Corona: Puten-Schlachthof fährt Betrieb herunter

Nach positiven Corona-Tests bei 46 Beschäftigten muss der Puten-Schlachthof Geestland in Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) für zwei Wochen schließen. Das hat der Landkreis Oldenburg angeordnet. Zudem müssen alle rund 1.100 Mitarbeiter und ihre engsten Familienangehörigen für zwei Wochen in Quarantäne. "Das Virus ist im Betrieb", sagte Landrat Carsten Harings (parteilos). Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, doch zum Schutz der Bevölkerung habe es keine Alternativen zur Betriebsschließung gegeben.
Bald auch Fälle in Nachbar-Städten und Landkreisen?
Bei der Kontaktverfolgung habe es weitere Querverbindungen in benachbarte Städte und Landkreise gegeben, so Harings. Wegen der langen Inkubationszeit müsse man in den kommenden Tagen mit weiteren Erkrankungen rechnen. Ein infizierter Schlachthofmitarbeiter hatte offenbar in einem Gottesdienst zehn weitere Personen angesteckt, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Der Landkreis Diepholz, der bereits am Mittwoch eine frühere Kaserne in Wagenfeld unter Quarantäne gestellt hatte, hat die bereits bestehende Allgemeinverfügung verlängert. In der Kaserne leben 200 Werkvertragsarbeiter aus dem Puten-Schlachthof. Insgesamt seien nun rund 240 Menschen von der Maßnahme betroffen, hieß es vom Landkreis Diepholz.
Sonst 40.000 Puten pro Tag geschlachtet
Für Puten-Mastbetriebe könnte die Schließung des zur PHW-Gruppe gehörenden Schlachthofs allerdings zu Problemen führen. Denn normalerweise werden in Wildeshausen täglich 40.000 Tiere am Tag geschlachtet, seit Anfang der Woche wurde die Zahl bereits auf 24.000 Puten reduziert. Seit Freitag nimmt der Schlachthof keine Puten mehr an.
Wo können die Tiere geschlachtet werden?
Die PHW-Gruppe hat eigenen Angaben zufolge keinen weiteren Schlacht- und Zerlegebetrieb in Deutschland. Deshalb drohten Tierschutzprobleme in den Aufzuchtbetrieben, denn die Puten seien gemästet und hätten in den Ställen keinen Platz mehr. Die Unternehmensgruppe kündigte an, das niedersächsische Agrarministerium um Sondergenehmigung zu bitten, damit die Puten in anderen Schlachtereien in Niedersachsens getötet werden können. Es müssten schnellstmöglich Lösungen für die Landwirte gefunden werden, forderte Norbert Deeken, der Geschäftsführer der Geestland Putenspezialitäten (GPS). Im schlimmsten Fall müssten die Landwirte gesunde Tiere in ihrem Betrieb töten. Dies gelte es unbedingt zu vermeiden.
