Landwirtschaft: Eine Bodenanalyse zum Selbstmachen
Wer eine gute Ernte möchte, braucht gute Böden. Ein neuer Abo-Service aus Heide ermöglicht es Landwirten, ihre Böden genauestens selbst zu analysieren - per Box direkt auf den Hof.
Je besser der Ackerboden, desto weniger Dünger brauchen Landwirte, um gute Erträge zu erzielen. Auch angesichts der gestiegenen Düngemittelpreise rückt deshalb die Bodenverbesserung in den Fokus. So auch bei Christian Behn aus Westermoor im Kreis Steinburg. Der Landwirt besitzt einen Milchviehbetrieb mit 150 Kühen. Auf seinen Feldern baut er Futtermittel für seine Tiere an. Stillstand ist Rückschritt, sagt er. Er möchte seinen Betrieb immer weiter entwickeln. Deshalb will er sich in den kommenden Monaten intensiver mit seinem Boden auseinandersetzen.
Bodenanalyse: Die Spatenprobe
Seit Anfang des Jahres vertreibt er Käse, Butter und Fleisch in seinem neuen Hofladen. Je besser sein Boden umso besser seine Produkte. Selbst analysiert hat er seinen Boden noch nie. Dafür hat er sich nun Schritt-für-Schritt-Anleitungen liefern lassen - sogenannte Bodenboxen. Mit zwei Paketen, einem Spaten und zwei Kanistern Wasser macht sich Landwirt Christian Behn auf den Weg zu seinen Feldern. Die erste Box ist etwas größer als ein Schuhkarton. Inhalt: ein Faltblatt, ein Klemmbrett und ein Magazin zum Thema Bodenoptimierung. Auf dem Deckel steht eine eins geschrieben: Diese Box bildet den Auftakt einer achtteiligen Serie. Zu Beginn geht es um eine Spatenprobe. Dafür gräbt Christian Behn ein Loch. So tief wie die Spitze seines Spatens, steht in der Anleitung. Dann hebt er mit dem Spaten ein Stück Erde heraus. Das soll er nun nach verschiedenen Kriterien untersuchen. Nach Geruch, Farbe, Durchwurzelung oder auch nach Anzahl der Regenwürmer.
Regenwürmer als Qualitätsmerkmal
"Regenwürmer im Boden sind ja unsere besten Mitarbeiter. Leider sehe ich nur einen", sagt Behn. Mit seinen Fingern streicht er über die Bodenprobe, findet aber keine weiteren Würmer. "Das könnte besser sein und deshalb muss ich hier unter dem Punkt 'Bodenleben' vermerken, dass das nicht ganz optimal ist." Auch nach Ernterückständen soll er den Boden untersuchen. Je weniger er findet, umso besser. Denn dann sind alle Rückstände verrottet und die Bodenlebewesen haben sie zersetzt. Als nächstes soll er die Bodenprobe fallen lassen. Sie zerfällt in mehrere Teile. "Das könnte besser sein", findet Christian Behn. Der Boden ist ihm noch nicht locker genug. Und im oberen Bereich sind die Wurzeln der Zwischenfrucht noch nicht besonders gut ausgeprägt. Das Fazit: Die Struktur des Bodens ist nicht optimal.
Nährstoffe im Boden erhöhen
Auf Behns Fläche soll später Mais wachsen. Im Herbst hatte er eine Saatmischung als Vorfrucht ausgebracht. Um Nährstoffe in den Boden zu bringen. Darunter Roggen, Klee und Wicken. Aber die Wicken haben sich nicht entwickelt. "Mit dieser Mischung wollten wir eigentlich den Lebewesen im Boden einen Wohlfühlraum bieten. Aber die Mischung müssen wir wohl überarbeiten", resümiert er. Möglicherweise war der Boden an der Oberfläche auch minimal zu dicht und zu fest, sodass er nicht ordentlich durchwurzelt wurde. "Da müssen wir unsere Technik bei der Aussaat überdenken", erklärt der Landwirt. Allein diese Spatenprobe liefert ihm eine Reihe von Ansätzen, seinen Boden zu verbessern.
Zweites Kriterium: Die Wasseraufnahmefähigkeit
Weiter geht es mit der Bodenbox Nummer zwei: die Infiltrationsmessung. Die Box ist mehr als doppelt so groß. Inhalt: ein hochwandiger Ring aus Metall und ein Hammer. Mit dem Hammer soll Christian Behn den Metall-Ring rund fünf Zentimeter tief in den Boden versenken. Das Innere des Rings füllt er mit 20 Litern Wasser. Im Ring ist ein Schwimmer. Christian Behn muss nun die Zeit stoppen, in der das Wasser im Boden versickert. An einer Zentimeter-Skala kann er sehen, wie sich der Schwimmer Zentimeter um Zentimeter dem Boden nähert, bis er aufsetzt. Laut Anleitung muss er nun eine Formel anwenden, um auszurechnen, welcher Wert in Millimetern pro Stunde dabei herauskommt. "Das habe ich so auch noch nie gemacht", murmelt der Landwirt beim Ausrechnen.
Vergleichswerte: Der optimale Sandboden
In den mitglieferten Unterlagen steht, Sandböden sollten 100 bis 150 Milliliter Wasser pro Stunde aufnehmen. Er kommt auf eine Infiltrationsrate von 150. Damit liegt sein Boden noch in der Norm. Würde das Wasser langsamer versickern, wäre eine Bodenverdichtung die Ursache. "Sehr spannend, muss ich sagen." Sein Fazit: Der Boden macht sich nicht so schlecht, aber es gibt auch etwas zu verbessern. "Das ist schön, dass ich was verbessern kann. Das motiviert und deshalb nehme ich die Boxen als Ansporn", sagt Behn.
Drei Jahre Entwicklungszeit für die Bodenboxen
Die Analyse-Techniken und die Boxen hat die Beratungsagentur Agrarnetz aus Heide (Kreis Dithmarschen) entwickelt. Gefördert mit EU-Geldern in Höhe von 250.000 Euro. Drei Jahre dauerte die Konzeption. Landwirte schließen bei Agrarnetz für 1.000 Euro ein Abo ab und bekommen dafür insgesamt acht Boxen zugeschickt. Eine Investition, die sich für die Landwirte auszahlen kann, sagt Christiane Meyer, Geschäftsführerin von Agrarnetz. "Je besser der Boden umso weniger Dünger braucht der Landwirt."
Bis zu zehn Prozent Ersparnis für die Landwirte
Fünf bis zehn Prozent Ersparnis bei den Düngemitteln seien möglich. "Bei einer guten Bodenstruktur kann er eventuell mineralischen Dünger mit organischen Dünger ersetzen. Das bringt einen zusätzlichen finanziellen Vorteil", erklärt Meyer. Den erhofft sich auch Christian Behn. "Die Bodenfruchtbarkeit ist ein sehr großer Hebel, um Kosten zu sparen. Das ist eigentlich der Antrieb, warum ich mich jetzt mit dem Boden so stark beschäftige." Doch es sind nicht nur die Boxen allein. Zum Aboprogramm gehören auch Veranstaltungen mit anderen Landwirten. Dort können sie sich untereinander darüber austauschen, mit welchen Maßnahmen sie ihre Böden verbessert haben.
Als nächstes misst Christian Behn in seiner Werkstatt den pH-Wert seines Bodens. Danach erwartet er fünf weitere Boxen. Im Februar kommenden Jahres endet das Programm. Dann hat er seinen Boden intensiv kennen gelernt und weiß genau, wie er ihn weiter verbessern kann.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Landwirtschaft
