum Extremjahr 2018 und stellt fest: "Im Vergleich zu 2018 sind wir jetzt schon trockener."
Vier Monate Trockenheit setzen Landwirten zu

Die Trockenheit trifft vor allem die Landwirtschaft. Besonders auf leichten, sandigen Böden wie bei Wittenborn im (Kreis Segeberg) machen sich erste Auswirkungen bemerkbar. Landwirt Thorsten Lange bewirtschaftet hier Flächen am Übergang von der Geest ins Hügelland. Wasser kann dort nur schlecht gespeichert werden, was in regenarmen Zeiten schnell zum Problem wird.
Beim Blick auf seine Felder schwingt derzeit viel Unsicherheit mit. "Ich fahre immer mit ein bisschen Hoffnung hin, dass es noch nicht katastrophal aussieht." Doch auf kleinen Anhöhen zeigen sich bereits erste Trockenschäden - dort, wo das Wasser am schnellsten verschwindet, bleiben nur kümmerliche Ähren zurück.
Trotz allem gibt es vereinzelt positive Beobachtungen: "Die Wurzeln sind im Frühjahr vor allem in die Breite gegangen, nicht in die Tiefe. Das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass die Pflanzen bis jetzt noch so gut aussehen", sagt Lange. Doch die Lage ist und bleibt angespannt.
Wasserbedarf steigt - aber der Regen bleibt aus
Laut Landwirtschaftskammer ist die Situation auf den Äckern zwar angespannt, aber noch nicht dramatisch. Insbesondere Raps, der während und nach der Blüte viel Biomasse bildet, ist jetzt auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen. Die Vegetation schreitet voran und der Wasserbedarf der Pflanzen steigt entsprechend. Gleichzeitig nimmt durch die höheren Temperaturen die Verdunstung zu - ein kritischer Faktor, der das Risiko von Trockenschäden deutlich erhöht.
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wird das Thema Wassermanagement in der Landwirtschaft, im Forst und im Gartenbau immer wichtiger. Besonders der klassische Hausgarten oder Schrebergarten benötigt dringend ergiebige Niederschläge.
Prognose: Trockenheit könnte sich noch verschärfen
Die Wettermodelle geben wenig Anlass zur Hoffnung. "In den nächsten zehn Tagen sehen wir keine nennenswerten Niederschläge", sagt Meteorologe Wache. Ein stabiles Hochdruckgebiet blockiert weiterhin die Regenfronten. Stattdessen verlagern sich Tiefdruckgebiete ins Mittelmeer - und bringen dort zum Teil heftige Niederschläge, während es in Norddeutschland trocken bleibt.
Meteorologe: Trockenheit Folge der Klimakrise
Auch längerfristige Prognosen zeichnen kein optimistisches Bild. Im letzten Drittel des Mais könnten zwar Niederschläge auftreten, diese reichen laut Wache aber kaum aus, um die bestehenden Defizite auszugleichen. Die anhaltende Trockenheit ist aus Sicht des Meteorologen ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen der Klimakrise. "Das ist im Moment auch ein Sinnbild dafür, dass sich das Klima mittlerweile verschärft auf's Wetter auswirkt", so Wache. Noch beunruhigender ist die Aussicht, dass sich dieses Wettermuster bis weit in den Sommer hinein fortsetzen könnte.
"Es gibt im Moment Berechnungen vom EU Joint Research Centre, die sehen, dass diese Wettermuster, die wir im Moment haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit bis in den Sommer hineingehen. Von daher verschärft sich die Situation mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter." Sebastian Wache, Meterologe
Auf dem Feld: Zwischen Warten und Hoffen
Für Landwirte und Gärtner bedeutet das: Wassersparen, Strategien anpassen - und auf jeden Tropfen hoffen. In Wittenborn fielen vor wenigen Tagen immerhin 3,6 Millimeter Regen. Thorsten Lange nimmt es mit Humor: "Im Nachbarort waren es acht, da wird man dann schon neidisch. Gut, aber bei der nächsten Verlosung sind wir dann mal wieder dran."
