Erdbeben in Syrien und Türkei: Familie in Neumünster will weiter helfen

Stand: 07.03.2023 18:40 Uhr

Vor einem Monat erschütterten schwere Erdbeben den Südosten der Türkei. Eine Familie in Neumünster hat Spenden gesammelt und einen Transport organisiert. Jetzt plant sie ein neues Spendenprojekt.

von Phillip Kamke

Es stehen belegte Brötchen bereit, Getränke auf den Tischen. Gedeckt ist im großen Konferenzraum des Bürogebäudes in der Memellandstraße in Neumünster. Vor wenigen Wochen war hier der Start einer riesigen Spendenaktion. Dazu aufgerufen hatte Semra Ates, Geschäftsführerin der Transportfirma A.T.S Transport & Logistik in Neumünster. Sie möchte sich heute bei allen Helferinnen und Helfern bedanken. "Das liegt mir schon seit einer Woche am Herzen. Nun haben wir es endlich geschafft," erklärt sie. "Etwas spontan, aber dafür kommt es von Herzen."

Eingeladen hat Semra Ates Menschen aus Organisationen oder Vereinen, die bei der Spendenaktion geholfen haben. Wie das Technische Hilfswerk etwa, das den gesamten Vorplatz augeleuchtet hatte, damit die Lkw auch bis in die Nacht hinein beladen werden konnten. Oder die Polizei, die das starke Verkehrsaufkommen rund um die Firma geregelt hatte.

Semra Ates lobt das Verständnis und Miteinander

Suat und Semra Ates stehen nebeneinander vor einem Firmen-LKW. © A.T.S Transportunternehmen
Semra und Suat Ates haben Verwandtschaft in der Türkei. (Archivbild)

Es sei ihr ein besonderes Anliegen, den Menschen heute etwas zurückzugeben, sagt Semra Ates. Deshalb hat sie kurzerhand Präsentkörbe und Blumen für die Helferinnen und Helfer organisiert. Sie erinnert sich noch gut daran, wie die Spendenaktion begann. "Anfangs habe ich gedacht, dass ich die Spenden, die zusammenkommen, mit meinem Mitarbeiter zusammen in einen Lkw lade." Doch die Aktion sei innerhalb kürzester Zeit so groß geworden, dass Ates "nur noch zugucken konnte". Der Parkplatz um ihre Firma glich einem Ameisenhaufen. Unzählige Helfer brachten entweder Säcke voller Sachspenden oder wollten einfach mit anpacken. In den Räumen im Erdgeschoss des Bürogebäudes wurde Ware sortiert und in Kartons verpackt. Anschließend auf Lkw geladen. Weil der erste 40-Tonner nach wenigen Stunden voll war, organisierte Ates einen zweiten. Doch auch der reichte für die Spenden nicht aus. Am Ende waren fünf Lkw randvoll.

Hilfsgüter kommen in der Türkei an

Bevor sich die beladenen Lkw auf den Weg in die Türkei machen konnten, musste Semra Ates noch ein paar Formalitäten mit dem Zoll und dem türkischen Konsulat in Hamburg regeln. Dann ging es los. Zur Abfahrt in einem Gewerbegebiet in Neumünster hatten sich etwa 25 Helfer versammelt, um die Fahrer mit türkischen Flaggen und lautem Jubel zu verabschieden. Diese starteten von dort mit den 40-Tonnern und einem Hupkonzert Richtung Krisengebiet. Einen der Lkw fuhr Suat Ates, Chef der Transportfirma und Semra Ates' Ehemann.

Drei Tage war der Konvoi unterwegs, ehe er am Zielort Adiyaman ankam. "Mein Mann hat mir jeden Tag Bilder geschickt und mir die Eindrücke vor Ort geschildert," erzählt Semra Ates. Es wäre einfach schrecklich gewesen. "Es wird sicherlich auch noch ein Weile dauern, bis er das alles verarbeitet hat. Denn er hat vor Ort sehr viel Leid gesehen", sagt Semra Ates betrübt. "Wir haben zwar aus unserer Sicht eine Menge an Spenden gesammelt. Dafür, was tatsächlich in der Türkei benötigt wird, ist es aber nur ein ganz kleiner Beitrag," ergänzt sie.

Familie Ates startet neue Spendenaktion

Die Spendenbereitschaft bei Familie Ates reißt auch einen Monat nach den verheerenden Erdbeben nicht ab. Sachspenden wollen sie allerdings nicht mehr machen. Stattdessen haben sie sich etwas anderes ausgedacht. Die übrig gebliebenen Sachspenden - etwa 30 Tonnen -  haben sie verkauft. Von dem Erlös und mit weiteren Geldspenden wollen sie nun Containerhäuser kaufen. Viele Menschen lebten nach wie vor in ihren Autos, erklärt Ates. "Ich habe meine Ferienwohnung in Izmir auch erstmal an Erdbebenopfer vermietet. Wichtig ist jetzt, dass die Menschen wieder eine Perspektive haben, wo sie fest leben können", sagt sie. Gerade laufen die Planungen, wie genau das mit dem Kauf der Containerhäuser laufen soll. Aber das Neumünsteraner Logistikunternehmen will zeitnah wieder helfen. Denn Semra Ates vermutet, dass es mindestens noch zwei Jahre dauern wird, ehe sich die Lage in der Türkei wieder etwas entspannen wird. Und so lange will sie helfen, so gut sie kann.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 07.03.2023 | 19:30 Uhr

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