Schulen zu - aber warum kein Digitalunterricht?
Eine Aussage von Niedersachsens Kultusminister sorgt für Irritationen in den Lehrerzimmern im Land. Die Frage, ob es wegen der Schulschließungen Ersatzangebote in digitaler Form geben werde, verneinte Grant Henrik Tonne (SPD) am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz. "Es gibt keine landesweite Anweisung, Unterricht online oder in digitaler Form vorzunehmen", sagte Tonne. Niedersachsens Schulen bleiben ab Montag fünf Wochen lang geschlossen, um eine weitere rasche Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
"Waren richtig stolz - bis zur Pressekonferenz"
Marco Gerhard Schinze-Gerber ist Schulleiter der IGS Burgwedel (Region Hannover). Er hat mit Kollegium, Schülern und Eltern einen Notfallplan auf die Beine gestellt, um vorbereitet zu sein. Ein Plan für mehrere Tage sei erstellt worden, um die Schüler digital unterrichten zu können. Passwörter und Zugänge wurden kontrolliert. "Wir waren krisensicher und richtig stolz. Bis zur Pressekonferenz", sagte er NDR.de. Nun habe er sich in Abstimmung mit dem benachbarten Gymnasium entschieden, doch keinen digitalen Ersatzunterricht anzubieten.
Anderer Weg in Hildesheim
"Wenn der Minister sagt: 'Es wird das nicht geben', können wir niemanden verpflichten", so der Schulleiter weiter. Dabei, und da hat er die Eltern den ersten Rückmeldungen zufolge auf seiner Seite, hätte man die Zeit auf diese Weise sinnstiftend überbrücken können, sagte er. Ein paar Kilometer weiter südlich - in Hildesheim - hat sich Ulrich Brockhaus für einen anderen Weg entschieden. Er ist stellvertretender Leiter einer Berufsschule und dort wird ab Montag digital unterrichtet. "Es gibt schließlich kein Verbot", so Brockhaus.
Auf grünes Licht von Tonne gehofft
Seit drei Jahren habe seine Schule alle Voraussetzungen, um Digitalunterricht anbieten zu können. So soll in den kommenden Wochen der "stoffliche Schaden in Grenzen gehalten" werden, sagte der stellvertretende Leiter. Er hätte sich gewünscht, dass Tonne den Schulen, die die Möglichkeiten für Ersatzunterricht haben, grünes Licht geben würde. "So etwas wie ein 'Ihr könnt es gerne so machen'", so Brockhaus. Auch wenn nicht alle Schulen mithalten könnten. "Es gibt sehr unterschiedliche Entwicklungsstadien in Sachen IT in den einzelnen Schulen."
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Freitagabend im NDR Fernsehen, ein Teleunterricht würde nur ungleiche Verhältnisse schaffen. Zwei Wochen Unterrichtsausfall seien zu verkraften, so Weil bei Hallo Niedersachsen.
