Soziale Baugenossenschaften wollen Neubauprojekte verschieben
Bezahlbarer Wohnraum wird künftig voraussichtlich noch knapper werden. Denn viele soziale Wohnungsbaugesellschaften aus dem Norden verschieben - angesichts teurer Baumaterialien - die Baustarts ihrer Neubauprojekte.
Viele soziale Wohnungsbaugesellschaften in Schleswig-Holstein wollen ihre Neubauprojekte verschieben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). 34,6 Prozent der befragten Unternehmen werden für 2022 geplante Neubauprojekte demnach verschieben, 26,9 Prozent sind noch unsicher. Der Baustart von bis zu 900 Wohnungen könnte sich laut VNW somit verzögern. An der Umfrage beteiligten sich laut VNW 104 von 295 dem VNW angehörenden Wohnungsunternehmen, darunter alle größeren Vermieter.
Gestörte Lieferketten und Personalmangel
Gründe sind laut VNW der Preisanstieg bei Baumaterialien, gestörte Lieferketten bei Materialien wie Holz, Stahl und Dämmstoffen sowie ein Personalmangel bei Bauunternehmen. "Die Unklarheit darüber, wie künftig die öffentliche Förderung des Wohnungsbaus aussehen wird, und steigende Bauzinsen verunsichern ebenfalls viele Unternehmen", so der VNW in einer Mitteilung.
"Fünf nach zwölf"
Es sei bereits fünf nach zwölf, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. "Dass angesichts dieser negativen Stimmung in den kommenden Jahren die von der Politik ausgerufenen Neubauzahlen erreicht werden können, ist ausgeschlossen. Ich fürchte einen deutlichen Rückgang des Wohnungsneubaus in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Vor allem in Ballungszentren wird sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärfen", prognostizierte er.
Betroffen sei vor allem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. "Da, wo eine geringe Rendite durch die hohen Baukosten, die unsichere Förderung und die steigenden Zinsen aufgezehrt wird, bleibt der Neubau aus", warnte er. In "Betongold" werde möglicherweise weiter durch vermögende Kunden investiert. "Dabei entsteht aber kein bezahlbarer Wohnraum."
15 Prozent der Unternehmen rechnen mit Verteuerung von 50 Prozent und mehr
30,7 Prozent der befragten Unternehmen in Schleswig-Holstein gehen von einer Verteuerung ihrer laufenden Bauprojekte um 20 Prozent aus. 30,7 Prozent rechnen mit einer Preissteigerung von bis zu 30 Prozent, 15,4 Prozent von bis zu zehn Prozent. Mit einer Preissteigerung von 50 und mehr Prozent rechnen 15,4 Prozent. 69,2 Prozent der Unternehmen berichten, dass Bauunternehmen sich weigerten, sich auf Preise festzulegen.
Was macht der VNW?
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 405 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen.
