Keine Masken, keine Corona-Tests: Schule hat wieder begonnen

Stand: 25.08.2022 20:37 Uhr

Die Sommerferien sind rum. Heute ist in Niedersachsen das neue Schuljahr gestartet. Gestern hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) die Pläne für den Schulstart vorgestellt.

von Mandy Sarti

Das Schuljahr startet ohne Masken- und Testpflicht. "Die Infektionslage erfordert derzeit keine weiteren Eingriffe", begründete Tonne diese Entscheidung. Gleichzeitig warb er allerdings dafür, die freiwilligen Testangebote zu nutzen. An den ersten fünf Schultagen können sich die Kinder und Jugendlichen vor dem Schulbesuch täglich zu Hause testen. Anschließend erhalten Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte bis zum Jahresende zwei Tests pro Woche. Um das Infektionsrisiko zu senken, werden die Räume weiterhin regelmäßig gelüftet.

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30.000 zusätzliche Kinder an Schulen

Doch in diesem Jahr wirkt sich nicht nur die Corona-Pandemie auf den Schulstart aus - auch der bundesweite Lehrkräftemangel macht sich bemerkbar. 2.070 Stellen hat das Land ausgeschrieben, am Mittwoch waren erst 1.620 besetzt. Kultusminister Tonne machte deutlich: "Da der Lehrkräfte-Arbeitsmarkt noch angespannter ist als in der Vergangenheit, ist dieses Einstellungsverfahren maximal herausfordernd." Gerade an Haupt-, Real- und Oberschulen seien noch viele Stellen offen. Zusätzlich steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler: Nach den Sommerferien werden an Niedersachsens Schulen rund 30.000 zusätzliche Kinder und Jugendliche erwartet - allein an den Grundschulen sollen es nach Angaben des Kultusministeriums 20.000 mehr sein. Das liegt daran, dass seit 2014 die Geburtenrate steigt, aber auch daran, dass rund 15.000 Kinder aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind. Zudem haben einige Eltern die Einschulung aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben.

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Wie will das Land das Personalproblem lösen?

Um die Schulen personell besser auszustatten, setzt das Land auf verschiedene Lösungsansätze: Über das Schulbudget sollen zusätzliche Vertretungsverträge abgeschlossen werden können. "Die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung bekommen dafür freie Hand, entstehende Kosten werden kein Hinderungsgrund sein", sagte Tonne. Zudem will Niedersachsen die Einstellungsoffensive Quereinstieg vorantreiben. Daneben startet das Land an 20 Schulen das "Modellprojekt Verwaltungsassistenz". Damit soll erprobt werden, inwiefern eine zusätzliche Verwaltungskraft Entlastung bieten kann. Außerdem bekommen Lehrkräfte 15 Prozent mehr Geld für Mehrarbeit. Das Land prüft derzeit auch, ob die Hinzuverdienstgrenze von Pensionärinnen und Pensionären auf 150 Prozent angehoben werden kann.

Tonne rechnet mit verbesserter Unterrichtsversorgung

Kultusminister Tonne geht dennoch davon aus, dass es möglich sei, die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Sie soll die Marke von 98,5 Prozent wieder überspringen. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich: "Niemals zuvor war es so schwierig, das zu prognostizieren, weil wir in diesem Jahr ganz besonders viele Variablen haben." Unklar sei außerdem, wie viele Kinder aus der Ukraine noch nach Deutschland kommen werden. Im vergangenen Schuljahr geriet der Minister wegen einer vergleichsweise niedrigen Unterrichtsversorgung in die Kritik. Diese erreichte den niedrigsten Wert seit 19 Jahren.

Kritik an Personalplanung der vergangenen Jahre

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zeigt sich alarmiert. "Die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung werden wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirken", sagte der Vorsitzende Thorsten Neumann. Das neue Schuljahr werde allen Beteiligten viel abverlangen. Neumann wirft der Landesregierung zudem vor, nicht entsprechend auf die seit 2014 steigende Geburtenrate reagiert zu haben. Es sei immer nur auf Sicht gefahren worden. Er fordert: "Es bedarf dringend einer bedarfsorientierten längerfristigen Personalplanung, nicht nur von Jahr zu Jahr."

Grüne und FPD bemängeln Tonnes Pläne

Kritik gibt es auch von der Opposition. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg moniert: "Wir wissen seit vielen Jahren, dass wir auf diesen gravierenden Lehrkräftemangel zulaufen. Deswegen hätte man das vorher wissen können." Viele Maßnahmen hätten schon eher ergriffen werden müssen. Dazu hätte auch gehört, die Lehrkräfte auszubilden, die jetzt dringend nötig seien. Auch der bildungspolitische Sprecher der FDP, Björn Försterling, zeigt sich wenig überzeugt von den Plänen des Kultusministers: "Der jetzige Schulstart droht erneut ein Fehlstart mit Ansage zu werden." Angesichts des Lehrkräftemangels seien wieder massive Unterrichtsausfälle zu befürchten, so Försterling.

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Das Rathaus am Maschsee. © NDR Foto: Julius Matuschik
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Hallo Niedersachsen | 25.08.2022 | 19:30 Uhr

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