Grüne: Gas vor Borkum würde nur ein Prozent des Bedarfs decken
In der Nordsee soll nach Gas gebohrt werden. Die Inseln Borkum und Juist wollen dagegen klagen, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ebenso. Unterstützung kommt von den Grünen im Niedersächsischen Landtag.
Ebenso wie die DUH erkennen die Grünen nicht, dass die Ausbeutung des Erdgas-Feldes vor Borkum hilft, die Energieversorgung abzusichern. Das hatte zuvor Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) gesagt. Die Borkumer Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz entgegnete, dass die geplante Erdgasförderung "definitiv nicht der Versorgungssicherheit" diene, da frühestens 2024, eher 2025 "geringe Gasmengen, die gerade ein Prozent des Verbrauchs in Deutschland decken können, gefördert werden" sollen. Grünen-Landtagsfraktionsvize Christian Meyer kritisierte, dass die Förderung "eine Förderstruktur für alte fossile Energien" dauerhaft verfestige. "Dabei setzen wir doch auch gerade in der Nordsee auf den massiven Ausbau von klimaneutraler Offshore-Windenergie."
Borkum und Juist fürchten um eigene Trinkwasserversorgung
Zuvor hatte die ostfriesische Insel Borkum angekündigt, gegen das Erdgasförderprojekt Klage einzureichen. Die Insel Juist will sich anschließen. Die Klage, die der Wildeshauser Anwalt Joachim Musch vorbereitet hat und beim zuständigen Bezirksgericht in Den Haag einreichen will, ist 30 Seiten stark. Der Jurist hat die Planungsunterlagen für das Erdgasförderprojekt eingesehen. Er kommt zu dem Schluss, dass durch die Bohrungen in der Nordsee Erdbeben ausgelöst werden könnten, die im schlimmsten Fall der Insel schaden. Vor allem die Süßwasserlinse sei in Gefahr und mit ihr die Trinkwasserversorgung auf Borkum, so die Argumentation. Schadstoffe könnten an die Strände gelangen. Zudem könnte die Förderplattform, die in Sichtweite der Insel entstünde, Urlauber abschrecken.
Bündnis um Deutsche Umwelthilfe fürchtet Umweltfolgen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat beim zuständigen Gericht in Den Haag bereits Klage gegen die geplanten Erdgasbohrungen 19 Kilometer vor den Inseln Schiermonnikoog (Niederlande) und Borkum eingereicht - zusammen mit der niederländischen Umweltorganisation Mobilisation for the Environment (MOB) und der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland. Das Bündnis fürchtet Umweltfolgen für die Insel Borkum, die Nordsee und den nahegelegenen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Umwelthilfe: "Pläne völlig aus der Zeit gefallen"
Darüber hinaus kritisiert das Bündnis, dass sich durch die Erdgasförderung in der Nordsee die Abhängigkeit von fossilem Gas verlängert. Die Pläne des niederländischen Förder-Unternehmens One-Dyas seien "völlig aus der Zeit gefallen" und hätten "mit Energiesicherheit nicht das Geringste zu tun", sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner. Auch er verweist auf die nur geringe Menge Gas, die hier gefördert werden soll. "Dagegen entsteht mit dem Bau einer neuen Plattform in der Nordsee eine neue Infrastruktur, die unsere langfristige Abhängigkeit von fossiler Energie noch vergrößern wird."
Ertrag aus Erdgasfeld: 13 Milliarden Kubikmeter
Auch der Wildeshauser Anwalt Musch, der die Klage für Borkum einreicht, sieht in den Förderplänen keinen großen Beitrag zum Erhalt der Energiesicherheit. Der erwartete Ertrag aus dem ersten Erdgasfeld betrage insgesamt 13 Milliarden Kubikmeter - dies entspreche lediglich einem Siebtel des deutschen Jahresverbrauchs. Da pro Jahr aber nur zwei bis vier Milliarden Kubikmeter gefördert werden sollen, sei dies "eher ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Musch. Die Insulaner rechnen unterdessen nicht damit, dass über die Klage schnell entschieden wird.
Erster Teilabschnitt in den Niederlanden schon genehmigt
Erst kürzlich hatten Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und das Unternehmen One-Dyas eine Erklärung unterzeichnet, mit der das Projekt vorangetrieben werden soll. Bereits Ende Mai hatte das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) die Genehmigung für die Erdgassuche und die Förderung erteilt. Was auf deutscher Seite aus dem Boden geholt wird, soll ins deutsche Netz fließen und so zur Unabhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland beitragen. Die Behörden in den Niederlanden haben einen ersten Teilabschnitt bereits genehmigt.