Lindners Hochzeit auf Sylt: Viele Promis und viel Polizei
Zahlreiche Prominente sind zur Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner nach Sylt gereist. Um für deren Sicherheit zu sorgen, war die Polizei im Großeinsatz. Die damit verbundenen Kosten stoßen auf ein geteiltes Echo.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) und die Journalistin Franca Lehfeldt haben am Samstagnachmittag in der Kirche St. Severin auf Sylt (Kreis Nordfriesland) geheiratet. Etwa eine Stunde dauerte die Trauung, dann trat das Brautpaar aus der Kirche, wo es von seinen Gästen empfangen wurde. Im Anschluss plauderten Lehfeldt und Lindner vor der Kirche mit ihren Gästen, bevor sie in ein Cabrio stiegen und davon fuhren. Zu den Gästen gehörten Bundeskanzler Olaf Scholz und dessen Frau, die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (beide SPD), Bundestagsvize Wolfgang Kubicki (FDP) und CDU-Chef Friedrich Merz. Am Donnerstag hatte sich das Paar standesamtlich das Ja-Wort gegeben. Am Samstagabend wurde in der "Sansibar" zwischen Rantum und Hörnum am Sylter Nordseestrand weiter gefeiert.
Spürhunde suchen Kirchhof ab
Schon am Sonnabendvormittag waren zahlreiche Polizisten und Spürhunde im Einsatz. Sie mussten den Kirch- und Friedhof der Kirche St. Severin in Keitum absuchen. Im Anschluss blieben die Beamten auf dem Gelände, um für die Sicherheit der Veranstaltung zu sorgen. Auch Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts waren im Einsatz.
Geteilte Meinung über dreitägige Hochzeit auf Sylt
Der große Sicherheitsaufwand stößt auf gemischte Reaktionen bei Urlaubern und Einheimischen. Bei einer Umfrage von NDR Schleswig-Holstein war etwa die Hälfte der Befragten der Meinung, dass es Privatsache sei, wie der Finanzminister und seine Frau ihre Hochzeit veranstalten. "Sylt ist eine schöne Insel, und das sollte er nutzen", sagte eine Passantin.
Andere halten die Hochzeit und die damit verbundenen Sicherheitskosten, die der Staat trägt, für "instinktlos". Gerade in Zeiten, in denen Politiker die Bürgerinnen und Bürger zum Sparen aufrufen, meint eine Passantin. Eine Sylterin sagt: "Wir Bürger, wir sollen einen Schritt zurücktreten und darauf achten, wie die Welt momentan ist. Wenn ich in der Öffentlichkeit stehe, muss ich doch auch etwas zurücktreten."
Nordkirche zu kirchlicher Trauung: "Sollten mit Segen nicht knausrig sein"
Für unterschiedliche Reaktionen sorgte auch die Entscheidung von Lindner und Lehfeldt sorgte die Eheschließung in der Kirche, obwohl beide aus der Kirche ausgetreten waren. Die evangelische Theologin Margot Käßmann hatte Zeremonie deshalb scharf kritisiert und sagte in der "Bild am Sonntag", es sei nur um eine Kulisse gegangen.
Die Nordkirche sieht das anders. Der evangelische Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, sagte wörtlich: "Wir sollten mit dem Segen nicht knauserig sein. Gott ist ein großzügiger Gott." Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Mitglied der evangelischen Kirche sei, aber es gebe Ausnahmen. Und in diesen Fällen spreche das Brautpaar vorher immer mit einem Seelsorger, der dann entscheide. Der Sprecher der Nordkirche, Michael Birgden, sagte im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein, dass bei weniger als einem Prozent der Trauungen deutschlandweit beide Partner nicht in der Kirche seien und dann doch kirchlich heirateten. Nicht selten würden diese Menschen dann auch wieder den Weg zur Kirche finden und wieder in die Gemeinschaft eintreten.
Polizeieinsatz vor "falschem Hotel"
Bereits am Freitagabend musste die Polizei zu einem Einsatz ausrücken. Vor einem Hotel in Keitum waren 35 lautstarke Personen der Punk-Szene aufgetaucht, die die Hochzeitsfeier von Christian Lindner und Franca Lehfeldt stören wollten. Wie die Polizei mitteilte, waren die Punks zwar laut, aber sonst friedlich. Sie hätten sich allerdings im Hotel geirrt. Die Beamten erteilten kurz vor Mitternacht Platzverweise gegen die Gruppe und begleitete sie bis zum Zug nach Westerland.