Das Wacken-Open-Air für Gartenfreunde - 25 Jahre "Gartenzauber"
Die Blumen- und Gartenschau "Gartenzauber" ist eine der größten Veranstaltungen dieser Art in Schleswig-Holstein. Katja Hildebrandt vom Gut Bissenbrook im Kreis Segeberg organisiert das Event seit 25 Jahren.
Das Handy von Katja Hildebrandt klingelt immer wieder. In den letzten Stunden bevor der Gartenzauber am 2. Mai öffnet, laufen bei ihr alle Fäden zusammen. "Wo ist dies, wo ist das? So geht das den ganzen Tag", lacht sie. Sie schnappt sich eine ihrer Töchter. "Wo hängen wir das Schild auf, wie hoch sollen die Bilder an die Wand?"
Dann schnappt sie sich mehrere Töpfe mit Hortensien und eilt zum Info-Häuschen, dort, wo gerade die Aussteller ankommen. Mit einer Hand hängt sie die Blumen ans Häuschen, die andere Hand hält das Handy. Wieder ein Anruf. Katja muss weg und düst mit ihrem neuen Elektroroller davon. Richtung Deko-Allee. "So ein gewisser Stresspegel ist schon da bei ihr. Aber wir machen das ja schon seit einigen Jahren. Wir sind ja damit groß geworden", sagt ihre Tochter Lisa.
Gründerin mit Gartenknall
"Ich hatte schon immer einen Gartenknall", sagt Katja Hildebrandt über sich. Sie studierte in Hannover Gartenbau, machte eine Zusatzausbildung in Gartenplanung. "Ich ging immer gern auf Blumenmärkte, allerdings hatten meine Töchter nie Lust dazu." Daran kann sich ihre Tochter Lisa noch sehr gut erinnern. "Erst die lange Zeit im Auto und dann gab es für Kinder nichts. Höchstens eine Portion Pommes." Dann hatte ihre Mutter die Idee, einen eigenen Blumenmarkt zu organisieren. Mit Kinderbetreuung und Ponyreiten.
Heute arbeiten ihre beiden Töchter bei dem Event mit. "Meine jüngere hat damals das Klogeld sortiert und gezählt und meine ältere hat Waffeln gebacken", erinnert sie sich an die Anfänge. Inzwischen managt Lisa den Onlineshop und ihre jüngere Schwester Katharina kümmert sich um das Depot. "Das ist vergleichbar mit einer Garderobe. Dort lagern die Aussteller ihr Material."
Eigenen Bauernhof in Ausstellungsfläche umgewandelt
Der erste Gartenzauber, erinnert sich Katja Hildebrandt, fand in einer Halle in Neumünster statt. Doch das hatte im Nachhinein nicht gepasst. Dann hatte sie ihren Vater gefragt, ob sie die Veranstaltung auf dem eigenen Hof organisieren könne. "Unser Hof sah aber noch lange nicht so schön aus wie jetzt. Wir haben ihn nach und nach erneuert." Zwei Silos mussten weichen und auch der Asphalt wurde ausgewechselt. "Früher hatten wir noch Rollrasen angepflanzt, dort, wo jetzt der Parkplatz ist. Das ging Schritt für Schritt."
Der Markt wurde dann über die Jahre zu einem großen Event, mit 150 Ausstellern. "Man muss es so machen, als würde man eine Party feiern. Dann wird es auch eine gute Veranstaltung", ist ihr Motto. Ihr inzwischen verstorbener Vater, sagt sie, hatte großen Spaß und sie immer unterstützt.
Eigenes Saatgut und seltene Dahlien
Insgesamt 15.000 Besucher erwartet Katja Hildebrandt und das gut 50-köpfige Team über die kommenden Tage vom 2. bis 4. Mai. Die Gäste kommen aus ganz Deutschland in den Kreis Segeberg, aber auch aus der Schweiz und Skandinavien. Sie kommen auch wegen des Saatgutes, das sie das ganze Jahr über online in kleinen Tütchen verkauft und in den kommenden Tagen auf dem eigenen Stand präsentiert.
