Kommentar zum LNG-Anleger: Es kann klappen, wenn man will
Ein wichtiger Tag für Wilhelmshaven, für Niedersachsen und für Deutschland. Keine 200 Tage nach Baubeginn steht ein Großteil der Infrastruktur für ein schwimmendes LNG-Terminal.
Ein Kommentar von Regine Schramm
Noch in diesem Jahr kann das vom Staat gecharterte Superschiff - eine schwimmende Speicher- und Regasifizierungsanlage - dort festmachen. Niedersachsen Ports, Hafenbetreiber im Besitz des Landes, hat das organisiert - in Windeseile. Unterstützt von vielen. Behörden mussten Kräfte bündeln, schnell Entscheidungen treffen. Es hat geklappt. Es kann funktionieren, wenn man will. Mit dem Beschleunigungsgesetz von Habeck. In Rekordzeit.
Mehr Unabhängigkeit von Russland
Und: Ein guter Tag für die Gasversorgung in Deutschland. Es geht voran, unabhängig werden von Russland. Das Spezialschiff in Wilhelmshaven ist das erste, das Gas nach Deutschland liefert, ein zweites soll nächstes Jahr dazu kommen. Insgesamt sollen es sieben werden - in Stade, Brunsbüttel, Lubmin. Betrieben etwa von Uniper, Deutsche Regas und RWE. Beliefert von den USA, Kanada, Katar oder Australien. Allein die beiden Superschiffe in Wilhelmshaven könnten knapp zehn Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr ins Netz bringen - etwas mehr als zehn Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland.
Schlecht für die Umwelt
Aber auch ein schlechter Tag für die Umwelt: riesige Industrieanlagen in der Nähe von Wattenmeer und Badestränden. Chlorhaltiges Wasser reinigt das Rohrsystem und wird dann in unvorstellbaren Mengen wieder in die Nordsee gespült. Und das LNG selbst? Der flüssige fossile Brennstoff braucht extrem viel Energie, damit das Gas überhaupt flüssig wird. Dazu: LNG aus den USA und Australien ist häufig klimaschädliches Fracking-Gas. Ein schrecklicher Tag - weil Russland uns dazu zwingt.
Und dennoch - unterm Strich - ein Tag der Hoffnung, weil Deutschland damit was geschafft hat. In Rekordzeit. Und es geht weiter: Terminalschiffe könnten irgendwann auch grünen Wasserstoff liefern.