Ermittlungen nach Messerattacke in Kieler Innenstadt

Stand: 07.11.2022 17:34 Uhr

Polizei und Staatsanwaltschaft suchen nach der Messerattacke in Kiel Zeugen. Der Mann, der zunächst lebensbedrohlich verletzt wurde, war nach Polizeiangaben ein Helfer.

Nach einem Messerangriff auf vier junge Männer in Kiel ermitteln nun Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Unbekannte hatten in der Nacht zum Sonnabend in der Kieler Innenstadt drei junge Männer durch Messerstiche teils schwer verletzt. Die Männer im Alter von 23 und 27 Jahren waren den Angaben zufolge am Sonnabend gegen 1.30 Uhr im Bereich Ziegelteich vor dem Lokal "Mum & Dad" unterwegs, als eine Gruppe von drei bis vier Personen an ihnen vorbeiging. Diese Gruppe beleidigte laut Polizei die drei Männer. Dabei ging es offenbar um die lackierten Fingernägel von einem der Männer. Es folgte ein Streit.

Vier Verletzte

Ein hinzugekommener 23-Jähriger versuchte laut Polizei noch, den Streit zu schlichten. "Im Zuge der Auseinandersetzung erlitt der 23-Jährige eine zunächst lebensbedrohliche Stichverletzung am Oberkörper. Sein Zustand ist mittlerweile aufgrund notärztlicher Behandlung stabil", heißt es. Rettungskräfte versorgten demnach außerdem einen 23 und einen 27 Jahre alten Mann mit oberflächlichen Schnittverletzungen an den Armen und einen 23-Jährigen, der durch Schläge im Gesicht verletzt wurde.

Belohnung von 2.000 Euro

Die Gruppe der Tatverdächtigen konnte den Angaben zufolge flüchten. Michael Bimler von der Staatsanwaltschaft Kiel sagte NDR Schleswig-Holstein: "Wir wissen noch nicht ganz genau, wie die Täter vom Tatort weggekommen sind. Es gab Hinweise zu einer Flucht mit einem Pkw. Wir gehen dem weiter nach." Die Männer sind vermutlich um die 25 Jahre alt und haben eine südeuropäische Herkunft. Die Polizei hat eine Belohnung von 2.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Inzwischen hat sich ein Mann bei der Polizei gemeldet, der an dem Abend mit Freunden am Tatort unterwegs war. Er gab an, ebenfalls von einer Gruppe angepöbelt worden zu sein. Die Sprüche hätten sich auf seine Kleidung bezogen. Die Polizei prüft einen Zusammenhang.

Polizei: Zahl der homofeindlichen Angriffe nimmt zu

Tim Jänke, Ansprechperson der LSBTIQ*-Stelle der Polizei in Schleswig-Holstein, gab Zahlen zu Hassdelikten gegen Geschlecht und sexuelle Orientierung bekannt. Demnach gab es 2020 15 dieser Fälle (davon fünf Gewaltdelikte), ein Jahr später 26 Fälle (davon sechs Gewaltdelikte). Die Vorfälle steigen also. Laut Jänke hat das aber auch damit zu tun, dass sich mittlerweile mehr Menschen trauen, sich bei Übergriffen an die Polizei zu wenden. Laut aktuellen Studien werden aber immer noch drei Viertel dieser Taten nicht angezeigt.

Haki-Zentrum: Viele Gefühle - auch Angst und Schmerz

Das Haki-Zentrum in Kiel, das als Treffpunkt für Lesben, Schwule, bi*, trans*, inter* und queere (LSBTIQ*) Menschen aus ganz Schleswig-Holstein gilt, beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit der Gewalttat in Kiel. Es gebe Gruppentreffen und viel Kommunikation über soziale Medien, sagte Andrea Dallek, erste hauptamtliche Geschäftsführung der Haki. "Es ist ein Gemisch aus Schmerz und Angst auf der einen Seite - und Wut und Solidarität auf der anderen Seite." Dallek gab zu bedenken, dass die Gewalt jeden treffen könne. Lackierte Nägel oder Make-up bei Männern sei heutzutage ziemlich weit verbreitet.

Am Montagabend fand eine Mahnwache vor dem Lokal "Mum and Dad" am Ziegelteich in Kiel statt. Aufgerufen dazu hatten Fridays for Future.

Weitere Informationen
Die Seite eines Polizeibusses. © NDR Foto: Thomas Hans

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Die Täter konnten nach dem Angriff flüchten. Die Polizei prüft auch Homofeindlichkeit als ein mögliches Tatmotiv und sucht nach Zeugen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.11.2022 | 13:00 Uhr

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