Landtagswahl 2022: Losse-Müller soll SPD-Spitzenkandidat werden
Die Vorsitzende der schleswig-holsteinischen SPD, Serpil Midyatli, hat am Sonntag offiziell bekannt gegeben, wer die Partei als Spitzenkandidat in die kommende Landtagswahl führen soll.
Es ist eine überraschende Personalie. Für die Landtagswahl am 8. Mai 2022 setzt die schleswig-holsteinische SPD auf Thomas Losse-Müller. Der Landesvorstand beschloss einstimmig, dass der ehemalige Staatskanzleichef für die Sozialdemokraten als Spitzenkandidat ins Rennen gehen soll. Bestätigt werden muss das allerdings noch auf dem Parteitag im kommenden Februar. Die Landes- und Fraktionsvorsitzende Midyatli galt eigentlich als Favoritin auf die Spitzenkandidatur. "Ich habe immer gesagt, dass ich das erste Zugriffsrecht habe. Aber es ist kein Automatismus", sagte sie am Sonntag auf der Pressekonferenz. Aber es sei auch ihre Aufgabe als Landesvorsitzende jemanden vorzuschlagen, "von dem ich fest überzeugt bin, dass er die nächste Landtagswahl gewinnen wird." Als Spitzenkandidat wird Losse-Müller dann Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) herausfordern.
Bedenkzeit und Familienabsprachen vonnöten
Der 48-Jährige benötigte zunächst noch ein wenig Bedenkzeit und Gespräche mit seiner Familie, ehe er zusagte, wie Losse-Müller in seiner Rede betonte. "Ich freue mich über meine Nominierung." Er dankte dem Vorstand für das Vertrauen - und ganz besonders Midyatli: Sie sei das Herz und der Kopf der Partei. Und sie habe offensichtlich einen Plan. Losse-Müller ist im Land weithin unbekannt und will das nun ändern.
Er wolle jetzt viel unterwegs sein, um sich bei den Schleswig-Holsteinern bekannt zu machen, sagte er im Interview mit NDR Schleswig-Holstein. Als thematische Schwerpunkte hob der Nominierte Klimawandel, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Digitalisierung und bezahlbares Wohnen hervor. Die SPD wolle auch weiterhin Industrieproduktion. Sie sei Scharnier der Gesellschaft und in all ihren Teilen verankert.
Midyatli: Darum verzichte ich
Midyatli erklärte, warum sie auf die Spitzenkandidatur verzichtet, obwohl sie den ersten Zugriff darauf gehabt hätte. Sie werde immer wieder gefragt, was sie als Landesvorsitzende anders mache - das hätte sie nun mit der Personalie Losse-Müller bewiesen, meinte die 46-Jährige, die auch stellvertretende Bundesvorsitzende der Sozialdemokraten ist. "Ich stelle mich nicht in den Vordergrund, denn es geht darum, zu gestalten und Veränderungen auf den Weg zu bringen. Und ich habe immer gesagt, dass ich die Partei breit aufstelle." Sie habe lange überlegt und sei dann zur Überzeugung gekommen, dass Thomas Losse-Müller mit seiner Erfahrung, seinen Kenntnissen und seiner Vernetzung der perfekte Ministerpräsident wäre.
Erst 2020 von den Grünen zur SPD gewechselt
Losse-Müller war erst im vorigen Jahr von den Grünen zur SPD gewechselt. Er wurde aber von Midyatli sofort in die Denkfabrik der Nord-SPD eingebunden und schreibt am Wahlprogramm mit. Midyatli hätte als Landes- und Fraktionsvorsitzende den ersten Zugriff auf die Spitzenkandidatur gehabt. Warum sie verzichtet, ist bisher unklar. Die Landesliste will die SPD im Februar 2022 aufstellen. Wer sie anführt, ist Spitzenkandidat. Losse-Müller tritt zur Landtagswahl im Wahlkreis Rendsburg-Eckenförde an - auch dort gegen Ministerpräsident Günther.
Als Banker in die Politik
Der Volkswirt Losse-Müller, geboren in Schwerte in Nordrhein-Westfalen, arbeitete als Banker in London und Washington. 2012 wurde er Finanzstaatssekretär in Kiel und hatte in dieser Rolle bis 2014 wesentlich mit der Krise um die ehemalige Landesbank HSH Nordbank zu tun. Als Staatskanzleichef arbeitete er an Strategien für die weitere Entwicklung des Landes. Nach der Landtagswahl 2017 schied Losse-Müller aus der Landespolitik aus und arbeitete unter anderem für eine große Unternehmensberatung.
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