Ärztekammer fordert Rückkehr zu kostenlosen Corona-Tests
Seit Anfang Juli sind Corona-Tests nicht mehr kostenlos. Für die Ärztekammer Niedersachsen sei das ein großer Fehler, sagte Präsidentin Martina Wenker. Sie will die Rückkehr zum kostenfreien Modell.
"Jeder, der sich testen lassen möchte, sollte das auch weiterhin kostenlos tun können", sagte sie gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Das Ende der kostenlosen Tests führe zu einer ausgeprägten Verwirrung. "Im Moment weiß doch keiner mehr, wer sich wann kostenlos testen darf und wer dafür zahlen muss." Wenker sieht dabei den Bund in der Pflicht. Die Tests blieben wichtig, "weil wir uns ansonsten in einen gefährlichen Datenblindflug begeben und im Herbst nicht einmal mehr Kenntnis über die Infektionszahlen haben".
Maske tragen - dort, wo sich Menschen begegnen

Mit Blick auf den Herbst geht die Ärztekammer davon aus, dass Abstands- und Hygieneregeln zurückkehren werden. In vielen Bereichen werde es auch wieder eine Maskenpflicht gelten. Mund-Nasen-Bedeckungen seien ein gutes Instrument, sich und andere vor Ansteckungen zu schützen. Wenker rät eindringlich dazu, auch jetzt schon dort freiwillig Maske zu tragen, wo es momentan keine Pflicht ist. Zum Beispiel beim Einkaufen "und halt überall dort, wo Menschen sich begegnen". Mit Zurückhaltung äußerte sich die Kammerpräsidentin zu der Frage einer vierten Corona-Schutzimpfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie derzeit nur Menschen ab 70 Jahren oder solchen mit Vorerkrankungen. Jüngeren und gesunden Menschen rät Wenker davon ab, sich jetzt zum vierten Mal impfen zu lassen. Es sei gerechtfertigt, "wenn immungesunde Menschen mit erfolgter Dreifachimpfung zunächst die weitere Impfstoffentwicklung abwarten".
Statistik: Weniger Tests, mehr positiv
Derweil teilte das niedersächsische Gesundheitsamt mit, dass die Zahl der an Stationen durchgeführten Tests gesunken sei. Die Anzahl der positiven Testergebnisse hingegen gestiegen sei. Demnach wurden im Juni etwa 3,5 Millionen Tests genommen, rund 500.000 weniger als noch im Mai. Im Februar waren es sogar noch etwa 8,5 Millionen Tests. Insgesamt seien in diesem Jahr bislang rund 40 Millionen Tests durchgeführt worden, so das Ministerium. Davon waren rund 1,85 Millionen positiv. Selbsttests, die eigenständig genommen werden, werden in der Statistik nicht berücksichtigt.
Höchste Anzahl positiver Ergebnisse in diesem Jahr
Die Positivrate der genommenen Tests stieg dagegen an. Laut Ministerium waren in der vergangenen Woche rund 10,4 Prozent der mehr als 320.000 Tests positiv. So hoch war der Anteil in diesem Jahr noch nie. Diese Rate schwanke jedoch - in einer Woche im April waren bereits rund 8 Prozent der Tests positiv, in einer Woche im Mai hingegen nur 4,5 Prozent.
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