Macht und Manipulation: Arthur Millers "Hexenjagd" in Kiel
Am Schauspielhaus in Kiel hat "Hexenjagd" von Arthur Miller Premiere. Jens Zacharias hat die Generalprobe gesehen und ist begeistert.
Kennen Sie das? Ein toller Film oder ein gutes Theaterstück und schwupps, man ist total gepackt. Alles um einen herum verschwindet und man schaut nur noch starr auf die Bühne und auf das, was passiert.
"Hexenjagd" von Arthur Miller ist genau so ein Stück. Die Darstellerinnen und Darsteller des Kieler Schauspielhauses spielen es gekonnt und mit viel Energie, sodass fast alle im Saal vor lauter Spannung fest im Theatersessel kleben bleiben.
Packende Gefühle in einer aufwendigen Kulisse

Die dunkle, aus vier großen Treppenstufen aufgebaute Bühne, wird durch Licht, Geräusche und Musik zur mondbeschienenen Waldlichtung, zur Bauernkate, zum früh morgendlich sonnendurchfluteten Gerichtssaal und zum düsteren, vernebelten Galgenplatz. "Das ist Theater, wie es sein soll", schwärmt Probengast Arnulf, "Es erzeugt Gefühle." Das wiederum freut Jana Milena Polasek die zum ersten Mal in Kiel Regie führt. "Die Bühne funktioniert wie ein Brennglas und wir haben uns große Mühe gegeben und letztlich Bühnenbilder wie Gemälde auf die Bühne gezaubert."
Wer ist hier eigentlich wahnsinnig?
Die Wahnvorstellung, etwas Böses, Unheimliches und Lebensbedrohliches sei über sie gekommen, macht den Bewohnern des Dorfes Salem große Angst. Betty Parris, gespielt von Claudia Friebel, ist eines Morgens nicht mehr bei Sinnen und schreit wie wahnsinnig. Ist sie vielleicht vom Teufel besessen, wie die anderen Mädchen, die mit ihr nachts im Wald herumtanzten? Dieser todbringende Verdacht macht im Dorf die Runde. Vor lauter Angst drehen die Mädchen den Spieß einfach um, allen voran Abigail Williams - die Nichte des umstrittenen Pfarrers Samuel Parris, gespielt von Imanuel Humm.
Von Macht, Manipulation und Meinungsmache
Abigail treibt die Hexenjagd maßgeblich voran. "Die stößt es an und trifft auf fruchtbaren Boden", sagt Abigails Darstellerin Rebekka Wurst. Abigail hat Richter Danforth (Nikolaus Okonkwo) fest im Griff. Wen auch immer sie sich als vom Teufel Besessene aussucht, lässt er einsperren und aufhängen. Es geht um Macht, Manipulation und Angstmacherei. Denn damit, so Nikolaus Okonkwo, ließe sich ganz wunderbar Macht ergreifen und aufrechterhalten. Und wer wagt es da aufrichtig zu bleiben, diesem wahnsinnigen Richter und seiner eiskalten Einflüsterin Abigail, die Stirn zu bieten und dafür vielleicht gehängt zu werden? "Haltung zu zeigen und zu bewahren, Zivilcourage - das erfordert immer Mut", sagt Regisseurin Jana Milena Polasek. Hat Bauer John Proctor gespielt von Rudi Hindenburg diesen Mut? Das wird spannend und sehr intensiv - bis zum Ende.
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