Prien sieht Bildung als Chance für die demokratische Entwicklung

Stand: 29.04.2025 16:32 Uhr

Sie habe Vorbereitungen für eine Modernisierung des Schulsystems in SH getroffen. Das sei zum Teil Vorbild für andere Regionen, sagt die designierte Bundesbildungsministerin Karin Prien im Gespräch mit NDR SH.

2017 war sie noch Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg. Dann rief Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sie als Bildungsministerin nach Kiel. Jetzt soll Karin Prien (CDU) die nächste Bundesministerin für Bildung, Familie, Jugend werden. Im Interview mit NDR Schleswig-Holstein blickt sie zurück auf ihre Zeit in Schleswig-Holstein - und verrät, welche Themen ihr bundespolitisch wichtig sind.

NDR: Frau Prien, in der vergangenen Woche hat die SPD hier in Schleswig-Holstein ihnen das Zeugnis "Versetzung gefährdet" ausgestellt. Schmerzt Sie das auf dem Weg nach Berlin?

Karin Prien: Das stört mich nicht. Das ist das Schicksal aller Bildungspolitiker, dass die Opposition Kritik übt - übrigens immer auch mit den gleichen Argumenten, egal von welcher Partei. Über Schule können alle Menschen mitreden. Alle sind zur Schule gegangen. 

Unterrichtsausfall und Lehrermangel sind ja aber Themen, die sich nicht die SPD ausgedacht hat. Inwiefern gehen Sie ein Stück weit auch als unvollendet nach Berlin? 

Prien: Ich glaube, als Schulministerin ist man immer unvollendet, weil Unterrichtsausfall und Lehrermangel sind ja Realitäten in Deutschland. In Schleswig-Holstein gibt es das Gott sei Dank weit weniger als in vielen anderen Bundesländern, weil wir sehr früh gut dagegen gesteuert haben - seit 2017. Aber es ist ein Problem. Alleine wenn man sich anguckt, wie viele Schülerinnen und Schüler wir in den letzten Jahren aufgrund von Flüchtlingsbewegungen oder der Ukrainekrise gut aufgenommen haben in unser Schulsystem. Das sind alles Eventualitäten, die nicht mal eben ausgeglichen werden können. Eine Lehrerausbildung dauert nun mal sieben Jahre. Die Anforderungen an Schulen haben sich massiv verändert: Wir brauchen inzwischen an den Schulen ganz andere Professionen. Insofern ist das ein ständiger Prozess.

Sie sind also mit sich im Reinen?

Prien: Ich bin insofern mit mir im Reinen, dass ich sagen kann: Wir haben die Vorbereitungen für eine Modernisierung des Schulsystems getroffen und sind die richtigen Schritte gegangen. So, dass man auch aus anderen Regionen auf Schleswig-Holstein schaut: auf unsere Reformvorhaben hier, und darauf, dass wir keine ideologische Schulpolitik machen, sondern pragmatisch und wissenschaftsbasiert an die Dinge herangehen. 

Sie haben gesagt, Sie wollen in Berlin Brückenbauerin sein - in einer tief gespaltenen Gesellschaft. Was können Sie da als Bundesministerin tun? 

Prien: Zum einen kann ich das Thema Bildung zu einem wichtigen und zentralen Thema in der Bundesregierung machen. Bildung schafft die Chance für die wirtschaftliche Entwicklung und die demokratische Entwicklung in unserer Gesellschaft. Aber ich kann auch bei den gesellschaftspolitischen Themen in der Frauenpolitik, in der Minderheitenpolitik, im Bereich des jüdischen Lebens und bei vielen anderen Themen dafür Sorge tragen, dass die Spaltung sich nicht vertieft, sondern dass die Menschen miteinander wieder ins Gespräch kommen. 

Vielen Dank für das Interview, Frau Prien.

Das Interview führte Andreas Schmidt, NDR SH Politikredaktion.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 29.04.2025 | 19:30 Uhr

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