Prozess gegen Högel-Vorgesetzte: Verteidiger zweifeln Morde an
Im Prozess gegen die Ex-Vorgesetzten von Niels Högel ist der Serienmörder am Mittwoch erneut als Zeuge gehört worden. Die Anwälte bezweifeln, dass er alle ihm zur Last gelegten Taten begangen hat.
Am fünften Verhandlungstag vor dem Oldenburger Landgericht wurde der 45-Jährige unter anderem zu einem Mordfall im Jahr 2001 im Klinikum Oldenburg befragt, für den Högel bereits verurteilt wurde. Er soll diesem Patienten vor der Operation am Tag der Einlieferung ohne Indikation ein Medikament gespritzt haben. Eine der Verteidigerinnen konfrontierte Högel am Mittwoch aber überraschend damit, dass er laut Aktenlage am Tag der Einlieferung des Patienten gar nicht im Dienst gewesen sei, sondern erst Stunden später angefangen habe.
Name und Zimmernummer sollen nicht zusammenpassen
Högel erinnerte vor Gericht aber daran, dass er damals im Rahmen von Rufbereitschaften oder für Doppelschichten auch außerhalb seiner Kernarbeitszeiten im Krankenhaus war. Außerdem nannten die Verteidiger einen zweiten Fall: Dort würden Namen und Zimmernummer einer mutmaßlich von Högel getöteten Frau nicht zusammenpassen, hieß es.
Sieben ehemalige Vorgesetzte sind angeklagt
Am Dienstag hatte sich Högel zu seinem letzten Mord geäußert. 2005 soll er in Delmenhorst eine Patientin zu Tode gespritzt haben, obwohl er bereits zwei Tage zuvor auf frischer Tat ertappt worden war. Angeklagt sind derzeit drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein Ex-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst. Ihnen wird vorgeworfen, sich der Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise des versuchten Totschlags durch Unterlassen schuldig gemacht zu haben - in acht Fällen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätten sie die Morde mit an "Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" verhindern können. Sie seien aber trotz Hinweisen nicht eingeschritten.
