Gericht: Marktkirche darf "Reformationsfenster" einbauen
Das von Markus Lüpertz gestaltete "Reformationsfenster" darf im kommenden Jahr in der Marktkirche in Hannover eingebaut werden. Das Landgericht hat eine Klage des Architekten-Erben abgewiesen.
Das Gericht bewertete das kirchliche Selbstbestimmungsrecht und die Religionsfreiheit höher als das Urheberrecht des Architekten Dieter Oesterlen. Dieses verwaltet dessen Stiefsohn Georg Bissen, der sich vehement gegen den Einbau des Fensters gewehrt hatte. Seiner Ansicht nach passt das moderne Fenster nicht in die auf ihre gotischen Ursprünge reduzierte Kirche. Es verändere das Erscheinungsbild des Gotteshauses zu stark, so seine Argumentation. Oesterlen hatte die im spätgotischen Stil erbaute Kirche nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wieder aufgebaut und neu gestaltet.
Schwierige Entscheidung für das Gericht
Die Richter entschieden jedoch, dass die einheitliche Gestaltung der Kirche durch das Fenster nicht aufgehoben werde. Der Vorsitzende Richter machte deutlich, dass sich das Gericht die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Das zeige die 40-seitige Urteilsschrift. Das Fenster beschäftigt das Gericht bereits seit Juni vergangenen Jahres. Zuvor waren Versuche gescheitert, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen.
Fenster von Altkanzler Schröder gestiftet
Das Fenster ist bereits zu Hälfte fertiggestellt. Der Kirchenvorstand der Marktkirche hatte es bereits vor einigen Monaten bei einer hessischen Glasmanufaktur in Auftrag gegeben. Vertreter der Kirche hatten vor Gericht geltend gemacht, dass die Kirche kein Museum sei, sondern dem gelebten Glauben diene. Als Ehrenbürger von Hannover hatte Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das Fenster gestiftet. Die bisherigen Kosten für die Herstellung hat er nach Angaben der Marktkirche bereits beglichen. Die Gesamtkosten werden auf rund 150.000 Euro geschätzt.
Heftige Diskussionen um schwarze Fliegen
Das Fenster zeigt unter anderem den Reformator Martin Luther. Zu sehen sind auch mehrere schwarze Fliegen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen sollen. Vor allem über jene Fliegen wurde in der Öffentlichkeit teils heftig diskutiert. Das Lüpertz-Fenster soll als mittleres der drei großen Fenster an der Südseite eingebaut werden.
