Helgoland: Felsabbrüche gehören dazu
Felsabbrüche hat es auf Helgoland schon immer gegeben. Sie gehören dazu, sagen Geologen. Der letzte große Abbruch wird trotzdem nochmal genau untersucht.
Die Helgoländer (Kreis Pinneberg) kennen das: Immer mal wieder bricht ein Stück Felsen ab - und stürzt in die Nordsee. Zuletzt geschehen vor einer Woche. Da brachen 200 Meter vor der langen Anna gleich mehrere Hundert Kubikmeter Felsen ab. Das ist ein relativ großes Stück. In der kommenden Woche wird es vom Fraunhofer Institut analysiert.
"Fast ein Drittel weggebrochen"
Doch schon jetzt ist klar: Felsabbrüche gehören bei der Insel dazu. "Das letzte große Ereignis ist so fünf bis sechs Jahre her. Da ist uns von der nördlichen Plattform, von der man auf die Lange Anna gucken kann, fast ein Drittel weggebrochen", erzählt Helgolands Bürgermeister Jörg Singer (parteilos).
Wellen greifen Felsen von unten an
Das sei ein ganz normaler Prozess in der Natur, sagt Christian Winter, Geologe an der Uni Kiel. "Es gibt unterschiedliche Arten der Verwitterung: Physikalische Verwitterung durch die Wellen die unten angreifen und die Brandungshohlkehle verursachen. Dadurch wird das alles instabil. Es gibt Frostsprengung, Eissprengung. Das setzt sich in diese Klüfte in den Fels und sprengt das auseinander", erklärt er. Auch der Mensch kann laut Winter Einfluss genommen haben. Alte Weltkriegsbunker im Felsen und die große Sprengung der Briten 1947 sorgen für zusätzliche Instabilität der Felsen.
Klippenrandweg wird oft nach hinten verlegt
Das Bauamt auf Helgoland kontrolliert regelmäßig den Klippenrandweg und die Abstände zum Abhang. Sollte dieser zu kurz sein, wird der Weg nach hinten verlegt. Aktuell wird an drei Ecken gearbeitet. "Für uns ist der Klippenrandweg ganz wichtig. Für unsere Gäste ist es ein Highlight hier oben am Meer zu laufen", erklärt Bürgermeister Singer.
Gitter und Netze als Schutz vor Abbrüchen
Nicht nur an den Gehwegen findet man steile Felskanten. Auch zum Unterland hin geht es über 50 Meter bergab. Direkt unter einer steilen Kante wohnen Monika und Detlef Frier. Sie haben das Haus schon seit mehreren Jahrzehnten. "Meine Eltern haben dieses Haus 1955 gebaut. Ich bin als Kind als Sechsjähriger eingezogen. Da war hinten noch alles ungeschützt", erinnert sich Detlef Frier. Mittlerweile schützen große Gitter und Netze sein Haus im Unterland. Aber trotz dieser Sicherheitsmaßnahmen und der Felsanalysen weiß Detlef Frier: Felsabbrüche wird es immer geben. Sie gehören dazu.
