Impfskandal: Angeklagte sprach laut Zeugin von "Todesspritze"
Im Prozess um den Corona-Impfskandal in Schortens haben am Dienstag ehemalige Vorgesetzte und Kollegen der Angeklagten ausgesagt. Dabei ging es auch um ein mögliches Motiv der 39-Jährigen.
Eine Zeugin berichtete von impfkritischen Ansichten der Angeklagten. Die Frau habe ihr an einem Wochenende mehrere entsprechende Posts weitergeleitet, wie ein Gerichtssprecher schilderte. Darin soll von einer "Todesspritze" die Rede gewesen sein, und dass mit dieser die Bevölkerung dezimiert werden solle. Die Zeugin hatte mit der Angeklagten im Impfzentrum in Schortens im Landkreis Friesland gearbeitet. Sie berichtete vor Gericht zudem über Aussagen der Angeklagten nach dem Vorfall, bei der dieser laut eigener Schilderung eine Ampulle mit Impfstoff herunterfiel und zerbrach. Laut Angaben der Zeugin habe die 39-Jährige ihr einen Tag später gesagt, sie habe so sechs Menschen "vor der Spritze gerettet", so der Gerichtssprecher. Die Angeklagte habe dabei keine Emotionen gezeigt.
Zeugen können Angst vor Jobverlust nicht nachvollziehen
Andere Zeugen berichteten übereinstimmend, dass es keinen Grund gegeben haben könnte, warum die Angeklagte versucht haben könnte zu vertuschen, dass ihr eine Ampulle des Impfstoffs heruntergefallen war. Die Angeklagte gab ab, sie habe Angst davor gehabt, ihren Job zu verlieren. Die Zeugen sagten aus, dass sie das nicht nachvollziehen könnten. Es sei ab und zu vorgekommen, dass Impfdosen oder Spritzen herunterfielen - niemand habe Ärger bekommen. Die Angeklagte sei auch zuverlässig gewesen und nie negativ aufgefallen.
Motiv für Strafmaß im Prozess um Impfskandal entscheidend
Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Körperverletzung in 15 Fällen vor. Sie soll im April vergangenen Jahres in dem Impfzentrum 15 Spritzen entweder nur mit Kochsalzlösung aufgezogen oder den Impfstoff so stark verdünnt haben, dass dieser nicht mehr wirkte. Die Spritzen wurden von anderen Beschäftigten verwendet. Die Angeklagte hatte zum Prozessauftakt ausgesagt, ihr sei eine Ampulle mit Impfstoff heruntergefallen und zerbrochen. Um das Missgeschick zu vertuschen, habe sie sechs unwirksame Spritzen aufgezogen. Dem Gerichtssprecher zufolge drohen der Frau im Falle eines Schuldspruchs eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft. Als ausschlaggebend für das Strafmaß gilt das Motiv.