Das Bild zeigt Altkanzler Gerhard Schröder. © picture-alliance/dpa Foto: Christoph Soeder

Ukraine, Krieg und Schröder: Das Schweigen wird immer lauter

Stand: 05.03.2022 18:00 Uhr

Kein Tag, kaum eine Stunde, ohne Neuigkeiten rund um Gerhard Schröder. Doch eine Stellungnahme des Alt-Bundeskanzlers, die fehlt weiterhin. Dafür hat seine Frau die Debatte kommentiert.

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verliert nun auch den Friedenspreis der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die AWO wirft ihm vor, sich nicht deutlich genug vom russischen Präsidenten Wladimir Putin abzugrenzen und so ein undemokratisches Regime zu stützen. Putins Truppen haben vor wenigen Tagen die Ukraine angegriffen, seitdem herrscht Krieg in dem Land. Schröders fehlende Abgrenzung sei nicht vereinbar mit den Werten der SPD-nahen AWO. Deshalb entzieht sie ihm den Heinrich-Albertz-Friedenspreis aus dem Jahr 2005, hieß es weiter.

Soyeon Schröder-Kim spricht von "Kampagne"

Schröders Frau Soyeon Schröder-Kim hat sich in der Diskussion um ihren Man unterdessen erneut via Instagram zu Wort gemeldet. "Mich entsetzt, mit welcher Eilfertigkeit die SPD in der Führung, aber auch in vielen Grundorganisationen, eine Kampagne vor allem des Springer-Verlages gegen meinen Mann meint unterstützen zu sollen. Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB", schreibt Schröder-Kim. Sie hatte bereits vor einigen Tagen eine Stellungnahme auf ihrem Instagram-Profil gepostet, diese aber nach wenigen Stunden wieder gelöscht.

Schröder-Köpf: "Gerd nicht mit Hitler in eine Reihe stellen"

Zuvor hatte die SPD den Druck auf Schröder erhöht, seine Büromitarbeiter in Berlin ihren Job hingeschmissen und die Marktkirche in Hannover den Einbau eines Fensters des Künstlers Markus Lüpertz, eine Schenkung des Altkanzlers, gestoppt. Und auch seine Heimatstadt Hannover will sich deutlich von Schröder absetzen: So hat Hannover ein Verfahren zur Aberkennung der Ehrenbürgerwürde gegen Schröder eingeleitet. Unterstützung erhält Schröder nun ausgerechnet von seiner früheren Ehefrau: Doris Schröder-Köpf, Abgeordnete der SPD im Niedersächsischen Landtag, rät ihrer Partei davon ab, ihrem 77-jährigen Ex-Mann die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Dies schrieb sie in einer Nachricht an die SPD in Hannover. "Nach meiner festen Überzeugung dürfen wir Gerd nicht in eine Reihe mit Hitler stellen", schreibt Schröder-Köpf. Zur Erklärung: Dem NS-Diktator war im Jahr 1978 die in den 1930er-Jahren verliehene Ehrenbürgerschaft der Stadt aberkannt worden.

Onay: "Er hat das entgegengenommen und sich bedankt"

Zwar reden alle über ihn - nur er redet weiterhin nicht. Eine kurze Nachricht in einem Online-Netzwerk vor einigen Tagen, in der er den Krieg verurteilte und von "Fehlern auf beiden Seiten" schrieb - das war es. Deshalb lässt sich nur darüber spekulieren, wie Schröder selbst darüber denkt, dass es immer einsamer um ihn wird. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) telefonierte vor kurzem persönlich mit Schröder, um ihm am Telefon mitzuteilen, dass er sich wohl bald nicht mehr Ehrenbürger Hannovers nennen kann. "Er hat das entgegengenommen und sich bedankt für die Information", so Onay.

Freund von Putin - Geld aus Russland

Schröder gilt als langjähriger Freund von Präsident Putin. Er ist zudem Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat Führungspositionen bei den Erdgas-Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Anti-Korruptionsverbände hatten daher kürzlich gefordert, ihn zu einem Eintrag ins Lobbyregister zu verpflichten. Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ist inzwischen von der Bundesregierung auf Eis gelegt worden.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 05.03.2022 | 19:30 Uhr

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