Klimaneutral bis 2040: Land beschließt Klimaschutz-Strategie

Stand: 06.05.2025 16:51 Uhr

Die niedersächsische Landesregierung hat am Dienstag eine neue Klimaschutz-Strategie und ein Konzept für einen Klimarat beschlossen. Das Land will unter anderem bis 2040 in der Gesamtbilanz klimaneutral sein.

Bis 2030 will das Land zudem die Treibhausgasemissionen um 75 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 senken. Bis 2035 sollen es 90 Prozent weniger sein, wie die Staatskanzlei am Dienstag mitteilte. Außerdem soll der Energie- und Wasserstoffbedarf in Niedersachsen bis 2040 bilanziell vollständig über erneuerbare Energien gedeckt werden. Zur Umsetzung der Klimastrategie habe das Land eine Milliarde Euro zusätzlich bereitgestellt, heißt es. Beginnend mit dem Haushaltsjahr 2025 stünden dafür bis 2048 allein im Umweltministerium jährlich 37 Millionen Euro zur Verfügung. Dafür hatte die rot-grüne Landesregierung Ende 2023 das entsprechende Klimaschutzgesetz verschärft.

Meyer: Klimaschutz ist "Querschnittsaufgabe"

Nach Angaben der Staatskanzlei enthält die neue Klimaschutz-Strategie 120 Maßnahmen fast aller Ressorts, die die Landesregierung in den kommenden Jahren weiter vorantreiben will, wie etwa den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien oder die Finanzierung der kommunalen Wärmeplanung. "Wichtig ist, dass dafür die EU und der Bund weiter Kurs in Richtung Klimaneutralität halten und dass die Energie-, Wärme- und Verkehrswende, die für Niedersachsen so wichtig ist, ambitioniert fortgesetzt wird", sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Er sprach von Klimaschutz als einer "Querschnittsaufgabe": "Die Klimaschutzstrategie zeigt, dass die Landesregierung ressortübergreifend konstruktiv zusammenarbeitet, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen", so Meyer.

Videos
In einer flachen, ländlichen Gegend stehen viele Windkrafträder. © Screenshot
1 Min

Windkraft-Jahresziel 2024 verfehlt - trotz mehr Genehmigungen

Auch wenn jedes fünfte Windkraftwerk in Niedersachsen gebaut wurde, ist das Jahresziel von 1.500 Megawatt nicht erreicht. 1 Min

Neuer Klimarat tritt zusammen

Ein Klimarat soll die Landesregierung auf dem Weg zu den Klimaschutzzielen beraten, teilte die Staatskanzlei mit. Er soll sich demnach aus sechs Vertreterinnen oder Vertretern der Wissenschaft und neun Verbänden aus Wirtschaft, Umwelt, Kommunen, Soziales und Landwirtschaft zusammensetzen. Der Klimarat soll im zweiten Halbjahr 2025 eingesetzt werden. Zudem ist ein begleitendes Gremium von rund 100 Bürgerinnen und Bürgern geplant. "Wir wollen im Klimarat auch erstmalig diejenigen einbinden, die Klimaschutzmaßnahmen am Ende umsetzen und mehrheitlich mittragen müssen", sagte Meyer.

Grüne: "Starkes Signal für klimagerechte Zukunft"

Laut der Sprecherin für Energie und Klimaschutz der Grünen-Landtagsfraktion, Marie Kollenrott, setzen die 120 Einzelmaßnahmen die "richtigen Impulse". "Mit dem heute vorgelegten Konzept der Landesregierung geht Niedersachsen konsequent voran - sozial verträglich, wissenschaftlich fundiert und unter Beteiligung der Bürger*innen", sagte sie am Dienstag. "Das ist ein starkes Signal für die klimagerechte Zukunft Niedersachsens." Es sei richtig, die Bevölkerung stärker in die Pläne zu nachhaltigem Klimaschutz einzubeziehen, so Kollenrott.

Videos
Die Dächer großer Hallen sind mit Solarpanelen austgestattet. © Screenshot
3 Min

Größte Dach-Photovoltaikanlage in Niedersachsen eingeweiht

Insgesamt wurden 31.000 Solarmodule auf zehn Hallen in Brake montiert. Die Anlage könnte knapp 3.400 Haushalte mit Strom versorgen. 3 Min

NABU befürwortet "ambitioniertes Ziel"

Auch der NABU Niedersachsen befürwortet die beschlossene Klimaschutz-Strategie und das Ziel der Regierung, bis 2040 klimaneutral zu sein. "Sehr ambitioniert, das finden wir natürlich sehr gut", sagte Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender, dem NDR Niedersachsen. Er halte es für sinnvoll, die Gesellschaft in Form des Klimarats über verschiedene Verbände, die Wirtschaft, die Landwirtschaft und andere Bereiche mit einzubeziehen. "Die Frage ist immer, wie dann der Klimarat tatsächlich eingebunden wird und ob die Maßnahmen, die dort besprochen werden auch tatsächlich in die Politik einfließen", so Buschmann.

Kritik von der Opposition

Die umweltpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Verena Kämmerling, bezweifelt hingegen, dass die geplanten Maßnahmen dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. "Es ist nach wie vor fraglich, was genau Minister Meyer mit dem Klimarat bewirken möchte", so Kämmerling in einer Mitteilung am Dienstag. "Vielmehr scheint es so, als würde der Minister durch Symbolpolitik bestimmten gesellschaftlichen Gruppen eine Freude machen wollen."

Niedersachsen senkt Emissionen durch Treibhausgase

Derzeit emittiert Niedersachsen nach Angaben des Umweltministeriums 73,84 Millionen Tonnen an Treibhausgasen (Stand 2020). Bis 2020 konnten die Gesamtemissionen demnach gegenüber 1990 um 26,3 Prozent verringert werden. Im Jahr 2023 konnte Niedersachsen erstmals rechnerisch den gesamten Energieverbrauch im Land durch erneuerbare Energien decken.

Weitere Informationen
Solarpark mit Photovoltaikanlagen auf einer Wiese in ländlicher Umgebung. (Themenbild) © Fotolia.com Foto: Michael Eichhammer

Ziel klimaneutrale Kommunen: Niedersachsen gibt 46 Millionen Euro

Bis 2045 sollen die Kommunen klimaneutral sein. Niedersachsen greift ihnen mit mehreren Millionen Euro unter die Arme. mehr

Zwei Windräder stehen vor blauem Himmel. © picture alliance / imageBROKER Foto: Siegfried Kuttig

Niedersachsen deckt Stromverbrauch über erneuerbare Energien

Der Anteil erneuerbarer Energie liegt rechnerisch erstmals über 100 Prozent. Das Land will Windkraft weiter ausbauen. mehr

Eine Moorlandschaft im Emsland. © picture alliance / imageBROKER Foto: Erhard Nerger

SPD und Grüne wollen Moorschutz in Niedersachsen vorantreiben

Die Regierungsfraktionen haben entsprechende Pläne im Landtag vorgelegt. Im Fokus steht die Renaturierung der Moore. mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 06.05.2025 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klimaschutz

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Mitarbeiter der Spurensicherung und des LKAs tragen Kisten aus dem Wohnhaus der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg. © picture alliance/dpa Foto: Annette Riedl

Zielfahnder schildert erstmals detailliert Daniela Klettes Festnahme

Die heute 66-jährige Daniela Klette hatte in Berlin unter falschem Namen gelebt. 2024 wurde sie dort aufgespürt. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen