Die Angeklagten einer Geiselnahme in Oyten sitzen vor dem Landgericht in Verden und beraten sich mit ihren Anwälten. © NDR Foto: Maren Momsen

Vermeintlicher Gold-Diebstahl: Angeklagte gestehen Entführung

Stand: 28.02.2023 16:49 Uhr

Wegen Geiselnahme stehen zwei Angeklagte in Verden vor Gericht. Sie sollen einen Mann entführt und bedroht haben - weil einer der beiden Angeklagten dachte, dieser habe Gold und Geld seiner Mutter gestohlen.

Die beiden Angeklagten im Alter von 66 und 31 Jahren aus dem Raum Düsseldorf gaben zum Prozessauftakt am Dienstag zu, ihr 36 Jahre altes Opfer vor dessen Haus in Oyten (Landkreis Verden) überfallen und verschleppt zu haben. Der 66-Jährige ist der Onkel des Entführten. Er sei überzeugt gewesen, dass sein Neffe aus dem Tresor seiner Mutter mehrere Goldbarren und mehr als 200.000 Euro Bargeld gestohlen hatte, sagte er aus.

Zufalls-Bekannte aus Kneipe sollen geholfen haben

Alkoholisiert habe er in einer Kneipe zufälligen Bekanntschaften davon erzählt, die ihm helfen wollten. Diese Zufalls-Bekannten hätten die Entführung und den Keller, in den der Neffe verschleppt wurde, organisiert, sagte der 66-Jährige. Der 31 Jahre alte Angeklagte gab an, für 500 Euro nur als Fahrer angeheuert worden zu sein, ohne das Opfer gekannt zu haben. Die beiden Angeklagten sollen die Tat mit mindestens einem weiteren Mann begangen haben. Das Landgericht Düsseldorf hatte ihn 2021 in dem Fall zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Opfer will Onkel an Rechtschreibfehlern und Dialekt erkannt haben

Auch das Opfer sagte am ersten Prozesstag vor Gericht aus. Der 36-Jährige beschrieb, wie er frühmorgens vor seinem Haus abgefangen und geschlagen worden sei, wie ihm ein Stoffbeutel über den Kopf gestülpt und wie er in ein Auto gestoßen worden sei. Er sei dann von zwei Männern in einen Keller geschleppt und mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt worden. Dann sei ein dritter Mann gekommen und habe ihm Zettel mit diversen Forderungen gezeigt: Wegen der Rechtschreibfehler, der Handschrift auf den Zetteln, der typischen braunen Schuhe und des Kölner Dialekts in der Sprache habe er seinen Onkel erkannt, sagte der 36-Jährige. Schließlich sei er aus dem Keller wieder in ein Auto gezerrt und auf einem Feldweg liegen gelassen worden. Er habe Angst um sein Leben und das seiner Familie gehabt.

Gasbrenner ans Gesicht gehalten?

Die Staatsanwaltschaft wirft einem der beiden Angeklagten zudem vor, ihrem Opfer Feuerzeugbenzin in die Nasenlöcher gesprüht zu haben, um es zum Reden zu bringen. Außerdem hätten die Angeklagten dem Mann einen brennenden Gasbrenner vor den Schritt und an das Gesicht gehalten. Das Landgericht Verden hat bisher zwölf Zeugen und einen Sachverständigen geladen. Der nächste von insgesamt sieben Verhandlungstagen ist in einer Woche. Sollten die Angeklagten wegen Geiselnahme verurteilt werden, drohen ihnen zwischen 5 und 15 Jahren Haft.

Weitere Informationen
Rechtsanwalt Nicolai Mameghani sitzt im Prozess wegen Geiselnahme neben dem Angeklagten, der sich einen Aktendeckel vor das Gesicht hält. © dpa-Bildfunk Foto: Martin Höke

Prozess: Bewährungsstrafe nach Entführung in Oyten

Ein 23-Jähriger hatte einen Mann entführt und zu dessen Onkel gebracht, wo er gefoltert worden sein soll. (24.06.2021) mehr

Archiv
Blick auf den Lappan, das Wahrzeichen der Stadt Oldenburg. © NDR Foto: Julius Matuschik
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Oldenburg

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15.00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 28.02.2023 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Feuerwehr-Fahrzeug bei Nacht; im Hintergrund Feuerwehrleute © NonstopNews

Brand in Wilhelmshaven: Feuerwehr befreit neun Menschen

Bei dem Einsatz in einem Mehrfamilienhaus mussten die Bewohner wegen des Rauchs mit einer Drehleiter gerettet werden. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen