Stellenabbau bei Bosch in Hildesheim: Verhandlungen vor dem Aus?
Die Krise in der Autoindustrie setzt auch den Zulieferern zu. Schon länger bangen die Beschäftigten bei Bosch in Hildesheim um ihre Arbeitsplätze. Am Mittwoch wurden sie auf den neuesten Stand gebracht.
Die IG Metall und der Gesamtbetriebsrat hatten zu einer nicht öffentlichen Betriebsversammlung in Hildesheim eingeladen, um über den Stand der Gespräche mit der Geschäftsführung zu informieren. Diese drohten zu scheitern, hieß es von Gewerkschaft und Betriebsrat am Mittwoch. Die Konzernspitze habe der Arbeitnehmerseite ein Ultimatum gesetzt, einem Eckpunktepapier zuzustimmen. Dies sehe einen massiven Stellenabbau sowie eine mögliche spätere Schließung des Werks in Hildesheim vor. Als Gegenvorschlag hatten IG Metall und Betriebsrat nach eigenen Angaben ein Alternativkonzept vorgelegt. Das Konzept sei jedoch wirtschaftlich nicht tragfähig, sagte Karsten Müller, Bereichsvorstand für die Fertigung.
Alternativkonzept sieht weniger Stellenabbau vor
Das Alternativkonzept von IG Metall und Betriebsrat sieht in einem ersten Schritt den Abbau von 300 Stammbeschäftigten und den Entfall aller etwa 100 befristet Beschäftigten vor. Der Vorschlag der Arbeitnehmerseite ist laut Bereichsvorstand Müller geprüft worden. "Die Elektromobilität entwickelt sich deutlich schlechter als erwartet", so Müller. Ihm zufolge müssten deshalb 750 Arbeitsplätze in Hildesheim abgebaut werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
IG Metall: Werksschließung eine Frage der Zeit?
Nach Auffassung der IG Metall erwecke das Vorgehen der Geschäftsführung den Eindruck, "eine Werksschließung sei nur noch eine Frage der Zeit". Von einem Schließen des Werks war seitens des Unternehmens bisher keine Rede. Inzwischen werde seit neun Monaten verhandelt. Der Stellenabbau war im November 2024 bekannt geworden. Laut IG Metall zählt das Werk in Hildesheim derzeit 1.240 Beschäftigte. An dem Standort werden Teile für Elektromotoren hergestellt. Etwa 80 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland waren am Mittwoch angereist, um solidarisch an der Seite der Beschäftigten des Elektromotorenwerks in Hildesheim zu stehen.
Wirtschaftsminister hat sich eingeschaltet
Zuletzt hatte sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies in den Konflikt eingeschaltet. Der SPD-Politiker forderte die Bosch-Geschäftsführung Ende April auf, das Konzept des Betriebsrats zu prüfen. Die Schließung des Gesamtstandorts müsse verhindert werden, betonte Lies.
Auch an anderen Standorten von Automobilzulieferer Bosch in Deutschland ist der Abbau von Stellen geplant. Der Unmut ist dabei groß: Erst am Montag musste eine Betriebsversammlung bei Bosch in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) abgebrochen werden.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Hildesheim
