60-Stunden-Woche in der Pflege: Kritik an Reimanns Vorstoß
Mit flexibleren Arbeitszeiten in der Pflege will Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) auf die Corona-Pandemie reagieren. Arbeitnehmervertreter sehen darin ein falsches Signal.
Die Allgemeinverfügung helfe in der aktuellen Situation überhaupt nicht, sagte Olaf Uhde, Personalrat der Universitätsmedizin Göttingen zu NDR 1 Niedersachsen. Statt Mehrarbeit müsse der Arbeits- und Gesundheitsschutz an erster Stelle stehen. Zwar sei durch die Verfügung niemand verpflichtet 60 Stunden in der Woche zu arbeiten, aber "es wird dazu führen, dass sich unsere Kollegen und Kolleginnen unverstanden fühlen". Schon jetzt fehlten rund 40 Pflegekräfte. Weil der Beruf so unattraktiv sei, habe man Probleme Nachwuchs zu finden. Das Sozialministerium hat mit seiner Verfügung mehr Sonn- und Feiertagsarbeit sowie die Erhöhung der Arbeitszeit auf bis zu 60 Wochenstunden ermöglicht.
Beruf muss attraktiver werden, dann gibt es mehr Personal
Ver.di-Gewerkschaftssekretärin Julia Niekamp teilt die Kritik. Für die Pflegekräfte sei dies "ein Schlag ins Gesicht". Es sei viel wichtiger Pflegekräfte besser zu bezahlen, um den Beruf attraktiver zu machen. Wenn dann mehr Personal eingestellt werde, würden die Pflegerinnen und Pfleger auch weniger belastet werden. Niekamp hofft, dass die Personal- und Betriebsräte in den Kliniken und Pflegeheimen den Vorstoß des Gesundheitsministeriums abwehren.