"Gerade die Skandinavier haben ein Faible für Dahlien", erzählt sie. Darunter sind Exemplare, die es nur in Amerika gibt. Sie ist großer Fan, fand sie aber lange Zeit eher trutschig. "Aber irgendwann haben sie mich gekriegt." Denn Dahlien blühen richtig üppig und zwar erst im September. "Der Garten wird dann noch mal zu einem richtigen Blütenmeer", schwärmt sie. Erst kürzlich hat sie sich welche für ihren eigenen Garten gekauft und 150 Euro ausgegeben. "So ein Knollenstück kostet schon ziemlich viel, aber Dahlien lassen sich auch gut vermehren."
"Viele glauben, ich züchte Drogen"
Ihre Dahlien züchtet sie im eigenen Gewächshaus. "Wenn ich nach Feierabend in mein Gewächshaus gehe und nach meinen Blumen gucke, dann fahre ich komplett runter. Für mich gibt es nichts Schöneres." Die ersten Stecklinge seien ihr fast alle eingegangen. Zuletzt aber sind von 1.400 gerade mal zehn nichts geworden. Es komme auf die Temperatur an. Dahlien brauchen um die 20 Grad. Sie hatte sich zunächst kleine Zimmergewächshäuser besorgt, so dass sie die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit haben. "Außerdem habe ich extra Pflanzenlampen gekauft." Die Stecklinge züchtet sie im Haus ihrer Eltern,bevor sie umgetopft und ins Gewächshaus gebracht werden. "Jeder meint, ich würde da Drogen anbauen", lacht sie. Letztes Jahr hat sie fast 2.000 Stecklinge gemacht. "Für so nebenbei ist das nicht schlecht."
Das Geheimnis des Erfolgs
Ein zentraler Teil des Gartenzaubers ist die Deko-Allee. Eine rund 200 Meter lange Anfahrtsstraße die auf dem Hof endet. Hier kommen die Besucher als erstes entlang und bekommen demnach einen ersten Eindruck von der Veranstaltung. Am Straßenrand hat Ilka Schulzki mehrere Blumenarrangements kreiert. Alle paar Meter sollen die ankommenden Besucher kurz innehalten und sich inspirieren lassen. Ilka Schulzki macht das seit 25 Jahren und ist demnach von Anfang an dabei. Die Veranstaltung hat sich in dieser Zeit immer weiter entwickelt, erklärt sie. "Es ist die Liebe zum Detail von Katja Hildebrandt. Sie hat immer neue tolle Aussteller dazu gewonnen. Und das macht es so rund."
Karen Godemann aus Kiel kommt seit 20 Jahren nach Bissenbrook. Sie stellt Gartendeko im Rostdesign aus. "Für uns hat die Veranstaltung eine große Bedeutung. Es ist einfach schön hier draußen."
Kreativität und Organisationstalent machten den Gartenzauber groß
Mit dem Gartenzauber, sagt Katja Hildebrandt, hat sie sich eine Veranstaltung geschaffen, in der sie alle ihre Talente einbringen kann. Neben der Leidenschaft für Pflanzen ist es Grafik, Marketing und Organisation. Plakate und Flyer entwirft sie selbst. Zur Jubiläumsveranstaltung hat sie ein Magazin produziert. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Es bringt mir einfach Spaß und irgendwann ist man dann nur noch Adrenalin getrieben."
Über die Jahre ist rund um den Gartenzauber eine bodenständige, herzliche Community entstanden. Mit vielen Stammgästen, die immer wieder kommen, wie zum Beispiel ein älteres Ehepaar aus der Schweiz, das jedes Jahr mit seinem alten Käfer anreist. Viele Aussteller, erzählt Katja Hildebrand, sind seit 20 Jahren dabei. Sie und ihr Team setzen sich jedes Mal, wenn die Veranstaltung vorbei ist zusammen und bilanzieren: was war gut, was war schlecht? "Dann erstellen wir eine Liste, was machen wir nächstes Jahr besser. Wir lernen immer dazu."
Am Ende wartet ein Glas Wein
Bis kommenden Sonntag ist sie permanent auf dem Gelände unterwegs. Seit kurzem mit einem neuen Elektroroller. Um ihre Knie zu schonen, sagt sie. Am Sonntagabend, wenn der Gartenzauber vorbei ist, kann sie dann endlich mal die Füße hochlegen. "Dann setze ich mich in den Gastrobereich, der dann schon aufgeräumt ist und nehme mir ein Glas Wein. Das ist so eine große Erleichterung, wenn alles gut gelaufen ist. Das ist einer der schönsten Momente und der muss zelebriert werden, da hilft alles nichts."
