450-Jahr-Feier in Bibliothek - Steinmeier gratuliert
Die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel wird 450 Jahre alt. Zur Feier kam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - und ein millionenschweres Buch erblickte erneut das Licht der Öffentlichkeit.
"Bibliotheken sind keine demokratischen Erfindungen. Sie stammen aus alten Zeiten. Aber ohne sie gäbe es die Demokratie nicht", sagte Steinmeier am Dienstag beim Festakt zum 450-jährigen Bestehen der Bibliothek. Der Bundespräsident betonte die Bedeutung öffentlicher Bibliotheken. Eine "Diktatur über das Wissen" liege nur einen kleinen Schritt von einer politischen Diktatur entfernt. "Wie bei der Pressefreiheit gilt auch hier: Der freie Zugang zu Bibliotheken ist ein ziemlich sicherer Indikator für den Zustand der Freiheit in einer Gesellschaft." Dies werde gerade "im Extrem in dem menschenverachtenden, grausamen Angriffskrieg, den Russland in der Ukraine führt" deutlich, sagte Steinmeier.
Steinmeier: "Bibliotheken sind hilfsbereite, offene Orte"
Bibliotheken hingegen seien Verheißungsorte von möglicher Humanität, so der Bundespräsident. Von den großen Staats-, Landes- und Universitätsbibliotheken über die Stadtteil- und Ortsbibliotheken bis hin zu den katholischen und evangelischen öffentlichen Büchereien seien sie hilfsbereite, offene Orte. Das gelte insbesondere am Geburtstag der Herzog August Bibliothek. "Ein Grund zu feiern und dankbar zu sein, auch in diesen, für die Vision einer humanen Welt für alle so schweren Zeiten", sagte Steinmeier.
Thümler kündigt Sanierung an
Auch Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU), gratulierte der Bibliothek zum Jubiläum. "Heute feiern wir die Herzog August Bibliothek nicht nur für ihre 450-jährige Geschichte, sondern auch für ihre Transformation von der fürstlichen Sammlung zur modernen, hybriden außeruniversitären Forschungs- und Studienstätte", sagte Thümler. Neben des anstehenden Neubaus eines Servicegebäudes für knapp 20 Millionen Euro stellte er als "kleines Geburtstagsgeschenk" zudem die Grundsanierung von drei Gästewohnungen im Lessinghaus in Höhe von einer halben Million Euro in Aussicht. Dort leben Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie internationale Gäste, die in der Herzog August Bibliothek forschen.
Einst teuerstes Buch der Welt wird ausgestellt

Von diesem Mittwoch bis zum 3. Juli präsentiert die Bibliothek eine Schau zur Geschichte des Wissens und der Kultur des Buches. Unter dem Titel "Wir machen Bücher" wird erstmals seit 2015 auch das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England gezeigt. Der prachtvolle Codex war 1983 im Auftrag des Landes Niedersachsen für 32,5 Millionen Mark bei Sotheby's in London ersteigert worden. Das damit einst teuerste Buch der Welt ist seit Montag wieder in der Schatzkammer der Herzog August Bibliothek zu sehen. Die Bibliotheca Augusta präsentiert die kostbare Handschrift aus dem zwölften Jahrhundert sechs Wochen lang bis zum 17. Mai.
"Achtes Weltwunder"
Die im Jahr 1572 gegründete Herzog August Bibliothek galt jahrzehntelang als die größte Bibliothek nördlich der Alpen und wurde als achtes Weltwunder bezeichnet. Ihre Bestände umfassen insgesamt etwa eine Million Medieneinheiten, darunter rund 11.800 Handschriften und mehr als 400.000 alte Drucke.
