Foto-Jagd auf den grünen Kometen

Stand: 31.01.2023 05:00 Uhr

Momentan zieht ein Komet in 50 Millionen Kilometern an der Erde vorbei. Auch in Schleswig-Holstein wollen ihn Astronomen fotografieren.

von Kai Peuckert

Es ist Abend auf dem kleinen Parkplatz am Strand von Lindhöft (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Die Ostsee ist keine 50 Meter entfernt, dennoch kann man sie nur hören und nicht sehen - denn es ist stockdunkel. Nur eine Straßenlaterne an der Zufahrtsstraße leuchtet bei -2 Grad schwach herüber.

Der etwas bewölkte Sternenhimmel mit einem Kometen. © NDR Foto: Kai Peuckert
Die Sternegucker (v.l. Carsten Jonas und Peter Bresa) versuchen, den Kometen bestmöglich mit ihren Kameras einzufangen. Das ist gar nicht so einfach.

Genau der richtige Ort für Carsten Jonas, Christian Schulze, Peter Bresa und Michael Glosa: Die Astronomen von der Sternenwarte Kronshagen wollen Aufnahmen vom Kometen C/2023 E3 (ZTF) machen, dabei stört Licht. Doch zunächst stehen die Sterne nicht gut für sie, denn am späten Nachmittag hat es sich, anders als vorhergesagt, bewölkt. "Ich hoffe, dass zwischen den Wolken mal eine Lücke ist, damit ich ihn mit der Kamera auf ein Bild bannen kann", sagt Carsten Jonas.

Zwischen dem großen und dem kleinen Wagen

Zunächst scheint nur der Mond schwach durch die Wolken. Wenn sich Lücken auftun und Sterne sichtbar werden, dann nicht im Norden, wo der Komet zwischen dem kleinen Wagen und dem großen Wagen an der Erde vorbeizieht - in etwa 50 Millionen Kilometern Entfernung. Experten haben berechnet, dass er das letzte Mal vor 50.000 Jahren von der Erde aus sichtbar war, da lebten noch die Neandertaler.

Mit dem Feldstecher zu sehen

Mit einer Helligkeit zwischen fünf und sechs Magnituden ist er gerade so an der Schwelle zur Sichtbarkeit mit dem bloßen Auge, sagt Jonas. Es gibt auch entsprechende Meldungen aus anderen Teilen der Erde. In Deutschland gibt es allerdings kaum Orte, an denen die Lichtverschmutzung so gering ist, dass man ihn auch hier ohne Hilfsmittel erspäht. "Mit einem Feldstecher kann man ihn aber sehen, wenn man weiß, wo er ist", sagt Jonas.

Das bedeutet C/2022 E3 (ZTF)

Wo er ist, wissen die Sternengucker, nur hilft das wenig, wenn sich C/2022 E3 (ZTF) hinter Wolken versteckt. Der Kometen-Name, der ein wenig an die Roboter C-3PO oder R2-D2 aus den "Star Wars"-Filmen erinnert, setzt sich aus Standard-Bezeichnungen zusammen. Das C steht für einen Kometen mit einer Umlaufzeit von mehr als 200 Jahren. 2022 steht für das Jahr, in dem er entdeckt wurde. Außerdem, sagt Jonas, teilen Astronomen das Jahr in zweiwöchige Abschnitte ein, die sie mit Buchstaben versehen. Das E steht für den fünften Abschnitt, also Anfang März und er war der dritte Komet, der in diesem Zeitraum entdeckt wurde, daher E3. ZTF ist der Name des Programms eines kalifornischen Observatoriums, das C/2022 E3 zuerst entdeckt hat.

Der Komet zeigt sich

Der Sternenhimmel mit einem Kometen. © Sternwarte Kronshagen Foto: Michael Glosa, Sternwarte Kronshagen
Peter Bresa erwischt den grünen Kometen mit seiner Kamera.

Nach anderthalb Stunden Warten in der Kälte öffnet sich dann aber auch im Norden ein kleiner Sektor. "Ich hab' ihn", rufen Peter Bresa und Michael Glosa fast gleichzeitig und auch Carsten Jonas gelingt ein Foto. "Hier kann man den Kometen sehen, diesen nebligen Fleck. Da kann man sehen, dass nach rechts sein Schweif rüber geht. Aber eben durch eine leichte Bewölkung durch. Das heißt: Noch nicht so ein schönes Bild", sagt Jonas beim Betrachten des Displays seiner Kamera.

Die Koma leuchtet grün

Würde der Komet in größere Entfernung an unserer Sonne vorbeirasen, würde man ihn gar nicht sehen. Denn er besteht aus Eis, Staub und lockerem Gestein, leuchtet also nicht selbst. Nähert er sich aber der Sonne, gast durch die Wärme und Sonnenwinde das CO2 aus und "es bildet sich eine Koma, die grünlich leuchtet", so Jonas und die nehmen wir wahr.

Bessere Sicht in Tetenhusen

Der Sternenhimmel mit einem Kometen. © Justus Falk, Sternwarte Neumünster Foto: Justus Falk, Sternwarte Neumünster
Justus Falk wendet eine in der Astrofotografie verbreitete Technik an: Er fertigt 94 Einzelaufnahmen des Kometen an und legt sie übereinander.

Doch nicht nur an am Südufer der Eckernförder Bucht legten sich Astonomen auf die Lauer. In Tetenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg) hatte Justus Falk mehr Glück. Der 15-Jährige hatte im Garten sein Teleskop aufgestellt. Aus den 94 Einzelaufnahmen mit je einer Minute Belichtung, die ihm gelangen, setzte er am Rechner ein sogenanntes Stack-Bild zusammen. Darauf ist der grüne Schweif sehr deutlich zu erkennen.

Komet noch in den Februar hinein zu sehen

Zurück am Strand von Lindhöft: Die dünnen Wolken in großer Höhe lösten sich hier in der Nacht nicht mehr ganz auf. Trotzdem war es für die Astronomen der Sternwarte Kronshagen ein erfolgreicher Ausflug - nicht nur, weil sie Fotos machen konnten. "Wenn man Kometen beobachtet oder überhaupt Sterne, dann fühlt man eine tiefe, große Ruhe. Und das entstresst so vom Alltag ein bisschen", sagt Michael Glosa. Wenn es in den nächsten Tagen wieder Wolkenlücken gibt, wollen sie erneut auf Kometen-Jagd gehen. Ab dem 1. Februar entfernt er sich wieder und das nächste Mal kommt er erst in etwa 50.000 Jahren in Sichtweite.

Weitere Informationen
Der Sternenhimmel mit einem Kometen. © Justus Falk, Sternwarte Neumünster Foto: Justus Falk, Sternwarte Neumünster

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 31.01.2023 | 19:30 Uhr

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