Ein Justizbeamter steht zur Prozessbeginn in der Stadthalle Braunschweig. © picture alliance/dpa/dpa Pool | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

VW-Dieselskandal: Anwälte kritisieren Staatsanwaltschaft

Stand: 09.08.2022 14:55 Uhr

Im Prozess um den Dieselbetrug bei VW hat der Vorsitzende Richter erneut angemahnt, wesentliche Informationen mit allen Prozessbeteiligten zu teilen. Zuvor hatte es Kritik der Verteidigung gegeben.

Mehrere Anwälte der vier derzeit vor Gericht stehenden ehemaligen Manager des VW-Konzerns warfen am Dienstag der Staatsanwaltschaft vor, zum Teil zu spät über Sachverhalte zu informieren. Teils würden Fragen zudem erst verneint und kurz darauf doch bejaht, sagte ein Rechtsanwalt im Prozess vor dem Braunschweiger Landgericht. "So können wir doch kein Verfahren führen", sagte er. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit", sagte ein Kollege. Den Angeklagten wird unter anderem bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Laut Anklage wurden Millionen Dieselautos manipuliert. Die Hauptverantwortung für den Skandal haben alle Angeklagten in dem Prozess von sich gewiesen.

34 von 38 Zeugen schwiegen zu den Vorwürfen gegen VW

Der Prozess war in den vergangenen Monaten kaum vorangekommen. Seit nunmehr fast einem Jahr wird in der Stadthalle verhandelt. Das Problem: 34 von 38 maßgeblichen Zeugen haben von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Der Prozess wurde nun deshalb mit der Aussage einer Staatsanwältin fortgesetzt, die aus einer Zeugenvernehmung im Jahr 2016 berichtete. Damals hatte sie als Vernehmungsbeamtin mit einem für Produktsicherheit zuständigen VW-Juristen gesprochen. Sie räumte nun ein, dass die Erinnerungen sechs Jahre nach jener Vernehmung nicht mehr ganz frisch seien. Mithilfe von Protokollen gab sie aber einige Gesprächsinhalte wieder, über die der 2016 Befragte auch mit dem einstigen VW-Chef Martin Winterkorn gesprochen habe.

Winterkorn weist Schuld von sich

Das Verfahren gegen Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn war aufgrund eines medizinischen Gutachtens abgetrennt worden. Winterkorn hatte im September 2015 die Manipulation bei Volkswagen eingeräumt, eine eigene Verantwortung aber stets von sich gewiesen.

Weitere Informationen
Blick auf das Gebäude des Landgerichts in Braunschweig. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

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Das Landgericht Braunschweig wollte sie im VW-Prozess befragen, weil zahlreiche wichtige Zeugen die Aussage verweigern. (16.06.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 09.08.2022 | 06:30 Uhr

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