SSW besorgt um friesische Sprache in Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland, in dem es drei nationale Minderheiten gibt: die dänische Minderheit, die Friesen sowie die Sinti und Roma.
Der schleswig-holsteinische Landtag befasst sich regelmäßig mit der Situation der Minderheiten. Die Rolle der dänischen Minderheit, der Friesen und der Sinti und Roma hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Minderheitenbericht gewürdigt. Sie seien eine Bereicherung und prägender Bestandteil der Identität Schleswig-Holsteins.
Günther: "Unsere Expertise ist europaweit gefragt"
Man pflege die einzigartige kulturelle Vielfalt im Land, so der Ministerpräsident. Trotz Corona habe man auch im vergangenen Jahr viel bewegt. Die Minderheitenpolitik werde international anerkannt. Günther betonte: "Wir stehen für friedliches Miteinander in unserem Land. Und auch deswegen und weil das so breit getragen wird, ist unsere Expertise in ganz Europa auch gefragt."
Gefahr für friesische Sprache
Das sieht auch Lars Harms vom SSW so. Allerdings gab es von ihm auch Kritik. So würden die Kommunen vielfach dänische Schulen finanziell ungleich behandeln. Sorge bereitet ihm auch die Verbreitung der friesischen Sprache. Sie sei eine der bedrohtesten Sprachen der Welt, so Harms: "Wenn wir es nicht in den nächsten vier oder fünf Jahren schaffen, mehr Friesisch-Unterricht auf die Beine zu stellen, dann entwickelt sich das zu einer existentiellen Gefahr für die friesische Minderheit und damit auch zu einer existentiellen Gefahr für den Bestands eines Teils der ureigenen, traditionellen schleswig-holsteinischen Kultur."
Der Friesisch-Unterricht sei zwar in der Landesverfassung verankert. Das müsse jetzt aber mit Leben erfüllt werden. Die Zahl der Friesisch-Lehrer sei rückläufig und auch bei den Schulmaterialien sieht Harms Verbesserungsbedarf. Das sieht Marret Bohn (Grüne) ähnlich: "Ich bin sicher, dass wir Grüne und die Jamaika-Koalition offen für die Umsetzung sind." Für die Grünen steht ihren Worten nach fest, dass die Minderheiten weiter gefördert und unterstützt werden: "Darüber freue ich mich als Angehörige der friesischen Minderheit ganz besonders."
Politischer Wille nötig
Auch Birte Pauls (SPD) hält das aktive Sprechen der Minderheitensprachen für äußerst wichtig: "Es braucht geschultes Personal, in den Behörden aber auch in den Schulen, um ein durchgängiges Netz der Sprachangebote zu organisieren und auch die Jugend zu fördern." Dazu brauche es aber politischen Willen, um eine moderne Minderheitenpolitik individuell und gemeinsam mit den Sprechergruppen weiter zu entwickeln.
Peter Lehnert von der CDU-Landtagsfraktion ist davon überzeugt, dass die kulturelle Vielfalt nachhaltig geschützt werden müsse. Noch bestehende organisatorische Schwierigkeiten, vor allem in der Beantragung und der Herausgabe von Fördermitteln seien bekannt und "sind auf einem guten Weg". Der FDP-Abgeordnete Kay Richert erklärte: "Für mich ist Kern der Minderheitenpolitik das friedliche Miteinander, das Begreifen der kulturellen Vielfalt als Bereicherung, das Überwinden von Revanchismus auf beiden Seiten der Grenze, gegenseitige Achtung und Respekt."
