Das Bild zeigt einen Apfel an einem Apfelbaum. © picture-allaince Foto: A. Held

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln seit 1990 stark gestiegen

Stand: 12.01.2022 16:05 Uhr

Beim Apfelanbau wird ein Baum im Durchschnitt 28 Mal pro Jahr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Das geht aus dem Pestizidatlas 2022 hervor, den BUND und Heinrich-Böll-Stiftung vorgelegt haben.

Eine Million Tonnen Äpfel wurden vergangenes Jahr bundesweit geerntet. Gut ein Drittel davon in Niedersachsen, vor allem im Alten Land. Doch die wenigsten davon wachsen einfach so am Baum. Sie sind das Ergebnis von viel Arbeit. Und die beinhaltet oft auch den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln: Der Studie zufolge ist die Menge weltweit eingesetzter Schädlingsbekämpfungsmittel seit 1990 um 80 Prozent gestiegen. Das führt unter anderem zu einemRückgang der Artenvielfalt. Doch einfach auf Pestizide zu verzichten, ist für viele Landwirte keine Alternative. Denn jede kleinste Stelle mit Insektenfraß ist ein Makel - diese Äpfel entsprechen nicht den Qualitätskriterien auf dem internationalen Markt.

Integrierter Pflanzenschutz im Alten Land - mit weniger Pestiziden

Deshalb werden sie zum Beispiel auf dem Hof in Guderhandviertel (Landkreis Stade) aussortiert, aus ihnen wird später Saft. Doch allein für die Saftproduktion Bäume zu pflanzen und zu pflegen, das würde sich für Apfelbauer Claus Schliecker nicht lohnen. Im Alten Land werden jährlich gut 300.000 Tonnen Äpfel angebaut. Wie Schliecker setzen hier viele auf den sogenannten integrierten Anbau. "Wir machen integrierten Pflanzenschutz fast seit drei Jahrzehnten und haben uns so wirklich ein natürliches Gleichgewicht aufgebaut, sodass wir auf viele Pflanzenschutzmaßnahmen verzichten können." Das heißt: Es werden so wenig Pestizide wie möglich eingesetzt. Außerdem schafft Obstbauer Schlieker mit Blühstreifen und Insektenhotels Artenvielfalt zwischen den Reihen der Apfelbäume. Aber komplett auf Pestizide verzichten? Das kann er nach eigenen Angaben nicht. Sonst sei sein Betrieb nicht konkurrenzfähig, Erträge könnten nicht gehalten werden, so Schliecker. Aber: "Pflanzenschutz sehr teuer. Insofern habe ich ein Interesse daran, so wenig wie möglich einzusetzen. Das ist ein Abwägungsprozess."

Glyphosat darf immer noch gespritzt werden

An der Technischen Universität Hamburg erforschen Wissenschaftler derzeit, wie sich die Pestizide auf die Umwelt auswirken: Zum BeispielGlyphosat, das auch beim Obstanbau zur Bekämpfung von Unkraut verwendet wird. Das Herbizid ist in Deutschland nur noch bis Dezember kommenden Jahres zugelassen - bis dahin wird damit noch gespritzt.

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Hallo Niedersachsen | 12.01.2022 | 19:30 Uhr

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